Dienstag, 29. April 2014

Der Sedisvakantismus der Piusbrüder

Die Gebrüder Pius müssten ungefähr jetzt mit ihrem theologischen Mummenschanz an ein Ende gekommen sein.

Die Piusse sind ja bekanntlich der Meinung, dass alle Päpste seit Johannes XXIII. Häretiker waren und sind. Das war an sich kein Problem, denn sie verkündeten ja ihre Häresien nicht als unfehlbare Lehre, also konnten sie zugleich Häretiker und Papst sein, sie waren halt nur in ihrem nicht unfehlabren Lehramt häretisch. Das unfehlbare Lehrmat blieb (per Definition aber auch offenkundig) von der Häresie verschont.

Nun wurden aber am vergangenen Sonntag zwei Päpste, von denen die Piusbrüder behaupten, sie seien Häretiker gewesen, von einem Papst heiliggesprochen, den sie gleichermaßen als Häretiker betrachten. 
Eine Heiligsprechung ist bekanntlich ein Akt des unfehlbaren Lehramtes der Kirche. Das war bei der "nachkonziliaren" Heiligsprechung irgendwelchen heiliger Männern und Frauen kein Problem, hier konnten auch ansonsten häretische Päpste ihr unfehlbares Lehramt treulich ausführen.
Jetzt aber liegt der unlösbare Widerspruch vor, dass, aus Sicht der Piusse, das unfehlbare Lehramt zwei Häretiker heiliggesprochen hat.

Bisher anerkannten die Piussens noch die Legitimität der Päpste (Häretiker oder nicht), jetzt geht das nicht mehr. Die Brüder müssen jetzt entweder eingestehen, dass sie sich geirrt haben, oder sie müssen sede vacante erklären: Dass der gegenwärtige Papst kein legitimer Papst ist. Genau davor sind sie bisher immer zurückgeschreckt (nicht aber ihre Abspaltungen und die Abspaltungen dieser Abspaltungen; vgl. hier).

... schön blöd, ne?



EDIT: Zwei Dumme, ein Gedanke: Joe, von Shameless Popery, hat das Problem hier sehr viel ausführlicher und schöner aufgedröselt, als ich das (zumindest z.Z.) könnte.

1 Kommentar:

  1. haha,vielen Dank für den Link! Der Blog gefällt mir. Es sei jedoch trotzdem einmal darauf hingewiesen, dass die Piusse nicht erst seit gestern Kritik an den Kanonisationsverfahren äußern, sondern dies schon seit Jahrzehnten tun (besonders kontrovers waren dabei die Verfahren um J23(also der Konzilskanonisation) und JoseMaria Escriva). Dafür wurde 1. immer das Thomaszitat zu Grunde gelegt, dass auch Joe bringt und das den "Glaubensgehorsam" (pius credenda) fordert, jedoch keine Unfehlbarkeit der Verkündung selbst anrechnet, oder, wie der von Joe verlinkte Eintrag auch explizit ausdrückt:"This infallibility, however according to the holy doctor, is only a point of pious belief." Ich muss sagen, dass ich dieses verkürzte zitieren entgegen dem eigentlichen Textsinn für äußerst kritisch halte, weil es eine gewisse Unehrlichkeit zeigt. Wäre es in dem Beitrag um tatsächliche Wahrheitsfindung oder Verständnis der Sachlage gegangen, hätte man diese Fortsetzung nicht unter den Tisch fallen lassen dürfen[sic], und ich sage das, weil ich selbst gerne mehr zu dem Thema wüsste und das Gefühl habe nur unaufrichtige und hämische oder einseitige Beiträge zu lesen! :(
    Jedenfalls wurde trotz der validen Argumente für die Infallibilität stets auch die inhaltliche,"wesentliche" Veränderung des Prozesses selbst als Grund für die Ungültigkeit oder zumindest Ungewissheit bei einer Heiligsprechung genannt. Dazu gehörten einerseits das Abweichen von Fristen (wie nun bei JPII) als auch der Wegfall des lehramtlich auf Sixtus V. zurückgehenden Advocatus Diaboli, der ja erst diese Flut an Heiligsprechungen ermöglicht hat.....
    Wie gesagt, bisher habe ich mir keine abschließende Meinung zu der Sache gebildet, aber ich finde diese vorgetäuschte Spitzfindigkeit problematisch und mir mißfällt v.a. dass Kanonisationen (wieder!) zum Mittelder Kirchenpolitik werden! Heiligsprechung per Akklamation 2005 hätte ich befürwortet, aber dieses Taktieren und zusammenlegen mit J23 sowie die vergangenen Heiligsprechungen mit politischer Motivation (Karl d.Gr., Gregor VII., William von Norwich oder andere Opfer von angeblichen Ritualmorden, deren Kulte teilweise durch Bischöfe unterdrückt wurden/werden etc.) wiegen mich eher zur Bezweiflung der Infallibilität von Heiligsprechungen.
    Es scheint mir außerdem etwas seltsam, dass nach 500 Jahren mit zwei kanonisierten Päpsten (PiusV. und PiusX.) auf einmal PiusXII., J23, JPII, alle selig oder heilig sein sollen,- vielleicht war unser Jahrhundert einfach eines heroischer Päpste und der Skeptizismus hält mich von der wünschenswerten kindlichen Annahme dieser Verkündigungen ab, aber die meisten Statistiker würden wohl auch gewisse Zweifel äußern.
    Naja,ich freue mich über Hinweise, Erklärungen und Klarstellungen und schaue mal, ob ich nicht doch das ein oder andere Gebetsanliegen mit den beiden Neulingen der Heiligenschar teile ;-)

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