Sonntag, 5. Januar 2014

Erzbischof Robert

Vielleicht eine Fortsetzung von hier.

Vorhin sah ich bei einem Spaziergang den Apostolischen Administrator Bischof Robert Zollitsch zum ersten mal seit dem Ende seines Amtes als 
Erzbischof von Freiburg in "privat", als er wohl gleichfalls spazieren ging.

Nicht groß an Gestalt, aber kerzengerade mit kleinen flinken Schritten dahergehend, wirkt er einerseits überraschend fidel, erscheint zugleich aber körperlich älter, als er ist. Zugleich scheint es ihm offenbar gesundheitlich besser zu gehen, als noch vor einem Jahr.

Er ist nicht verbittert, wie so manche leitende Persönlichkeit in Limburg (s. hier), und wirkt auch nie so. Immer wenn ich ihn gesehen habe oder ihm begegnet bin, wirkte er sehr beschäftigt, manchmal auch befremdend gleichgültig.

Er trägt meist eine recht evidente Maske die alle lieb hat, kann aber auch durchaus mal wütend sein. Bei aller Nettigkeit und dem offenkundigen Bestreben, niergends anzuecken, kann er auch (äußerst selten) mal ungehalten und deutlichen Wortes sein. Übrigens wirkt er im normeln Gespräch ganz anders (und bei weitem angenehmer!) als etwa auf der Kanzel oder am Rednerpult... er redet dann auch ganz anders, was Stimmlage, Geschwindigkeit, Satzfluss angeht... sehr faszinierend.
Was ich vermisse ist ein christliches (zumal katholisches) Profil, da bei aller political correctness es bei offiziellen Angelegenheiten nur äußerst selten passiert, dass man anhand des Gesagten überhaupt merkt, dass man es mit einem katholischen Bischof zutun hat und nicht etwa mit einem Politiker, Schöngeist oder Nachrichtenmoderator.

Ich freue mich, dass es ihm gesundheitlich wieder besser geht (hinter vorgehaltener Hand legten ihm hier in Freiburg so manche schon seit Jahren einen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen nahe) und habe ihn auch weiterhin als "meinen Bischof" im Gebet, auch wenn er es juristisch gesehen nicht mehr ist. Ich bin aber doch froh, dass jetzt mal ein Generationenwechsel ansteht.
Wie jeder regelmäßige Leser dieses Blogs weiß, bin ich nicht stolz auf EB Zollitsch und fühle mich des öfteren richtiggehend verarscht, weil ich mich im Blick auf die Weltkirche von ihm allein gelassen fühle, aber die ungehorsamen Priester regelrecht von ihm belohnt werden (ganz zu schweigen davon, dass deren "Forderungen" in schöner Regelmäßigkeit von seiner Exzellenz amtlich umgesetzt werden...).

In diesen Tagen wird mir neu bewusst, wie schwierig das Verhältnis zum eigenen teilkirchlichen Hirten sein kann... Die Theologie macht es einem auch nicht gerade einfacher, wenn einem sämtliche Rechtsbeugungen und -brüche, alle Ungereimtheiten und Fragwürdigkeiten, alle Oberflächlichkeit und alle gleichermaßen politisch korrekten wie dogmatisch/moralisch fragwürdigen Ausweichaktionen ständig ins Auge springen. 
Neulich habe ich auch einen unserer emeritierten Weihbischöfe erleben dürfen und war danach alles andere als gestärkt (ob es daran lag, dass er, trotz zahlreicher junger Leute in der Kirche, sich in seiner Predigt teils implizit, teils aber sogar explizit, nur an die Graumelierten gewandt hat?). 
Ich fühle mich nicht geleitet und behütet, sondern gehätschelt und geknebelt.

Es ist schon gut, dass sich die Diözesen nicht selbst ihre Hirten geben (s. hier). Ein Volk hat immer die Politiker, die es verdient. Wenn aber ein Bischof sein Bistum spirituell runterwirtschaftet, braucht es eine Intervention von Außen. Bequemlichkeit ist immer auch Anzeichen eines mangelnden Gottesbezugs, denn wir sind immer nur Pilger auf Erden. Ein Bischof muss seine Herde auf die Weide führen, nicht die Inneneinrichtung des Stalls designen.
Dass gerade mein EB seit Jahren mantraartig vom "Aufbruch" spricht (s. hier), hatte von Anfang an einen bitteren Beigeschmack, hat sich zunehmend aber zu einem orwellschen Alptraum entwickelt.


Aus dem Messbuch (zur Wahl eines Papstes oder eines Bischofs):

Ewiger Gott, du bist der Hirt,
der seine Herde beschützt
und durch die Zeiten führt.
Gib der Kirche von Freiburg einen Bischof,
dessen heiliges Leben dir gefällt
und dessen Hirtensorge deinem Volk
den rechten Weg weist.


PS. Das hier beschriebene sind rein persönliche Eindrücke, wie ich den EB in den letzten Jahren erlebt und mich dabei gefühlt habe. Es ist kein Urteil, keine Wertung und keine "gültige" Deutung angezielt.

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