Mittwoch, 27. Februar 2013

Der Gemeinde ein Vater

Die Worte von Papst Benedikt bei seiner letzten Generalaudienz waren wunderschön. Er erweist sich darin so sehr wirklich als Vater der Kirche.

Der vielleicht letzte deutsche Tweet des Pontifikats:

Weihrauch


O Weihrauchkorn
Versteinter Born
Du Trän aus Lerch- und Zedernstamme,
Gebetes Bild,
Drin Feuer spielt
Und Funkeln von Herzens Flamme!

Kein Gabe Gold,
Kein Myrrhen-Sold
Kann meine Hand dem Herrn erbeuten;
Doch Weihrauch mag
Ihm alletag
Und allerorten Dank bedeuten.

O Weihrauch-Gran,
Im Feuer vertan
Und Ruch aus Herzens Nöten;
Ein irdisch Grau
Wird himmlisch Blau -
Geh, Weihrauchkorn, den Herrn anbeten!

(Guido Gezelle;
Bild: Carlo Maratta - Anbetung in Bethlehem (1701), Detail)

Dienstag, 26. Februar 2013

Nachtrag zu: "Diakoninnen"

Mich hat an der Diskussion um eine Neuerfindung des altkirchlichen Diakonissendienstes (hier) vor allem verwundert, dass es so dermaßen als "Neu" hingestellt wurde. Wie Eminenz Kasper sagte, ihm sei das "am Schreibtisch" eingefallen.

Das ist deshalb verwunderlich, weil es haargenau diesen Ansatz in der Diskussion seit dem Zweiten Vaticanum (Wiederbelebung des ständigen Diakonats in einzelnen Kirchenprovinzen) und spätestens seit der Würzburger Synode von 1972 gibt.

Der Grund, warum diese leidige Debatte in Deutschland seit 40 Jahren pausenlos und völlig sinnfrei geführt wird, liegt darin, dass eben diese Synode der Bistümer Deutschlands in ihrem Beschluss nichts weniger tat, als eben dies zu fordern! Wobei, stimmt nicht: Die Synode forderte noch weit mehr, nämlich das sakramentale Weiheamt des Diakonats für Frauen! Das scheint heute vergessen... nur bei den ewigen Forderern nicht, denn alles was irgendwie passt, ist bei denen ja automatisch sakrosankt und unfehlbare Lehre. Das bemerkenswerte dabei ist, dass dieser Beschluss von falschen Voraussetzungen ausgeht. Dort heißt es (Beschluß: Dienste und Ämter 4.2.1; Offizielle Gesamtausgabe, Bd. 1, S. 616f.): 
»Gestützt auf das biblische Zeugnis von der Stellung der Frauen im Jüngerkreis Jesu und die zahlreichen und wichtigen Dienste der Frauen in den neutestamentlichen Gemeinden, wurden in den Ostkirchen und während der ersten christliochen Jahrhunderte vereinzelt auch in Kirchen des lateinischen Ritus Frauen zu Diakoninnen geweiht. [...] Diese geschichtlichen Tatsachen waren dem Bewußtsein der Kirche weitgehend entfallen. Sie wurden durch die theologische Forschung neu zugänglich.« 
Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Zumindest das ist heute klar, wie es auch in der aktuellen Lostretung durch Eminenz Kasper deutlicht wurde.
Aber davon ausgehend schließt dieser Abschnitt des Beschlusses wie selbstverständlich hiermit (4.2.2):
»Die Zulassungsbedingungen zum Diakonat sollen daher für Männer und Frauen soweit als möglich angeglichen werden.«

Dass heute "nur" die Einführung eines nichtsakramentalen Amtes diskutiert wird, ist eigentlich fast noch eine "Verbesserung"... (Freilich eine bedeutungslose, denn was durch die Bank gefordert wird, ist ja letztlich das sakramentale Amt.) Aber darum meinte ich, dass die Fordernden dies nur als Beleidigung empfänden, obgleich sie freilich nach Außen es begrüßen würden, nur um baldigst "mehr" fordern zu können.

Um mal nur bezüglich dieser historischen Frage den derzeitigen Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Müller, aus dem Jahr 2001 (Interview in der Tagespost, hier) zu zitieren, als er nach den Ergebnissen der Internationalen Theologenkommission (die sich mit exakt diesem Thema befasste!) befragt wurde:
»Alle bedeutenden Kirchenväter haben ausdrücklich die Praxis, in einigen von der Kirche abgetrennten Gemeinschaften den Frauen das Diakonen- und Priesteramt zu übertragen, als häretisch abgewiesen. Als dann ab dem zwölften Jahrhundert im Licht der Unterscheidung von Sakramenten im wahren und eigentlichen Sinn und den bloßen Sakramentalien die liturgischen Grundvollzüge der Kirche bewertet wurden, haben alle maßgebenden Theologen und das kirchliche Lehramt die Interpretation der Diakonisse als Stufe des Weihesakraments im eigentlichen und wahren Sinne abgelehnt. Einhellig wird der Ritus der Einsetzung der Diakonisse als Benediktion (Segnung), das heißt als Sakramentale bewertet, besonders auch die Weihe der Äbtissin oder der Jungfrau, die in einem gewissen historischen Zusammenhang mit der alten Diakonissinnenweihe gesehen werden kann.«

katholische Rebellen

Es blubbert ja gerade auf facebook und auf den Blogs rum, weil auf katholisch.de, dem offiziellen kirchen(s)teuer-finanzierte Organ der Deutschen Bischöfe, Ludwig Ring-Eifel, der Chefredakteur der KNA, die deutschen Papstfans als "Rebellen" diffamiert hat. Viel wird über das despektierliche "Papstfans" gesprochen, wenig über das "Rebellen" (überaus lesenswert ist der Beitrag von Superpelliceum).

Ein Rebell ist jemand, der sich auflehnt und widersetzt gegen eine größere (z.B. staatliche) Macht und deren Agenda. Meine erste Frage lautet daher: Rebellen gegen wen und was?
Dem Papst warf man ja gerne Machtversessenheit vor... aber nun scheint sich der Strukturkatholizismus selbst alle Macht und einen Absolutsheitsanspruch zusprechen zu wollen. Warum sonst, sollte man von "Rebellen" reden bei denen, die das nicht mitmachenn wollen?

Ich stehe zu meinem Bischof, auch wenn ich oft anderer Meinung bin als er und mich auch zuweilen für sein Reden/Handeln fremdschäme (wie neulich)... Aber ich stehe eben auch zum Papst. Das unterscheidet mich von manch anderen christlichen Gemeinschaften und in anderen Erdteilen werden die Menschen dafür verfolgt! Und wenn da ein Konflikt entsteht, dann halte ich mich an Letzteren, weil die Alternative historisch als unsicher erwiesen ist, denn Bischöfe haben sich schon des Öfteren von der Kirche abgespalten. So einfach ist das. 
Wenn ich darum nun ein "Rebell" bin (und dann also doch nicht, wie von Schüller & Co. gern behauptet, ein Schaf mit Kadavergehorsam?) dann bin ich das. Ja!


Nachtrag: Zu glauben, dass diese "Rebellen" von Joseph Ratzinger abhängig sind und sie mit ihm verschwinden, ist ein naiver Wunsch. Sie waren schon Rebellen als JPII Papst war und sie werden es auch im April noch sein und bleiben. Der katholische antirömische Affekt mag fast so alt sein wie der Katholizismus in deutschen Landen, aber der "Ultramontanismus", das schauen nach Rom, ist älter (Bonifatius!!!).

Segne dieses Haus!

»Wer bin ich, Herr, HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast? Und das war noch zu gering in deinen Augen, Herr, HERR!

Und du hast sogar über das Haus deines Knechtes auf ferne Zukunft hin geredet, und dies als Weisung für Menschen, Herr, HERR! 

Doch was soll David noch weiter zu dir reden? Du kennst ja deinen Knecht, Herr, HERR! 
Wegen deines Wortes und nach deinem Herzen hast du all dies Große getan, um es deinen Knecht erkennen zu lassen. Darum bist du groß, HERR, Gott! Ja, niemand ist dir gleich, und es gibt keinen Gott außer dir, nach allem, was wir mit unseren Ohren gehört haben. 

Und wer ist wie dein Volk, wie Israel, die einzige Nation auf Erden, für die Gott hingegangen ist, sie sich zum Volk zu erlösen und um sich einen Namen zu machen und an ihnen Großes zu erweisen und furchtgebietende Taten an deinem Land, indem du vor deinem Volk, das du dir aus Ägypten erlöst hast, Nationen und ihre Götter vertriebst. 

Und du hast dir dein Volk Israel fest gegründet, dass es ewig dir zum Volk sei; und du, HERR, bist ihr Gott geworden. 

Und nun, HERR und Gott, das Wort, das du über deinen Knecht und über sein Haus geredet hast, halte ewig aufrecht, und tu, wie du geredet hast! Dann wird dein Name ewig groß sein, indem man sagt: Der HERR der Heerscharen ist Gott über Israel! Und das Haus deines Knechtes David wird vor dir fest stehen. 

Denn du, HERR der Heerscharen, Gott Israels, hast das Ohr deines Knechtes geöffnet und gesagt: Ich werde dir ein Haus bauen! - darum hat dein Knecht sich ein Herz gefasst, dieses Gebet zu dir zu beten. Und nun, Herr, HERR, du bist es, der da Gott ist, und deine Worte sind Wahrheit, und du hast dieses Gute zu deinem Knecht geredet. 
So lass es dir nun gefallen und segne das Haus deines Knechtes, dass es ewig vor dir sei! Denn du, Herr, HERR, hast geredet, und mit deinem Segen wird das Haus deines Knechtes gesegnet sein für ewig!«

(David, nachdem er für sein Geschlecht die messiansche Weissagung erhielt: 2 Sam 7,18-29; Bild: Chagall)

Montag, 25. Februar 2013

Freiheit der Schöpfung

Chaplins Klassiker "Modern Times" von 1936
Die Lektüre dieser beiden Einträge wird für das Folgende vorausgesetzt: Intelligent Design? und Ist es "designt"?


Der Titel ist doppeldeutig.
Zunächst meint er den Schöpfungsakt und also die Freiheit Gottes zu seiner Schöpfung. Denn Gott hat die Welt nicht aus einer Notwendigkeit geschaffen, etwa um sich durch sie seiner selbst gewahr zu werden (Hegel) oder um überhaupt seine Existenz in ein Werden zu überführen (wie in der Prozesstheologie nach Hartshorne). Er hat sie in völliger Freiheit geschaffen... er hätte es auch nicht tun können.

Diese Freiheit Gottes geht sogar so weit, dass er sie, die Freiheit, zu ihrer Erfüllung bringt, indem er schließlich mit seinen Geschöpfen einen Bund eingeht. Vergleichbar mit der Erfüllung der Freiheit des Menschen etwa im unauflöslichen Versprechen der Treue in der Ehe: Ein Akt der Freiheit, der dann aber eine Einschränkung dergestalt bedeutet, dass er die Beliebigkeit ausschaltet. So ähnlich ist es auch mit dem Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. (Daher die bräutlichen Motive bei der Beschreibung dieses Verhältnisses.) Freiheit bestet nicht in der ständgen Verfügbarkeit aller Möglichkeiten, sondern sie verwirklicht sich dann, wenn sie eingesetzt wird, sprich, wenn eine Wahl, eine Entscheidung getroffen wird. Jede Entscheidung ist ein Massenmord an Möglichkeiten.

Und sogar noch grundlegender hat sich Gott (in Freiheit) eine Beschränkung auferlegt: Gott respektiert die Freiheit seiner Geschöpfe. Und damit sind wir nun beim zweiten Sinn des Titels: Die Schöpfung ist frei.

Gott ist kein Diktator der Schöpfung, sondern lässt ihr ihre geschöpfliche Freiheit. Die Schöpfung ist im "freien Werden" begriffen und in diesem hat sie durch das ihr von Gott eingegebene Potential all das hervorgebracht, was wir um uns sehen. Gott ist kein Ingenieur der ständig in seine Schöpfung eingreifen muss. Hätten die Kreationisten recht, wäre die einzige Erklärung für die zahllosen Fossilien die wir finden, dass Gott ständig Fehlschläge erlitt. Er schafft etwas, es stirbt aus, er muss es ersetzen. Wenn Gott direkt hantierend das zustandegebracht hätte, was wir faktisch in den Fossilien finden, dann hat er eine geringere "Erfolgsquote" als jeder Ingenieur.

Gottes Macht und Gewalt ist dann klar ersichtlich, wenn nicht er als Akteur an zahllosen einzelnen Prozessen kausal teilgenommen hat, sondern wenn er das getan hat, was er, aus Liebe, mit uns Menschen sowieso tut: Er lässt die Schöpfung sich selbst entfalten. Er zwingt sie nicht. Er nimmt keinen kausalen Einfluss auf die Entwicklung oder den Ablauf irgendwelcher Prozesse, wieso sollte er auch? Wenn ein unendliches, ewiges, allwissendes und allmächtiges Wesen das Universum geschaffen hat, wie vernünftig wäre es dann, dass er nach der anfänglichen Schöpfung ständig nachjustieren muss, damit das passiert, was er haben will? Zwar hasse ich technische Analogien aber: Eine Maschine funktioniert dann gut, wenn sie funktioniert, ohne dass ständig nachjustiert werden muss!

Wer Gott ständig in das freie Entfalten und Bestehen der Schöpfung eingreifen lässt, spricht ihm seine Allmacht und Allwissenheit nicht nur prinzipiell ab, er unterwirft Gott als Weltschöpfer allen Beschwernissen der irdischen Welt (zeitlicher Ablauf, Kausalität, Räumlichkeit etc.) und macht ihn zudem zu einem despotischen Kontrollfreak, der mehr mit einem Maschinenwärter gemein hat, als mit einem liebenden Gott dessen Schöpfungsmacht alles übersteigt. Gott kann sich freilich, aus Liebe, willentlich diesen Beschwernissen unterwerfen (hat er ja auch getan: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt"), jedoch wird im kreationistischen Denken Gott von diesen unterworfen: Ein Organismus, nehmen wir mal ein Bakterium, gelangt in eine Umgebung, in der es sinnvoll wäre, sich schnell fortbewegen zu können, um nicht gefressen zu werden... also muss der Maschinenwart ran und dem Bakterium ein Flaggelum montieren. (Alternativ: Das Bakterium stirbt aus, weil es kein Flaggelum hat, Gott muss ein neues erschaffen, diesmal mit Flagellum.)

Kreationisten haben, so gesehen, ein äußerst infantiles Gottesbild: nach ihrer Ansicht muss Gott ständig an seiner eigenen Schöpfung rumjustieren und sie beeinflussen, wird also von innergeschöpflichen Prozessen quasi dazu genötigt, immer wieder etwas zu tun, zu ändern, so als müsste er einen übers Ufer getretenen Fluss kanalisieren. Wenn die Schöpfung Gottes den Menschen in seiner Biologie nicht "aus sich selbst" (per Evolution) hervorbringen kann (hat Gott das System also von Anfang an eher mangelhaft geschaffen), muss Gott, da wir wissen, dass Evolution Fakt ist und wir Teil davon sind, also lenkend in das freie werden der Welt eingreifen um am Ende doch noch einen Menschen zu erhalten. Intelligent Design sagt in seiner Essenz nichts weiter aus, als dass Gott den Prozess, den er selbst aus inniger Liebe in seiner Ganzheitlichkeit geschaffen hat, steuern und bedienen muss, da dieser sonst nicht das gewünschte Ergebnis erbringen könnte/würde: z.B. Gezielte Mutationen.

Es ist eine kalte Logik der Funktionalität und Mechanisierung und ihre Vertreter unterwerfen Gott einer naturalistischen Notwendigkeit! Dafür fällt mir nur ein Wort ein: erbärmlich! Was für ein erbärmlicher Gott, dass er seine Schöpfung zwingen und mechanisch-physisch (kausal) manipulieren muss, um seinen Willen zu bekommen.

Die Vertreter dieser Ansicht preferieren es, einen Euphemismus wie "Anleitung" zu gebrauchen, Gott "leite" die Schöpfung an oder hege sie wie einen Garten. Das ist eigentlich ein Kategorienfehler: Der Garten wurde nicht vom Gärtner mit ewigem vorauswissen geschaffen, sondern aus bestehendem "komponiert". Wäre Gott also gar kein Schöpfer, sondern nur Sachwalter? Hat er die Schöpfung also vorgefunden und geht nurmehr damit um? Ist er also gar kein Schöpfer? Außerdem kann ein Garten sich auch ohne menschliches Eingreifen entwickeln und viel Schönes hervorbringen (ich empfehle einen Besuch im Wald). ID spricht diesem Garten aber gänzlich die Fähigkeit ab, aus sich heraus, in seiner eigenen Freiheit im Werden, irgendetwas sinnvolles hervorzubringen.

Und es ändert an der Sache wenig: Wenn der Mensch das einzige Geschöpf ist, das "Schöpfungspartner" Gottes ist, d.h. dieses sich Gott hingeben kann, sich seiner überhaupt, als einziges Geschöpf, bewusst ist, dann kann Gott auch nur diesen "an die Hand nehmen", nämlich dann, wenn dieser Mensch dazu sein "Ja" gibt. Der Mensch hat gegenüber Gott eine "Größe" die ihn von der gesamten Schöpfung abhebt und in relative Nähe zu Gott stellt (vgl. Ps 8,6). Nur darum ist er würdig, mit Gott einen Bund zu schließen. Gott nimmt sein Geschöpf Mensch nur dann an die Hand und führt/leitet es (vgl. Bündnisschluss), wenn dieses es auch zulässt und einwilligt (Willensfreiheit). Die Natur (alles davon, was nicht Mensch ist), kann sich aber nicht bewusst für Gott entscheiden, somit wird Gott sie auch nicht in ihrer freien Entscheidung an die Hand nehmen. Ein "Anleiten" der restlichen Schöpfung wäre kein liebender Akt in gegenseitigem Einvernehmen, sondern Zwang: Manipulation. Es wäre eine "Bedienen" der Schöpfung. Die Welt als Kasperletheater. Oder: Gott als störrisches Kind, das solange manipuliert bis es seinen Willen hat.

Damit ist freilich nicht Gottes schöpferisches Wirken bloß auf das allursächliche erste Aufglimmen beschränkt. Ich bestreite nicht eine creatio continua, also das fortwährende schöpferische Handeln Gottes an seiner Schöpfung und überhaupt die Tatsache, dass er sie zur Gänze im Dasein hält. Dem widerspricht ja schon die Bibel, die vom ersten bis zum letzten Buch immer wieder von "(Neu)Schöpfung" spricht. Es soll damit lediglich ausgesagt werden, dass Gottes Schöpferwirken nicht im Manipulieren einzelner Aspekte und Details der Natur zu finden ist (z.B. das Basteln eines Flagellums... das dann schlimme Krankheitserreger befähigt, uns Menschen zu quälen). Was die Kreationisten behaupten und wogegen ich mich wende, ist ein ständiges kausales Eingreifen Gottes in Naturprozesse! Wenn dem so wäre, hätten diejenigen die sich mit der Theodizee befassen ein ernstes Problem: Wenn Gott die ganze Zeit lenkend und konkret formend und gestaltend in allerlei Prozesse eingreift (wir das merkwürdigerweise aber nicht sehen und überprüfen können): Warum gestaltet er dann lauter Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten bzw. lässt sie sich frei entfalten? Ganz zu schweigen von Naturkatastrophen, die ja auch großen Einfluss auf die Entwicklung des Lebens haben (siehe Massenaussterben etc.). Was ist mit genetischen Defekten die unsägliches Leid verursachen, wenn doch Gott ständig an der DNA von allerlei Lebewesen rumbastelt? Wenn Gott kontinuierlich die Physis manipuliert, warum lässt er dann so viel Schreckliches zu? Oder ist er hier sogar der eigentliche Akteur?

Greift Gott hingegen nicht ständig manipulierend ein, ist die Existenz solcher Wirklichkeitsaspekte völlig plausibel, denn sie gehören zum Weltganzen dazu. Beispiel Erdbeben: Sie sind Teil jener geologischen Prozesse, die Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglichen (Stichworte sind z.B.: Plattentektonik und Kohlenstoffkreislauf) und ohne sie gäbe es ein ökologisches Chaos (und vermutlich ein ähnliches Schicksal des Planeten, wie es der Mars vor Urzeiten erlebt hat). In der Natur gibt es kein Gut und Böse: Die Explosion eines Sterns vernichtet alles Leben in einem großen Umkreis... doch gäbe es nie Sternenexplosionen, gäbe es nie Elemente jenseits von Eisen (siehe PSE), da diese bei solchen Explosionen gebildet werden. Unser Sonnenssystem besteht "in zweiter Generatiuon": Weil ein Stern explodierte und sich aus der entstandenen Gaswolke ein neuer Stern und die Planeten bildeten, gibt es uns! Lange Rede, kurzer Sinn: Dinge die wir als schädlich oder gar tödlich empfinden und erfahren, gehören ebenso zum Lauf der Welt.

Wirkt Gott also nicht in der (geologischen, biologischen etc.) Welt?
Doch, natürlich! Aber nicht in einem kausalen Sinne, wie es Kreationisten aller Couleur (inkl. ID) behaupten!


»Groß bist du, o Herr, und deines Lobes ist kein Ende; groß ist die Fülle deiner Kraft, und deine Weisheit ist unermesslich. Und loben will dich der Mensch, ein so geringer Teil deiner Schöpfung; der Mensch, der sich unter der Last der Sterblichkeit beugt, dem Zeugnis seiner Sünde, einem Zeugnis, dass du den Hoffärtigen widerstehest; und doch will dich loben der Mensch, ein so geringer Teil deiner Schöpfung. Du schaffest, dass er mit Freuden dich preise, denn zu deinem Eigentum erschufst du uns, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir.« (Augustinus, Confessiones)

Sonntag, 24. Februar 2013

Spruch des Tages



»Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich auf ihrer Vollversammlung für eine Erhöhung des Anteils der Frauen in der Theologenausbildung und an verantwortungsvollen Stellen in der Kirche ausgesprochen. Ich wäre schon froh, wenn sich der Anteil gläubiger Katholiken, die auf dem Boden des Lehramtes stehen, in diesen Bereichen erhöhte.« (kath-info.de)

Entweltlichung

Ein Messformular für die Neuevangelisierung gibt es schon. Wenn es eines für die Entweltlichung gäbe, wäre wohl die heutige Perikope als Evangelium geeignet. Eine Warnung vor der Versuchung, sich in der Welt einzurichten:

»Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wußte aber nicht, was er sagte.« (Lk 9,28-33)

Ihn derart festzuhalten hieße, ihn unseren Vorstellungen zu unterwerfen. Er solle uns und der Welt nicht mehr als er selbst in seiner Nähe und Ferne begegnen, sondern so wie wir das wollen... Im Stuhlkreis meditiert, in der Generalversammlung beschlossen: Der Bau kann beginnen.
»Halte mich nicht fest!« (Joh 20,17)

Freitag, 22. Februar 2013

Petri Stuhlfeier

Der 22. Februar wurde seit dem 4. Jahrhundert als Fest des heiligen Petrus gefeiert. Jedoch ist heute wenig bekannt, dass es über einen Großteil der Kirchengeschichte zwei Feste gab, die "Cathedra Petri" hießen. Nämlich einmal das Fest Cathedra S. Petri Antiochiae und das Zweite für Rom. Beide feierten Petri Einsetzung als Bischof von Rom. Der Grund liegt wohl darin, dass man Ersteres zuerst in Antiochia beging (wo Petrus zuerst wirkte), während Letzteres, das am 18. Januar gefeiert wurde, sich im gallischen Raum entwickelte. Um der Unterscheidung Willen benannte man sie dann später so unterschiedlich. Jedoch wurde erst im 16. Jahrhundert die Feier beider Feste päpstlich angeordnet.
Vor einiger Zeit habe ich das Thema "Kathedra" mal bei den Kirchenvätern näher betrachtet. Das scheint ein guter Anlass zu sein, das mal auszugraben.


»Und ich will euch das Reich zueignen, wie mir's mein Vater zugeeignet hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.« (Lk 22,29f) 

Diese Verheißung Jesu an die Apostel wird üblicherweise apokalyptisch gedeutet, dass also diese Throne im Himmel stehen (vgl. Offb 20,4) und das Essen und Trinken am Tisch auf das "Hochzeitsmahl des Lammes" (Offb. 19,9) verweist. Das ist sicherlich legitim und richtig. Aber von frühester Zeit an wurde diese Verheißung Jesu an seine Apostel auch auf die irdische Kirche hin gedeutet (die ja nach katholischer Lehre mit der himmlischen Kirche in enger Verbindung steht gerade weil sie ja Leib Christi ist).
Die Apostel selbst und spätestens ihre Nachfolger verstanden unter diesen verheißenen Thronen sehr konkrete Stühle. So lesen wir etwa bei Tertullian († um 220) Folgendes über die Bedeutung der Tradition im Bestreben, der christlichen Lehre nachzuforschen: "Willst du den Forschertrieb im Geschäfte deines Heiles in ersprießlicher Weise betätigen, so halte eine Rundreise durch die apostolischen Kirchen, in welchen sogar noch die Lehrstühle [lat. cathedrae] der Apostel auf ihrer Stelle stehen, in welchen noch ihre Briefe aus den Originalen vorgelesen werden, die uns ihre Stimme vernehmen machen und das Antlitz eines jeden in unsere Gegenwart versetzen." (De praescriptione haereticorum 36)
Und Basilius der Große († 379) schreibt an den Mailänder Bischof Ambrosius: "Der Herr selbst hat dich aus den irdischen Richtern herausgenommen um dich auf den Sitz der Apostel zu setzen." (Ep. CXCVII)
Der Kirchenvater Pacianus von Barcelona schreibt sogar, man könne die Bischöfe, die de "Inhaber der apostolischen Sitze" sind, selbst als Apostel bezeichnen, und der heilige Kirchenvater Hieronymus († 420) stellt klar, dass Rom für ihn "der Sitz [lat. cathedra] des Apostels Petrus" ist. Daher stammt auch die gängige Bezeichnung eines Bischofssitzes (v.a. und heute fast ausschließlich für den römischen) als "Apostolischer Stuhl".
 Augustinus († 430) schließlich erklärt in seinem Hauptwerk De Civitate Dei en detail, wie die Verheißung der Richterstühle (Offb 20,4) an die Apostel verstanden werden kann: "Nicht auf das letzte Gericht hat man dies zu deuten; vielmehr sind die Sitze der Vorsteher und die Vorsteher selbst zu verstehen, die hinieden die Kirche regieren." (XX,9)
Aber was hat es denn damit auf sich, dass Jesu Verheißung (und auch das entsprechende Bild in der Johannesapokalypse) ausdrücklich von "Richterstühlen" spricht? Meint das nicht doch nur das Endgericht und folglich eine rein jenseitige Hierarchie? Augustinus sagt dazu: "Das verliehene Gericht [d.i. die Befugnis zu Richten] aber bezieht man doch wohl am besten auf das Gericht von dem es heißt: 'Was ihr bindet auf Erden, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr löset auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein.' [Mt 18,18] Weshalb auch der Apostel sagt: 'Was kommt es mir zu, die draußen zu richten? Habt ihr nicht die drinnen zu richten?' [1Kor 5,12]" (Ebd.)
Dieses "Richten" ist übrigens kein Widerspruch zu Jesu Forderung: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." (Mt 7,8), denn es meint ja nicht das Gericht "Himmel oder Hölle", sondern betrifft das sittliche Handeln, also die Praxis des Glaubens, und das Festhalten an der Lehre, die dazugehörige "Theorie" des Glaubens. Die Gemeinde Jesu in der die Liebe herrschen soll, ist ja nicht frei von Verfehlungen. Entsprechend fordert Jesus auch ganz klar: "Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm." (Lk 17,3) Natürlich immer Lk 7,3 beachtend.

Dies alles mag dazu beigetragen haben, dass in St. Peter, siehe Bild, neben Johannes Chrysostomos und Athanasius aus dem Osten, ausgerechnet Ambrosius und eben Augustinus als Vertreter des Westens die Kathedra halten.


Welche Bedeutung gerade der Stuhl des Apostels Petrus hat, erfahren wir ebenfalls bei Augustinus. Er schreibt beispielsweise in einer Streitschrift gegen die Manichäer (
Contra epistolam Manichaei quam vocant fundamenti) Folgendes darüber, was ihn im wahrsten Sinne "in der katholischen Kirche (fest)hält": "Die Nachfolge der Amtsträger [sacerdotum] hält mich, beginnend mit dem tatsächlichen Stuhl des Apostels Petrus, den ihm der Herr, nach seiner Auferstehung, gegeben hat, um seine Herde zu weiden, bis auf den gegenwärtigen Bischof." (IV,5)


PS. In der Einführung im (novos ordo) Messbuch zum heutigen Fest steht, der Name des Festes stamme daher, dass man an diesem Tag im antiken Rom das Totengedächtnis hielt und man ja dabei immer auch einen Stuhl für den Verstorbenen dazugestellt habe. Und weil man den genauen Todestag des Petrus nicht kannte, hätte man das eben an diesem Tag gefeiert. Es wäre demnach ursprünglich (und ausschließlich) das Fest des Todes des Apostels gewesen. Ich halte diese Erklärung für hanebüschen und ihr Erscheinen im Messbuch für skandalös, denn der Begriff der "Kathedra [Apostelname]" ist spätestens seit dem 4. Jahrhundert eindeutig durch das eben Beschriebene besetzt. Die Erklärung stimmt einfach nicht!

Donnerstag, 21. Februar 2013

Ester und ihr Gott

Weil unsere tolle Leseordnung heute nicht nur den Psalm völlig beliebig und schrecklich zerstückelt hat, sondern auch die Lesung, und damit jenes wunderbare Gebet der Ester und ihre vorhergehenden Handlungen, sei dieser Text hier in seiner Gänze nachgeliefert.

Die Königin Ester (zu Deutsch: Stern bzw. "die Verborgene"), von der es heißt, dass sie "von schöner Gestalt und großer Anmut" war (Est 2,7), steht in einer Reihe mit den anderen heldenhaften Frauen des AT, Jaël (die im Siegeslied der Deborah, Richter 5, gepriesen wird) und Judith. Sie war Jüdin, wurde aber die Frau des persischen Königs und rettete ihr Volk vor der Vernichtung.


 »Auch die Königin Ester wurde von Todesangst ergriffen und suchte Zuflucht beim Herrn. Sie legte ihre prächtigen Gewänder ab und zog die Kleider der Notzeit und Trauer an. Statt der kostbaren Salben tat sie Asche und Staub auf ihr Haupt, vernachlässigte ihren Körper, und wo sie sonst ihren prunkvollen Schmuck trug, hingen jetzt ihre Haare in Strähnen herab. Und sie betete zum Herrn, dem Gott Israels: 
Herr, unser König, du bist der Einzige. Hilf mir! Denn ich bin allein und habe keinen Helfer außer dir; die Gefahr steht greifbar vor mir. Von Kindheit an habe ich in meiner Familie und meinem Stamm gehört, dass du, Herr, Israel aus allen Völkern erwählt hast; du hast dir unsere Väter aus allen ihren Vorfahren als deinen ewigen Erbbesitz ausgesucht und hast an ihnen gehandelt, wie du es versprochen hattest. Wir aber haben uns gegen dich verfehlt und du hast uns unseren Feinden ausgeliefert, weil wir ihre Götter verehrt haben.
Du bist gerecht, Herr. Jetzt aber ist es unseren Feinden nicht mehr genug, uns grausam zu unterjochen, sondern sie haben ihren Götzen geschworen, dein Versprechen zu vereiteln, deinen Erbbesitz zu vernichten, den Mund derer, die dich loben, verstummen zu lassen und das Licht deines Tempels und das Feuer auf deinem Altar auszulöschen. Stattdessen wollen sie den Heiden den Mund öffnen, damit sie ihre nichtigen Götzen preisen und auf ewige Zeiten einen sterblichen König verherrlichen.
Überlass dein Zepter, Herr, nicht den nichtigen Götzen! Man soll nicht höhnisch über unseren Sturz lachen. Lass ihre Pläne sich gegen sie selbst kehren; den aber, der all das gegen uns veranlasst hat, mach zum warnenden Beispiel! Denk an uns, Herr! Offenbare dich in der Zeit unserer Not und gib mir Mut, König der Götter und Herrscher über alle Mächte! Leg mir in Gegenwart des Löwen die passenden Worte in den Mund und stimm sein Herz um, damit er unseren Feind hasst und ihn und seine Gesinnungsgenossen vernichtet. Uns aber rette mit deiner Hand! Hilf mir, denn ich bin allein und habe niemand außer dir, o Herr!
Du kennst alles. Du weißt auch, dass ich den Prunk der Heiden hasse und das Bett eines Unbeschnittenen und Fremden verabscheue. Du weißt, dass ich das Zeichen meiner Würde verabscheue und es an den Tagen meines öffentlichen Auftretens nur unter Zwang auf dem Kopf trage. Ich verabscheue es wie die blutigen Stofffetzen zur Zeit meiner Unreinheit und trage es nicht an den Tagen, an denen ich meine Ruhe habe. Deine Magd hat nicht am Tisch Hamans gegessen, ich habe keinem königlichen Gelage durch meine Anwesenheit Glanz verliehen und habe keinen Opferwein getrunken. Seit deine Magd hierher kam, bist du für sie der einzige Grund, sich zu freuen, Herr, du Gott Abrahams. Gott, du hast Macht über alle: Erhöre das Flehen der Verzweifelten und befrei uns aus der Hand der Bösen! Befrei mich von meinen Ängsten!« 
(Est 4,17k-z)

 
PS. Dass dieser ganze Textabschnitt nur in der Einheitsübersetzung zu finden (und darum so komisch nummeriert) ist, liegt daran, dass er im masoretischen Text nicht vorkommt. Das ganze hebräische Buch Ester ist eigentlich "profan" (Gott taucht darin nicht auf), und erst in der griechischen Fassung wurden dann einige Träume und Gebete eingefügt, die Gott erwähnen. Was freilich nichts von ihrer Schönheit nimmt. :)

Anmerkungen zu Walter Kaspers "Diakonin"

Kardinal Kasper schlägt ein neues "Amt" für Frauern vor (hier). Dazu nur ad hoc ein paar mehr oder weniger geordnete Anmerkungen. (Eine frühere Auseinandersetzung damit, siehe hier.)


1) katholisch.de belügt sich selbst, wenn sie in ihrem abstract auf der Homepage schreiben: "[...] stellte Kasper am Mittwoch in Trier die Frage, ob die katholische Kirche nicht [...] ein sakramentales Amt für Frauen vorsehen könne [...]" (ebenso hier im Einleitungstext). Denn Kardinal Kasper hat klar festgestellt, dass es nicht um ein sakramentales Amt ginge, sondern um etwas, das mit der Jungfrauen- oder Äbtissinenweihe verwandt ist.
2) Man sollte die Begriffe klären: Wovon Kasper redet sind nicht Diakoninnen, sondern Diakonissen (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Damen evangelischer Provenienz).
3) Das "Amt" der Diakonisse ist, wie Kasper richtig ausführt, eine frühchristliche Einrichtung, die aber recht bald schon aus der Mode kam und immer streng vom Weiheamt, das nur Männern vorbehalten war, getrennt war. Hier scheint wiedermal ein merkwürdiger Archäologismus vorzuliegen (ähnlich wie hier)...
4) Die frühchristliche Diakonisse war eine Einrichtung aus einer Notwendigkeit heraus. Es ging um die Taufe erwachsener Frauen, bei der es geboten schien, da es sich ja um eine "Ganzkörpertaufe" in einem Baptisterium handelte, dass eine Frau helfend dabei ist, und nicht der Bischof allein.
5) So eine Notwendigkeit besteht heute nicht. Wir haben heute kaum mehr Erwachsenentaufen und i.d.R. auch kein Baptisterium mehr. Sowieso assistieren heutzutage eh immer mehrere Laien dabei (und seien es nur Ministranten). Zumal heute, in einer Zeit, da wir auch den Leib des Herrn jedem Dahergelaufenen zum Austeilen in die Hände drücken, das Taufmysterium wenig als solches geachtet wird ("man machts halt" weils die Oma will usw.) und es überdies klar ist, dass jeder Mensch in der Lage ist, dieses Sakrament zu spenden, sogar Nichtchristen.
6) Die "Neuerfindung" eines solchen Amtes wäre ausgesprochen sinnlos, da die dann "geweihten" Diakonissen auch nicht "mehr dürfen" als jeder beliebige Laie mit "Beauftragung". Aber genau darum geht es ja! Zwar wissen die Fordernden ganz offensichtlich nicht, was es mit einer sakramentalen Weihe auf sich hat, "haben wollen" sie sie trotzdem, um der Gleichberechtigung willen. Es geht nämlich um Macht, und nichts anderes. [Achja, nur der Vollständigkeit halber: Niemand hat ein Recht auf das Sakrament der Weihe.]
7) Ein solches nichtsakramentales und völlig überflüssiges Amt der Diakonisse würde daher von den Fordernden als billige Abfindung, als ein Ausderaffäreziehen, als Gönnerhaftigkeit von "denen da oben" und als Abspeisung, als Beruhigungslolli und wertloses Wegwerfversöhnungskuscheltier gedeutet. Und sie hätten Recht damit!
8) Doof nur, dass die Fordernden, weil sie ja nicht wissen (wollen), was ein sakramentales Amt ist, aus dieser Geste schließen würden, dass die Kirche ja anscheinend doch frei über ihre Ämter verfügen könne und es folglich auch kein Akt wäre, ein weibliches sakramentales Weiheamt zu schaffen oder das bestehende zu öffnen.
9) In Anbetracht dessen und mal abgesehen davon, dass soetwas nur weltkirchlich geschehen könnte, würde die Einführung einer neuen nichtsakramentalen Weihe den Eifer der nichtwissenwollenden Forderer nur weiter anstacheln. Keine gute Idee!

Es verwundert sehr, dass Kardinal Kasper soetwas bringt... In seiner (wirklich sehr sehr guten!) Ekklesiologie "Katholische Kirche" (4. Aufl. 2011) geht er auch auf das Thema Frauenpriestertum ein und erteilt ihm eine klare Absage. Überhaupt kann man seine Eminenz spätestens seit dem Theologenmemorandum nicht mehr als "liberal" abstempeln: Als seine Erwiederung auf jenes unsägliche Papier als Leserbrief in der FAZ erschien, schlugen die Memorandisten reihenweise die Hände überm Kopf zusammen, weil ihre bisherige Galeonsfigur sie so dermaßn abwatschte (hier nachzulesen). Ich hatte bisher den Eindruck, dass er auf seine alten Tage nochmal so richtig "gut katholisch" wurde... was sich z.B. auch im Vorwort zur Neuauflage seiner Christologie ("Jesus der Christus", 2007) zeigt.
Das Ganze scheint mir eine Totgeburt zu sein, und katholisch.de bringt es eigentlich auf den Punkt, wenn sie schreiben: "Die Idee, an das altkirchliche Diakoninnenamt anzuknüpfen, sei ihm gewissermaßen 'am Schreibtisch' gekommen".

Montag, 18. Februar 2013

Unser Heiliger Großvater

El Greco - Petrus
Ok, es ist nun eine Woche vergangen... so langsam hab ich verdaut.

Inzwischen wurde eigentlich alles nur denkbare breitgetreten (einige mir wichtige Punkte finden sich beim Papstgeflüster), sodass ich mir eigentlich alles sparen kann.

Wir leben in bewegter Zeit... die Zeit, als ein Papst von der Welt unbehelligt in Rom sterben konnte, ist vorbei, das hat JPII bewiesen. Die Zeit ist auch vorbei, in der das relativ schnell und aufgrund vielerlei Ursachen geschehen kann. Es ist die moderne Medizin, die das Spektakel für die Medien verlängert. In Anbetracht dieser beiden Faktoren wird Benedikt in absehbarer Zeit sicher nicht der letzte Papst sein, der diesen Schritt tut. Zwischen Medizin und Medien, kann das Amt durchaus zum Gefängnis werden, zumal es kirchenrechtlich wie dogmatisch keine Optionen gibt, wie z.B. mit einem senilen Amtsinhaber umzugehen wäre... Niemand steht über dem Papst, was aber, wenn der Papst selber nicht mehr "bei Verstand" ist (und ergo nicht "freiwillig" das Amt niederlegen kann)? Dieser Gefahr, die es früher so nicht gab (mangels Massenmedien und moderner Medizin), kam Benedikt zuvor.
Zum Wohl der Kirche ist die sinnvolle und vollumfängliche Weiterführung des Amtes wichtiger, als die Person die es jeweils innehat, das hat auch Joseph Ratzinger immer so verstanden. Anstatt also wohmöglich jahrelange Stagnation und Ungewissheit/Manipulierbarkeit an der Spitze der Kirche zu erleben (in den letzten Jahren von JPII konnte man das erleben), gibt er in aller Demut den Stuhl ab. Schon allein dafür sollten wir ihm dankbar sein!
Die Gefahr der Verweltlichung des Amtes sehe ich gelassener... dem kann man entgegenwirken, und ich bin da ganz optimistisch.

Die körperliche und geistige Schwäche wird Benedikt jedoch kaum davor bewahren, dass sicherlich viele, ich auch, weiterhin nach ihm Ausschau halten werden... "Ex-Papst" ist ein doofer Ausdruck... lieber ist es mir da, ihn ab dem 28. Februar als unseren "Heiligen Großvater" zu betrachten. ;)


PS. Ohne hier etwaige Spekulationen zu treiben: Meine Favoriten sind Ravasi (cooler Theologe!), Dolan und Turkson (echt lieber Kerl).

PPS. Die nächsten paar Wochen wirds hier sehr ruhig sein.

Sonntag, 17. Februar 2013

Notiz: Fastenhirtenbrief 2013

"Vertrauen" ist das neue "Aufbruch"
Erneut hat der Freiburger Oberhirte die eine Gelegenheit, die er sich im Jahr gönnt, um zu seiner ganzen Herde zu sprechen, für viele nutzlose Worte ver(sch)wendet. Wenig überraschend war der tolle Dialogprozess kaum verschleiert das eigentliche Ziel der Mitteilung. 
Die Lesungen des Tages kamen nicht vor, ebensowenig das Jahr des Glaubens, die Fasten- und Bußzeit (inkl. Umkehr, Versöhnung etc.) oder Ostern. (Insofern ist "Fastenhirtenbrief" eigentlich Etikettenschwindel.)
Und obwohl der Titel lautet "Wir leben vom Vertrauen", war doch erstaunlich wenig vom Vertrauen auf Gott die Rede... bestenfalls indirekt und mit einiger Mühe ließe sich das zwischen den Zeilen herausinterpretieren, wenn es (mehrfach!) heißt: Weil Gott so und so zu uns steht (treu ist), sollen wir Menschen einander vertrauen. (Ergo: Dialogprozess - jeder will nur das Beste!!)

Es ist jedes Jahr das gleiche Trauerspiel mit dem Fastenhirtenbrief im Bistum Freiburg... viel Text, nichts Konkretes und Hauptsache das eigene Süppchen ordentlich gerührt. Schade.
Gerne würde ich häufiger einen Hirtenbrief meines Bischofs vernehmen... Bedingung wäre dann freilich, dass er sinnvoll ist und Umfang und Inhalt in einem guten Verhältnis zu einander stehen!
Den zweiten Teil des Briefes, die ellenlangen Fürbitten, haben wir kurzerhand abgekürzt, das war dann doch des Gelabers zuviel.

Montag, 11. Februar 2013

Danke!

Nach dem anfänglichen Schock, sei nun an dieser Stelle ein Wort des Dankes gesagt. Von einem Bruder in Christo zum anderen.

Danke Heiliger Vater, dass Du uns so gut geführt hast. Dass Du eine Renaissance der Liturgie und der Vernunft ins rollen gebracht hast, die den Weg in das 21. Jahrhundert bestimmen wird. Danke, dass Du allen Widrigkeiten zum Trotz und allem dummen Gesabbel zuwider an Deinem Auftrag festgehalten hast: Der Welt Jesus zu bringen.

Wir freuen uns, dass Du dir nun doch noch etwas von der wohl verdienten Ruhe gönnen kannst, die Du seit vielen Jahren ersehnst.

Es gehört viel Mut dazu, von der Bühne zu gehen, solange das ganz freiwillig und ohne Not (etwa wegen eines Unfalls) geschieht. Und es gehört noch mehr Demut dazu, das Amt zum Wohl der Kirche in andere Hände zu geben und so allen zu beweisen: Es geht nicht um die Person. Sicher werden irgendwelche Dummbeutel dies als Deine Schwäche und "ihren" Sieg proklamieren, doch Gott weiß, es ist ein Zeichen wahrer Größe im Vertrauen und in der Erniedrigung zum Herrn hin.

Die nächsten zweieinhalb Wochen werden hart, und wir werden Dein Magisterium danach sicherlich vermissen... Aber es ist auch eine Zeit zum Realisieren und Verdauen und zum Gebet für die Kirche, die nun in ein anderes Zeitalter eintritt...: Zum ersten Mal wird es wohl einen Papst geben, der die schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte nicht mehr selbst miterlebt und durchlebt hat und der am zweiten Vatikanischen Konzil nicht aktiv beteiligt war.
 

Danke für alles!

Keine Kraft mehr

Sonntag, 10. Februar 2013

Spezifizierte Komplexität

Es ist wieder an der Zeit für etwas Kreationistenbashing und Aufklärung!

Nach der "nichtreduzierbaren Komplexität" (siehe hier und hier) ist die "spezifizierte Komplexität" das zweite große Argument von Intelligent Design-Vertretern. Es stammt von William Dembski, einem der führenden ID Vertreter (übrigens kein Biologe, sondern Mathematiker).
Dembski behauptet, in der Natur gäbe es zahlreiche Beispiele von, wie er es nennt, "spezifisch komplexer Information". Was ist das? Ein bekanntes Beispiel: Der Buchstabe A ist spezifisch, aber er ist nicht unbedingt komplex. Die Buchstabenfolge "ajykqzt" ist komplex, aber nicht unbedingt spezifisch. Ein Stück von Shakespeare jedoch, ist sowohl komplex als auch spezifisch. Er nennt dies dann "complex specified information", kurz "CSI" (nicht zu verwechseln mit jener Fernsehserie, die nur mit der Kombination von Willam Petersen und Jorja Fox gut war). Diese CSI ist laut Dembski an Anzeichen für "Design", denn er sagt, nur eine Intelligenz, könne ein Shakespearestück schreiben.

Der wichtigste Ansatzpunkt ist für Dembski natürlich die DNA: Eine spezifische Abfolge von vier Basen die komplementär gepaart sind. Man kann sie sich als Buchstaben vorstellen. Gene entsprächen dann Wörtern, die der Zelle sagen, welche Proteine sie herstellen soll (an dieser Stelle sei nochmal angemerkt, dass Dembski Mathematiker ist, kein Biologe). Die menschliche DNA besitzt 3 Milliarden Basenpaare und trägt etwa 25.000 Gene, ist also Komplex. Dass Menschen immer Menschen zu Welt bringen und nicht etwa Schimpansen oder Katzen, ist laut Dembski ein Indiz dafür, dass sie spezifisch ist. Dass es CSI in der Natur gibt, ist laut Dembski ein Beleg für Design, denn eine Intelligenz sei nötig, um CSI hervorzubringen.

Dieses Argument, kann man testen.

Wenn Dembski recht hat, dann wäre es unmöglich, dass ein neues Gen mit neuer Information im Genom eines Organismus auftaucht, es sei denn, ein "Designer" ist daran beteiligt, der dieses Gen "schreibt".

Eine kleine Geschichte: 1975 haben Forscher nahe einer Nylonfabrik in Japan eine Bakterienspezies entdeckt, die Nylon verdauen kann (und zwar eines der Gattung der Flavobakterien). Das Interessante daran: Nylon ist ein Kunststoff und wurde erst vor ca. 70 Jahren erfunden und existierte vorher schlichtweg nicht. Es ist zudem völlig synthetisch und eigentlich unverdaulich für Bakterien. Irgendwo zwischen der Entwicklung von Nylon und der Entdeckung des Bakteriums, muss also ein Bakterienstamm mutiert sein und die sogenannte "Nylonase", mit der sie das Nylon verdauen, entwickelt haben. 

Einige Wissenschaftler wollten dies im Labor mal mit anderen Bakterien (Pseudomonas aeruginosa) ausprobieren und setzten diese in eine Nylonhaltige Umgebung. Sie entwickelten nach einiger Zeit ebenfalls die Fähigkeit, Nylon zu verdauen, verwendete dafür jedoch ganz andere Enzyme (sprich: die Mutationen geschahen an ganz anderen orten im Genom). Und so kann jetzt auch dieses P. aeruginosa Nylon verdauen.

Es gibt nun drei Möglichkeiten, wieso dieses Bakterium das kann:
1. Die Information, Nylon zu verdauen, war schon immer in dem Bakterium enthalten (also vom Designer zu Beginn "eingeschrieben").
2. Der Designer gab dem Bakterium diese Fähigkeit, als es in eine nylonhaltigen Umgebung kam (die Forscher hätten dann also den Designer dazu gebracht, hier einzugreifen).

3. Die Nylonase hat sich auf natürliche Weise per Mutation entwickelt und, weil es einen Vorteil (in einer nylonhaltigen Umgebung) darstellte, war ediese Eigenschaft erfolgreich und wurde weitervererbt: Evolution.

Welche dieser Möglichkeiten die „vernünftigere“ ist, sieht man sofort. Spielen wir doch mal die beiden anderen durch: Wäre das Nylonasegen schon immer im Genom gewesen, müsste man sich fragen, was diese Bakterienspezies die 3,5 Milliarden Jahre getan hat, in denen es noch kein Nylon gab. Die Antwort wäre vermutlich die folgende: Verhungern. Zumindest wäre es aber eine nutzlose, energieverschwendende Eigenschaft gewesen, ständig Enzyme zu produzieren, die zu nichts zu gebrauchen sind... [Achja: Ist jemandem der irrsinnige Fehler dieser Möglichkeit aufgefallen? Hier wird impliziert, dass es diese spezielle Bakterienspezies seit Beginn der Welt gab... etwas wovon wir wissen, dass es nicht möglich ist...] Übrigens taugt diese Möglichkeit zu nichts, denn das ganze Experiment lief ja unter kontrollierten Bedingungen ab... die Forscher haben ja noch die  Ursprungspopulation der Bakterien und können nachschauen...: die haben diese Eigenschaft definitiv nicht!


Hätte der Designer dem Bakterium diese Fähigkeit erst später verliehen, müssten wir uns fragen, wieso er irgendeinem Bakterium das (mal zufällig, mal von Forschern platziert) in eine nylonhaltige Umgebung kommt, plötzlich diese Fähigkeit gibt... und auf welche Weise er dies tut. Der Gegenstand der Frage wäre nun der Designer selbst, über den wir aber leider keinerlei Aussagen machen können... Auch diese Möglichkeit ist aber zu nichts nutze, denn die Forscher haben regelmäßig Stichproben genommen und sie WISSEN, dass diese Eigenschaft über viele viele Generationen hinweig durch zufällige Mutationen entstand und nach und nach verbessert wurde. Die Mutationen geschahen ja nicht "gezielt", sondern, ihrer Natur gemäß, zufällig... Ist der Zufall also nur der Künstlername des "Designers"? Aber wozu braucht es dann überhaupt noch diese Idee von einem "Designer"?

Übrigns: das Nylonaseenzym arbeitet nicht so effektiv wie das Vorgängerenzym, aus dem es sich vermutlich entwickelt hat (da es aber in der nylonhaltigen Umgebung dennoch einen Vorteil bedeutet, war es erfolgreich), also wurde es, wenn designt, ziemlich unintelligent designt...

Was bleibt? Naja: Das was die Forscher beobachtet haben...: Evolution in Aktion!


Übrigens ist Dembskis Vergleich der DNA mit Shakespeare ziemlicher Nonsens: Eine Sprache (z.B. das Englisch Shakespeares) ist schwerlich mit DNA vergleichbar... das Wort "Sofa" z.B. beschreibt eine bestimmte Sorte von Gegenständen, wie auch bestimmte Einzelexemplare (s.Bild). Aber das Wort an sich hat nichts an sich was es mit dem Gegenstand "wirk-lich" verbindet. Das Wort kann beliebig mit anderen Bedeutungen belegt oder ersetzt werden, ohne dass sich irgendetwas ändert: Wenn ich plötzlich anfange die Blume, die Vicco (R.I.P.) in der Hand hält als "Sofa" zu bezeichnen (und umgekehrt) und ich andere dazu bringe, dies auch zu tun, dann würde sich nichts in der Welt ändern, die Verknüpfung zwischen Wort und Gegenstand ist dann auch nicht "mehr" oder "weniger" sinnvoll. Eine menschliche Sprache kann das.
Wenn ich aber an der DNA (und der dortigen Abfolge von "Buchstaben") und also am Genotyp eines Organismus etwas ändere, dann ändert sich die Wirklichkeit! Denn es ist eben jene spezifische Abfolge von Basen die bestimmt, welches Protein am Ende produziert wird... ändere ich die Basen, ändere ich das Protein und seine Funktion und so den Phänotyp des Organismus. Hier sind chemische Prozesse am Werk und also besteht eine reale, physische!, Verknüpfung zwischen dem angeblichen "Wort" (DNA) und dem Gegenstand, dem Protein.
Der vergleich der Wesenheit der DNA mit der von Literatur ist in etwa so Sinnvoll, wie der Vergleich der Wirkweise von Olivenöl beim Braten mit der einer Bärenfalle.

Freitag, 8. Februar 2013

Pille danach

Die erste vertrauenswürdige Stimme seit dieses Karussell in Bewegung gekommen ist, wurde heute auf kath.net veröffentlicht.
Man erkennt die Vertrauenswürdigkeit bei solchen (natur)wissenschaftlichen Debatten oft daran, dass keine absoluten Statements abgegeben werden alla "Es ist so und so. Das ist eindeutig und klar." Denn so klar ist es bei diesem speziellen Problem eben nicht! Wo ein Naturissenschaftler soetwas tut, spricht in den meisten Fällen die Ideologie, nicht die Wissenschaft.
Gerade bei so einem diffizielen Thema ist jede Vereinfachung und Abrundung höchst problematisch, da es hier notwendigerweise eine große Unsicherheit gibt. 
Ich empfehle dringend Wachsamkeit vor falschen Propheten, mit ihren einfachen und eindeutigen Lösungen... Oder wie es der amerikanische Schriftsteller H. L. Mecken einst sagte: "Zu jedem komplexen Problem gibt es eine Lösung, die einfach, einleuchtend und falsch ist."

Danke für diesen Artikel!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Die Moral des Pöbels

Meine Lieblingsstelle der Diskussion bei Lanz ist etwa bei Minute 25 (Paraphrase):

Lanz: Wenn eine Frau vergewaltigt wurde und Tage später merkt, dass sie schwanger ist, würden sie eine Abtreibung ok finden?
Lohmann: Nein.
Lanz: Das heißt, sie lassen sie allein.
Lohmann: Nein.
Lanz mitsamt blökendem Publikum: Doch! Doch! Doch!...

Etwas später noch der vielsagende Satz von Lanz: Eine Frau muss solch eine Entscheidung ganz alleine treffen, weil niemand ihr zur Seite steht und sagt, "[Das mit der Abtreibung] is' in Ordnung!".


Im Umkehrschluss bedeutet das also: Für eine Frau in Not da zu sein ist gleichbedeutend mit: Eine Abtreibung toll finden. Ja ne, is klar!
Ich lebe zwar ganz bewusst ohne Fernseher und schaue mir nur je nach Bedarf (als angehender Theologe muss man ja wissen was grad "läuft") manche Sachen hinterher im Netz an, aber so langsam habe ich das Gefühl, ich werde dennoch verrückt... oder sind es die andern?

Mittwoch, 6. Februar 2013

Skandal!!!!1elf

In Anbetracht der jüngsten fabrizierten Skandale, sei es bzgl. katholischer Krankenhäuser und anderer kirchlicher Arbeitgeber im Allgemeinen oder die merkwürdigen Scherereien um Erzbischof Müller und den katholischen Publizisten Martin Lohmann im Besonderen, möchte ich einen Gedanken zu Wort bringen.

Das griechische Wort σκάνδαλον (skandalon), das häufig mit "Ärgernis" übersetzt wird, hat noch einen sehr viel tieferen, man kann auch sagen: skandalösen Inhalt. Das entsprechende Verb skandalizo, das oft mit "Anstoß erregen" wiedergegeben wird, meint eigentlich (so ist es in der Bibel, AT wie NT, am gebräuchlichsten): "zur Sünde/zum Abfall verführen". In genau diesem Sinne ist die bloße Existenz Jesu bereits ein skandalon, weil die Ablehnung Jesu, das Nichtglauben an Ihn, Sünde ist: "Selig ist, wer an mir keinen Anstoß [skandalisthe] nimmt." (vgl. Lk 7,23).

Die Ablehnung Jesu ist Sünde. Wenn im Evangelium ein Grund für das Zufallkommen genannt wird, ist es jedesmal Jesus: "Ihr alle werdet in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen und zu Fall kommen" (Mt 26,31). Die traurige Ironie, die hier hervortritt, ist, dass Jesus, wie auch seine Menschwerdung, wie auch sein Tod am Kreuz für uns, für viele tatsächlich ein "Hindernis für den Glauben" ist, denn er ist, wie Paulus mit Jesaja sagt: 
»"Stein des Anstoßes", wie es in der Schrift heißt: Siehe, ich richte in Zion einen Stein auf, an dem man anstößt, einen Fels, an dem man zu Fall kommt. Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.« (Röm 9,32f)
Entgegen den vollmundigen Phantasien mancher Theologen, hat die Ablehnung Jesu Folgen. Denn Jesus selbst ist das skandalon, an dem es sich entscheidet. Wo Jesus abgelehnt wird und seine Botschaft "Pogromstimmung" hervorruft, da erfüllt sich dieses Wort vom skandalon.

Der wahre Skandal ist Jesus Christus, vergessen wir das nicht!

Sonntag, 3. Februar 2013

Er hat Jehow... äh... "Pogrom" gesagt!

Gruppenfoto: "Spitzenpolitiker" mit ZdK-Vorstand
Claudia Roth, ihres Zeichens Chefin der Grünen, meint, ganz im Trend liegend, EB Müller habe auf den Holocaust angespielt, als er das Wort Pogrom in den Mund nahm.

Ganz ehrlich... am Pranger stehen diejenigen, die sowas behaupten, und zwar am Pranger ihrer eigenen mangelhaften Bildung. Setzen, Sechs!

Pogrom ist ein gängiger Begriff in den Geschichtswissenschaften und obwohl er wohl mal eine exklusive Konnotation mit Judenverfolgung hatte, ist das doch sehr altbacken... 
Liebe Frau Roth, haben Sie schon einmal etwas vom "Pogrom von Istanbul" gehört? Raten Sie mal, wer da die Opfer waren... Christen!

Durch diese Sprunghaftigkeit und den offensichtlichen Drang, einen Skandal zu produzieren und den Herrn Glaubenshüter an einen selbsterfundenen Pranger zu stellen, wird eigentlich Müllers Aussage nur bestätigt...


Nichts Neues unter der Sonne... "You are to be stoned to death!"

Samstag, 2. Februar 2013

WWJD - Eucharistie

In schöner Regelmäßigkeit hört und ließt man, "was Jesus getan" hätte, wie er "wirklich" war usw... Jesus habe "niemanden ausgeschlossen". Die Kriche solle ihr "Abendmahl" für "alle" öffnen, denn Jesus habe schließlich auch "mit Sündern zusammen gegessen!"
Ähm... vier Gedanken dazu.

1) Die Mähler Jesu "mit Sündern" waren eher gewöhnliche solche... die Eucharistie, auch das letzte Abendmahl, ist davon grundverschieden. Ein Katholik der das nicht zu unterscheiden versteht, hat die falsche Konfession oder zumindest ein katastrophales Bildungsdefizit.

2) Jesus spach zur Ehebrecherin "sündige von jetzt an nicht mehr" (Joh 8,11), zu dem der unversöhnt zum Gottesdienst kommt "geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe" (Mt 5,24) und zu einem Geheilten "jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt". Offenbar hat Jesus doch irgendwie Wert auf gewisse geistliche Reinheit gelegt, gerade im Zusammenhang mit dem Gottesdienst.

3) Die hl. Kommumnion Empfängt man logischerweise nach dem Hochgebet, denn innerhalb dieses Gebets geschieht jenes große Mysterium der Wandlung... es existiert hier also ein essentieller Zusammenhang. Es erscheint daher nur sinnvoll, wenn jemand der zur Kommunion geht auch von ganzem Herzen sein "Amen!" am Ende dieses Gebets spricht... nun tauchen in diesem Gebet aber so einige "katholsiche Spezereien" auf... Papst etc... wer nun also wirklich aus ganzem Herzen zu diesem Gebet "Amen!" sagen kann, der sei herzlich eingeladen, zu kommunizieren... wer dies nicht kann,der sollte was dran ändern.

4) Nach katholischem Glauben ist in der Eucharistie "Jesus drin"... seit alters her war dieses Mysterium der größte Schatz der Christen und wurde über Jahrhunderte hinweg als Arkandisziplin behandelt, von dem man i.d.R. überhaupt nur nach jahrelanger Katechese und Taufe erfuhr. Wer aber nicht daran glaubt, dass es sich mit der Eucharistie so verhält... warum in aller Welt, soll er das dann empfangen wollen? Wenn jemand nicht weiß/versteht/will worum es dabei de facto (objektiv!) geht... warum? Siehe 1: Jesus sagte in der kleinen Runde im Coenaculum, dies sei sein Leib und sein Blut "für euch" (Lk 22,19). Er war sich also wohl überaus bewusst, wen er da bei sich hat und wem er diese sakrale Handlung "zu meinem Gedächtnis" auftrug: Eben gerade nicht Hinz und Kunz auf der Straße. Er wusste wohl zu differenzieren und verlangte, siehe Punkt 2, nicht wenig: "Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen." (Mt 18,3)

Was hätte Jesus getan?