Mittwoch, 16. Oktober 2013

Das Rütteln


»Darum bist du unentschuldbar - wer du auch bist, Mensch -, wenn du richtest. Denn worin du den andern richtest, darin verurteilst du dich selber, da du, der Richtende, dasselbe tust. Wir wissen aber, dass Gottes Gericht über alle, die solche Dinge tun, der Wahrheit entspricht. Meinst du etwa, du könntest dem Gericht Gottes entrinnen, wenn du die richtest, die solche Dinge tun, und dasselbe tust wie sie?« (Röm 2,1-3)

Dem Papst wird von Seiten mancher Theologen hinter vorgehaltener Hand vorgeworfen, er sei ein theologisch unterbelichteter Dorfpfarrer und mancher hofft, das Pontifikat währte nur kurz. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass natürlich auch im Vatikan getuschelt und gelästert wird was das Zeug hält (so sehr, dass es sogar an der hiesigen theologischen Fakultät deutlich zu hören ist...).

Dem Bischof von Limburg wird in aller Öffentlichkeit von seinen eigenen Mitarbeitern vorgeworfen, er sei (psychisch) krank. Inzwischen knöpfen sich die Medien immerhin noch weitere Kreise vor, die sich sicherlich auch schuldig gemacht haben. Way to go!

Im Erzbistum Freiburg geht man hinter den Kulissen und teilweise öffentlich munter auf einander los... jeder widerspricht jedem und es gibt viele kleine Päpste die das Sagen haben wollen (wenn z.B. der Pressesprecher Exzellenz Zollitsch mit stoischer Gelassenheit widerspricht ob der Tragweite der "Handreichung").

Die zum Ungehorsam aufrufenden Priester reiben sich die Hände und frohlocken, weil ihr Chef brav getan hat, was sie verlangt haben, auch wenn es gegen jedes in der Kirche geltende Recht verstößt. Die Fakten sind geschaffen, der Damm ist gebrochen, das wird man sich nicht mehr wegnehmen lassen. Der Nachfolger von Herrn Zollitsch tut mir jetzt schon Leid!

Das Positive ist, dass sich die Funktionäre des Erzbistums Freiburg mit ihrer bekloppten/illegalen/häretischen "Handreichung" möglicherweise einen Bärendienst erwiesen haben, weil nun der Vatikan noch sehr viel genauer hinschauen wird, wer hier als neuer Erzbischof eingesetzt werden wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand von außerhalb sein wird, ist durch das offenkundige völlige Versagen im Innern deutlich gestiegen. In Anbetracht der eklatanten Widersprüche in der Darstellung des Geschehenen durch verschiedene Organe, scheint es nur zwei mögliche Erklärungen zu geben: Entweder lügt die Hälfte der Belegschaft (zu welcher Hälfte gehört wohl Zollitsch?), oder der Apparat ist völlig außer Kontrolle (in dem Fall weiß Zollitsch nicht, wovon er redet). Das eine wie das andere erfordert m.E. einen Bischof von außerhalb.

Ich kann nicht umhin mich zu wundern über all die Anschuldigungen, Beleidigungen, Verleumdungen und kaum kaschierte LMAA-Aussagen, die ich dieser Tage zu hören bekomme oder im Netz lese. Kirchenfürsten und Theologen, Kirchenfunktionäre und Pfarrer, Kirchnämter und Vatikan, Medien und Blogger. Was ist da los? Und: Ist das gut oder schlecht?
Sicher ist es gut, wenn man ordentlich ventiliert wird. Ist die heiße Luft erst mal draußen, kommt des Gebilde dann auch wieder zur Ruhe. Auch der eine oder andere überkommene Zopf muss abgeschnitten werden und auch ein Kopf muss von Zeit zu Zeit halt mal rollen, das sagt uns die Geschichte. Dass die Kirche von Geschwüren gepeinigt wird, in Rom wie in Deutschland, ist ja keine Neuigkeit.

Allen voran der Papst sorgt für viel Unruhe. Er rüttelt auf, er weckt Schlafende, er reißt Masken herunter und zerrt uns alle aus unseren jeweiligen bequemen Ecken, seien sie dogmatisch oder liberal. Ich empfinde das als notwendig. Break 'em, than build 'em up again. Es ist ein Drill.
Der Papst muss dann freilich auch seinem Namenspatron fleißig nacheifern und die Kirche stützen, nachdem er sie durchgeschüttelt hat. Und das wird er, mit Gottes Hilfe.
Lehrmäßig wird es keine Neuerungen geben, der Stil wird aber wohl nie mehr so, wie er einst war. Das mag man betrauern, ich tu es auch an manchen Stellen, aber ich kann damit leben. 

Ich schätze, wir werden uns alle noch die Augen reiben. Die "Liberalen", wenn sie merken, dass dieser Papst nicht im Traum daran denkt, nach ihrer Pfeiffe zu tanzen und die "Konservativen", wenn ihnen endlich auffällt, dass der Katholizismus auch solche scheinbaren Antipoden wie Joseph Ratzinger und Jorge Mario Bergoglio unter einem Dach und an einem Tisch des Herrn beherbergen und "aushalten" kann. Die Tumulte, die auch zuweilen auf Kommunikationsversuche und Kommunikationpannen zurückzuführen sind, müssen wir aushalten. Es sind die Geburtswehen jenes genannten neuen Stils.
Ich hoffe bloß, dass dieses ganze missgünstige Gezeter bald ein Ende hat... man hat zunehmend den Eindruck, wir Katholiken seien nurmehr ein Haufen raufsüchtiger Egomanen! Was Paulus dazu sagen würde, steht in der heutigen Lesung (s.o.).

Und auch Douglas Adams hat durchaus recht: Don't Panic! Denn: portae inferi non praevalebunt eam.

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