Donnerstag, 9. Mai 2013

Die Bibelfälscher

Ich bin ziemlich enttäuscht von Klaus Bergers neuestem Buch "Die Bibelfälscher: Wie wir um die Wahrheit betrogen werden". 
Inhaltlich ist es natürlich ganz toll. So ein Verriss der handelsüblichen Bibelexegese und eine Bloßstellung ihrer dümmlichen Dogmen tut gut. Der (angehende) Theologe dankt!

Was ich aber doch sehr bemängeln muss ist die Tatsache, die Berger selbst nicht müde wird zu betonen, dass nämlich das Buch eine einzige Polemik ist und keine wissenschaftliche Behandlung des Themas darstellt.
Polemik schön und gut, das Buch kommt bei den "Konservativen" sicher gut an und man kann sich, wenn man es nicht eh schon aus eigener Erfahung kennt, ganz wunderbar an dem darin beschriebenen alltäglichen Wahn echauffieren. Aber leider wird genau diese Tatsache unausweichlich zur Folge haben, dass man diesen Aufschrei in der Fachwelt nicht ernstnehmen wird, ja: nicht ernstnehmen kann. Die Zeit der "wissenschaftlichen Polemik" ist nämlich schon lange vorbei.
Da mag der Inhalt noch so richtig und wichtig sein und Berger auch so schon kaum in der Fachwelt rezipiert, eine solche (zuweilen sehr harsche) Polemik macht es ungemein einfach, sie zu missachten und bietet zugleich eine gigantische Angriffsfläsche für eine das eigentliche Anliegen desavouierende Kritik.

Überhaupt scheint es mir, dass das Buch ziemlich hastig und vielleicht übereilt zusammengezimmert wurde (Wiederholungen, Pünktchenpünktchen, Themensprünge etc.). Eine geruhsame und wissenschaftlich ausgereifte Auseinandersetzung hätte eher die Chance gehabt, rezipiert zu werden. So aber wird es wohl leider als "konservatives" Nischenbuch verbleiben. Zu hoffen ist, dass sich einer seiner Kollegen davon anregen lässt, den Aufruf zur Katharsis an die "biblische Wissenschaft" in einer dieser Wissenschaft verständlichen (und also rezipierbaren) Sprache und Form anzugehen.

Die Lektüre lohnt sich v.a. für den Nichttheologen, wenn man wissen will, wie (schlimm) es steht und wie es anders sein könnte (wenn...). Aber eine Wirkung sollte man von dem Buch nicht erwarten.

Schade.

1 Kommentar:

  1. Ich schätze Berger eigentlich sehr, aber seine Gedankenführung scheint mir generell gern etwas sprunghaft ... hoffen wir mal, daß das Buch trotzdem gute Dienste zu leisten vermag.

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