Samstag, 30. Juni 2012

Berufen

Immer wieder - sei es die elendige Zölibatsdiskussion oder die noch elendigere der Frauenordination - immer wieder ist die Rede davon, dass Menschen sich zum Amt "berufen" fühlen und sie darum auf Zulassung drängen. Bis dahin, dass tatsächlich auch das wort "Recht" in den Mund genommen wird: Es sei eine Einschränkung der Menschenrechte, jemanden davon abzuhalten.
Das ist so absurd!
Jede beliebige Firma kann selbst entscheiden, wen sie einstellt und wen nicht; sie kann Kriterien festlegen und auswählen. Aber von der Kirche erwartet man, dass sie jemandem ein Sakrament(!) spendet, nur weil dieser das will?

Dabei ist es so einfach:
»Niemand hat ein Recht darauf, das Sakrament der Weihe zu empfangen. Keiner maßt sich dieses Amt selbst an. Man muß dazu von Gott berufen sein [Vgl. Hebr 5,4.]. Wer Anzeichen wahrzunehmen glaubt, daß Gott ihn zum geweihten Dienst beruft, muß seinen Wunsch demütig der Autorität der Kirche unterbreiten, der die Verantwortung und das Recht zukommt, jemanden zum Empfang der Weihen zuzulassen. Wie jede Gnade kann auch dieses Sakrament nur als ein unverdientes Geschenk empfangen werden.« (KKK 1578)

Es ist ein fatales Missverständnis davon, was eine Berufung ist, wenn man es mit dem eigenen Willen in Beziehung setzt. Sicherlich: Der Wille muss hinzutreten, will man der Berufung treu folgen. Aber der eigene Wunsch hat mit der Berufung zunächstmal nichts zutun. Wer sich berufen fühlt, der muss sich der Kirche, in deren Dienst er treten will, anbieten. Es ist die Kirche, die beruft (aus dem Fundus derer, die sich anbieten). Die Berufung ist nicht ein zwiegespräch mit Gott aus dem sich dann eine Gewissheit oder ein Plan ableitet... zum Dienst in der Kirche wird man nicht "im Privaten" von Gott berufen, sondern vermittelt durch die Kirche.
Traurig macht es mich, wenn es tatsächlich Leute mit so einer Einstellung schaffen, von ihrem Bischof berufen zu werden...


Es gibt eine nette Anekdote, die Henryk Sławinski (Assistenzprofessor an der "Pontifical University of John Paul II" in Krakau) gern erzählt: Ein Junger Mann fühlt sich dazu berufen, in ein Kloster einzutreten. An der Klosterpforte angekommen sieht er dort ein Schild: "Leuten, dann warten." Er leutet und wartet... am nächsten Tag öffnet der Pförtner und fragt, was er denn wolle. "Ins Kloster eintreten", sagt der junge Mann. Darauf kommt der Prior zur Pforte und fragt den jungen Mann, was er denn wolle. "Ins Kloster eintreten, Herr!" Worauf der Prior ihm antwortet: "Komm in einem Jahr wieder." "Ich will aber jetzt ins Kloster eintreten", erwiedert der junge Mann. "Komm in zwei Jahren wieder", entgegnet der Prior. Der Bewerber ging weg, kam nach zwei Jahren wieder und trat ins Kloster ein.

Demut.

Freitag, 29. Juni 2012

Kirchenaustritt

Ich hatte neulich Bischof Huonder von Chur gelobhudelt, weil er sich nicht beirren lässt von gewissen Statistiken, die zeigen wollten, dass nur etwa die Hälfte seiner Katholiken noch nie an einen Austritt gedacht hätten (im Rest der Schweiz sinds 64%).

Also mal abgesehen von den Leuten, die nur wegen der zunehmend unselige Früchte tragenden Kirchensteuer gerne diese bürokratische Verzettelung abschütteln wollen, sonst aber fest im katholischen Sattel sitzen, hat mich das doch fragen lassen... ich kenne selbst einige Leute, auch Theologiestudenten, die gerne aus der Kirche austreten würde, aufgrund von, ich wills mal nett umschreiben: "inhaltlichen und/oder künstlerischen Differenzen".

Ich frage mich dann immer, was das soll...
Als ich neulich in einer Diskussion über den Zölibat gefragt wurde, warum ich diesen verteidige, war meine Antwort (neben einer Gegenfrage, siehe Link): Weil ich meine Kirche liebe. Worauf die Gesprächspartnerin erbost fragte, ob ich ihr dies denn absprechen würde. Tat ich nicht. Zumindest nicht mit Worten. Aber doch hege ich arge Zweifel daran (der Zölibat ist bei weitem nicht das einzige an und in der Kirche, was bei dieser Person Agressionen und Scham auslöst).

Jemand der mit dem Gedanken spielt, aus der Kirche auszutreten (mit obiger Einschränkung), hat meiner bescheidenen Meinung nach 1) Nicht verstanden, was die Kirche ist, was ihr Sinn und ihr Wesen ist; und er hat 2) aufgrund von Erstens auch keine echte Beziehung zu ihr, geschweigedenn etwas, was ich mit "Liebe" umschreiben würde.

Die Kirche ist unsere Mutter und als solche ist sie nicht immer den eigenen Wünschen gemäß.
Bemerkenswert finde ich da einen Text von Augustinus*, in dem er, sich fast schon betend an die Kirche richtend, schreibt: 
»Katholische Kirche, du Mutter der Christen im wahrsten Sinne des Wortes, du nimmst alle in Zucht und Lehre, [...] je nachdem wie bei einem jeden nicht nur das leibliche Alter, sondern auch die geistige Reife gegeben ist. [...] Wem Ehre gebührt, wem Trost, wem Ermahnung, wem Züchtigung, wem Erziehung, wem Tadel, wem Strafe, das lehrst du unermüdlich und zeigst dabei, wie nicht allen alles, aber doch allen Liebe gebührt und niemand Unrecht.«

Wie kann mannur daran denken aus der Kirche auszutreten? Doch nur, wenn man in ihr nur die Institution, ein menschliches Machwerk, einen Club, und in ihrer mütterlichen Sorge die "persönliche Gängelung" sieht... traurig... 
Solche Leute braucht es nicht in der Kirche... natürlich können und dürfen wir sie nicht rauswerfen ("lasst beides wachsen"), aber ich sehe schwarz, wenn solche Leute mehr und mehr die Möglichkeit bekommen, Einfluss zu nehmen und die Kirche zu modellieren.
Die Forderung nach Demokratie in der Kirche, zusammen mit der oben erwähnten Statistik, wonach in manchen Diözesen die Hälfte der Katholiken zuweilen an Kirchenaustritt denkt (und die allermeisten davon wohl nicht wegen der Kirchensteuer), erweckt ein grausames Bild: Wenn diese Leute dann in der Kirche verbleiben, weil sie sie nach ihren Vorstellungen verändern wollen und sie z.B. irgendwann ihren Wunschkandidaten für den Bischofssitz selbst wählen könnten (wie es neulich in Österreich von Akademikern de facto gefordert wird)... dann kann es nur bergab gehen... dann haben wir ein Wunschkonzert, statt einer Mater Ecclesia.
Wer in der Kirche bleibt um sie in ihrer Substanz zu manipulieren der ist gefährlich... umsomehr braucht es da das hierarchische Prinzip! Denn die Kirche darf nicht meinen Wünschen entsprechen sondern nur dem Auftrag Gottes.

Man hört das tatsächlich oft von BDKJ, ZdK und ungezählten anderen Funktionären, dass sie in der Kirche bleiben, um sie zu verändern... hoffentlich haben sie mit dem, was sie im Sinn haben, keinen Erfolg. [Randnotiz: Ich befürchte, dass nicht wenige dieser Leute eh nurnoch äußerlich in der Kirche sind... sich aber innerlich längst von ihr abgespalten haben... man weiß es nicht.]

Schon im zwischenmenschlichen Bereich bedarf jedes "Stehen zu einer Person" Geduld, Kraft und Opfer. Liebe ist ohne dies nicht denkbar. Augustinus spricht zuweilen von "unserer Person" (z.B. Enar. in Ps. 61,4) und meint damit den mystischen Leib Christi, die Kirche. Von dieser Kirche, so Augutinus in einem Brief an einen Freund*, "dürfen wir uns nicht trennen". Und er drückt  das in  einer Homilie über den  1. Johannesbrief (2,10: „Wer seinen Bruder liebt, der wandelt um Licht, und kein Anstoß ist an ihm.“) noch krasser aus, wenn er schreibt: 
»Wer sind die, die Anstoß erleiden oder geben? Es sind solche, die sich an Christus und an der Kirche stoßen. Wenn du die Liebe hast, wirst du weder an Christus noch an der Kirche Anstoß nehmen; du wirst weder Christus noch die Kirche verlassen. Denn wenn einer die Kirche verlässt, wie ist der in Christus, der nicht unter den Gliedern Christi ist? Wie ist der in Christus, der nicht am Leibe Christi ist? Jene also nehmen Anstoß, die Christus oder die Kirche verlassen.«

* Leider habe ich die Quellen der zitierten Texte verlegt... wer aushelfen kann, darf dies gerne tun.


PS. Zum Glück gibt es auch für Ausgetretene oder sonstwie Getrennte immer Hoffnung...: semel catholicus, semper catholicus :)

Petrus und Paulus


Mit goldverklärtem Licht und rosenfarbigem Schmuck,
Du Licht des Lichtes, überschwemmtest du die Welt,
Verherrlichend die Himmel durch die Märtyrer
An diesem heiligen, Sündern Gnade leihenden tag.

Der Himmelspförtner wie der Weltkreislehrer auch,
Richter der Menschheit, wahre Leuchten unserer Welt,
Der eine siegt durchs Kreuz, der andre durch das Schwert,
Thronen belorbeert im Senat des Lebens nun.

O glücklich Rom, das mit dem kostbar-edlen Blut
So hocherlauchter Fürsten überpurpurt prangt:
Nicht deines Ruhmes Werk, nein, ihr Verdienst bewirkts,
Daß du ob aller Erdenschönheit funkelnd strahlst.

Der Dreiheit sei ein unverdunkelbarer Glanz,
Sei Ehre, Großgewaltigkeit und Jubelsturm
In ihrer Wesenseinheit, der die Herrschaft bleibt
So heut wie ewiglich durch uferlose Zeit.

(alter Hymnus der Vesper vom Tag)

Donnerstag, 28. Juni 2012

Möhler und der Zölibat

hachja... Möhler... ;)
Johann Adam Möhler (1796-1838), der "edle Möhler", wie er schon zu Lebzeiten genannt wurde, der trotz seiner kurzen Schaffenszeit oft der "Kirchenvater der Moderne" genannt wurde/wird und den ich für meinen Teil schon lange sehr schätze, musste sich seinerzeit auch mit dem Zölibat rumschlagen. 
Anfang des 19. Jahrhunderts haben einige nicht-theologische Professoren in Freiburg die Abschaffung des Zölibats gefordert (mit exakt den gleichen "Argumenten" wie heute, inklusive "Priestermangel").
Möhler antwortete auf diese Forderungen mit enormer Sachkenntnis und zuweilen auch unvergleichlicher Ironie. Man kann Möhlers geniale und auch sehr lustige Streitschrift übrigens auch online nachlesen (gedruckt ist sie kaum mehr zu bekommen): Hier

»Die hier bezeichneten badischen Priester [denen jene Akademiker glaubten zuhilfe kommen zu müssen], bloße Schatten von geistigen und geistlichen Männern, hatten längst schon in ihrer inneren geistigen Armut, und darum nur äußerlich lebend und außer sich Lebensfreudigkeit suchend, gerufen "Wer wird uns Weiber geben?" Aus lobenswerter Absicht stimmen daher die Verfasser der Bittschriften [es gab 1928 mehrere solcher Petitionen] mit ein und sagen: "Gebt ihnen Weiber." [...] Ich gestehe, noch nie gehört oder gelesen zu haben, daß man, um die erstarrten Glieder an dem sittlichen Leibe Christi neu zu beleben oder um gründliche und geistvolle Theologen und begeisterte Prediger zu gewinnen, die Forderung gemacht habe, daß man vor allem für Weiber sorgen müsse, oder daß man, um solche Theologen und Prediger zu bezeichnen, vor allem anderen an ihnen bemerkt habe, daß sie im Besitze einer Gattin seien.«

Mittwoch, 27. Juni 2012

Nichts Neues über den Zölibat

Heute gab es wieder prächtige Diskussionen über den Zölibat... so weit, dass ich doch allen ernstes von einer Kommilitonin gefragt wurde, warum ich eigentlich den Zölibat verteidigen würde... meine Rückfrage, wieso sie den denn nicht verteidigt (als Theologiestudentin und zukünftig in kirchlichen Diensten tätige Person...), wurde keiner Antwort gewürdigt.

Historisch besehen hat es sich natürlich inzwischen einigermaßen rumgesprochen, dass der Zölibat nicht einfach im 12. Jhd. vom Himmel gefallen ist (2. Laterankonzil), sondern es bereits am Konzil von Nicäa im Jahr 325 sehr deutlich hieß: »Das Konzil verbietet absolut, dass Bischöfe, Priester und Diakone mit einer Frau zusammenleben, ausgenommen natürlich ihre Mutter, Schwester oder Tante oder eine über jeden Verdacht erhabene Frau.« (Kanon 3... leiderleider nicht im Denzinger zu finden...)
Auch die scheinbar ungeheure Anstrengung der Unterscheidung zwischen Ehelosigkeitszölibat (der tatsächlich erst recht spät vorgeschrieben war) und Enthaltsamkeistzölibat (den wir schon in der Bibel zuhauf finden) scheint inzwischen von manchem bewerkstelligt werden zu können: Zwar konnten noch sehr lange verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden, aber schon die Bibel (inklusive die famose Stelle in Tim 3) zeugt ausführlich davon, dass diese Männer nach ihrer Ordination i.d.R. enthaltsam lebten. Der Petrus mit seiner Schwiegermutter ist das beste Beispiel (oder warum wohl wird dessen Frau nirgends erwähnt?).

Letztlich läuft m.E. jede Diskussion auf einen von drei Punkten hinaus:
1) Der angebliche Priestermangel

2) Das nicht Anerkennen der kirchlichen Autorität
3) Vorurteile über den Zölibat

Punkt Eins ist schnell geklärt: eigentlich sind es nur ein paar Länder, meist in Westeuropa und Nordamerika angesiedelt, in denen die Zahl der Priester stetig sinkt... der Rest der katholischen Weltkirche (und diese insgesamt) kann sich dagegen über einen steten Zuwachs freuen. Es ist tatsächlich ein recht lokales Problem, aber es ist im Grunde eh nur ein Symptom, denn gerechnet auf die Anzahl der aktiven Gläubigen leben wir hierzulande noch immer im Schlaraffenland... sogar in Polen haben sie, im Verhältnis zur Zahl der Gläubigen, weniger Priester, und bei denen platzen die Seminare aus allen Nähten! Und natürlich zeigt das Beispiel der Protestanten, dass eine Abschaffung des Zölibats in dieser Hinsicht wohl gar nichts bringen würde.

Der zweite Punkt meint im Grunde die Tatsache, dass die Kirche (konkret: die Bischöfe) das Recht und die Pflicht hat, alle Bewerber auf das Priesteramt zu prüfen und dafür Bedingungen festzulegen. Man könnte diese Bedingungen auch als "Anzeichen" für die Authentizität und Ernsthaftigkeit der Berufung betrachten. In diesem Sinne wäre dann z.B. der Zölibat die klarste Manifestation des unbedingten Hingabewillens an Christus und seine Kirche, denn "wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Namens willen" (Mt 19,29), der zeigt, dass es ihm ernst ist! (Freilich ist die Bereitschaft zum Zölibat längst nicht das einzige Kriterium, aber ein sehr wichtiges.)
Es gibt kein Recht auf eine Berufung bzw. deren Erfüllung. Es obliegt der Kirche, kriterien festzulegen und auszuwählen (denn wer sollte es sonst tun?).

Punkt Drei meint das ganze altbackene Gefasel, etwa von der "Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen", bei dem der Zölibatär als krank, verklemmt/gehemmt, suchtgefährdet, depressiv, gestresst, pädophil etc. deklariert wird... Weil natürlich auch jeder Mensch weiß, dass verheiratete Männer niemals krank, verklemmt/gehemmt, süchtig, depressiv, gestress, pädophil etc. sind. Dieser "Standpunkt" beruht im Grunde auf großer eigener (sexueller?) Unsicherheit, einem Hass gegen die Kirche und, wie schön!, dem Anstoß, den der Zölibatär erregt, da er sich irdischer Freuden versagt, um alles auf eine Karte, Gott, zu setzen.


Ich meine, dass sich am Ende alles darauf reduzieren lässt, man in jeder Diskussion letztlich an einem dieser drei Punkte ankommt. Insofern ist das alles recht simpel und wird oft nach einer Weile schon langweilig... *gähn*


Die Suche nach falscher Sicherheit

Im Anschluss an ein bekanntes Wort von Simone Weil ("Wir fliehen die innere Leere, weil Gott sich darin finden könnte.") schrieb Henri de Lubac einmal:

»Der Mensch fürchtet sich, leider, vor allem vor Gott; er fürchtet, in der Berührung mit Ihm zu verbrennen, wie die Israeliten bei der Berührung der Bundeslade. Daher die vielen Spitzfindigkeiten, Ihn zu leugnen die vielen Listen, Ihn zu vergessen oder die vielen frommen Erfindungen, um den Zusammenprall mit Ihm abzudämpfen... Ungläubige, Gleichgültige, Fromme - wir überbieten uns gegenseitig an Erfindungsgeist, um uns gegen Gott abzusichern.« (Auf den Wegen Gottes, 133)

Dienstag, 26. Juni 2012

JPII und das pro multis

Welche Abgründe sich auftun, wenn Theologen ihre Meinungen wissenschaftlich beklecksen, ist erstaunlich.
So hat z.B. Wolfgang Beinert 2007 eine Notiz in "Christ in der Gegenwart" veröffentlicht, in der er den nunmehr seligen Papst Johannes Paul II. für seine Ablehung der Übersetzung von pro multis mit "für viele" vereinnahmen wollte. Die Notiz besteht im Wesentlichen aus einem Auszug aus dem Gründonnerstagsbrief jenes Papstes aus dem Jahr 2005; der Untertitel der Notiz lautet pathetisch: "Papst Johannes Paul II. war für das 'für alle'".
Natürlich wurde diese Notiz dieser Tage noch einmal hervorgekramt und ist, brandaktuell!, hier nachzulesen.
Und es stimmt, JPII hält darin eine Übersetzung mit "für alle" für legitim.

Zum Schluss der Notiz in CiG fügt Beinert dann lakonisch hinzu: "Ein Kommentar ist kaum erforderlich, höchstens ein Nachdenken über die Halbwertszeit päpstlicher Worte."

Ja, ne... is klar... Wenn einem die Argumente ausgehen, bemüht man eben das argumentum ad verecundiam, egal wie hanebüschen es ist.
Hier wird also ein Gründonnerstagsbrief, der keinen besonderen lehramtlichen Status genießt, nie auf Latein veröffentlicht wurde, nicht in den AAS auftaucht und sich eh nur an die Priester richtet, als das Vermächtnis eines großartigen Papstes bemüht.
Dazu sei erwähnt, dass das wirkliche Vermächtnis von JPII im Hinblick auf die Eucharistie seine Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" ist, und die enthält keine positive Würdigung des "für alle". Dafür aber sehr viele andere Dinge, die aber scheinbar nur wenige Theologen hierzulande interessieren.
Auch sei darauf hingewiesen, dass jener Gründonnerstagsbrief noch einige andere Dinge enthält, die man den CiG-Lesern ans Herz legen müsste; u.a. ist darin von einer "eucharistischen Gestalt" die Rede, die das Priestertum haben soll.
Was die "Halbwertszeit päpstlicher Worte" anbelang, müssten wohl die meisten CiG-Leser und -Autoren, wenn sie ehrlich sind, einstimmig mit "ca. 3 Minuten" antworten, denn so viele durchaus lehramtlich relevante Texte werden gerade in diesem Wochenblättchen schon aus Gewohnheit ignoriert oder offen bekämpft...

Montag, 25. Juni 2012

Himmelwärts

 
»Und der Mensch wird selig, wenn er mit dem Herzen anrührt, was immer selig in sich ist: und dies eben ist ewige Seligkeit; und lebendig wird der Mensch durch das ewige Leben, und weise wird der Mensch durch die ewige Weisheit; und erleuchtet wird er durch das unauslöschliche Licht.«
(Augustinus, Sermo 117)

Nochmal "pro multis"

Es war in den letzten Wochen recht amüsant, die Diskussionen zu beobachten, die um die pro multis Entscheidung des Papstes geführt werden.
Da ich mich auch Jobmäßig gerade mit genau diesem Thema beschäftigen darf, war es besonders erhellend zu beobachten, mit welch haarsträubenden und immer wieder auch gegenteiligen "Argumenten" und Vorwürfen da hantiert wurde und wird. 

Der eine unterstellt dem Papst eine Anbiederung an die Piusleute (weil: traditionskonform); der andere an die Protestanten (weil: schriftkonform). Ein Brüller! Der eine sieht darin eine Gängelung der (deutschen) Bischöfe, der andere einen päpstlichen Willkürakt (was sich nicht viel gibt). Der eine wirft dem Papst mangelnde Kenntnisse vor und behauptet, ein "für viele" stünde im Widerspruch zum (der Phantasie offenen, weil nicht überlieferten) hebräischen "Original" (weil angeblich das Hebräiche kein Wort für "alle" kenne, was jedoch nicht stimmt); der andere, es sei das dem Hebräischen einzig Entsprechende. Der eine (Katholik) hält es für exegetisch unmöglich; der nächste (Protestant) für exegetisch eindeutig klar und richtig. Der eine behauptet einen Traditionsbruch ("pro multis" sei schon immer als "für alle" verstanden worden); der andere für einen Bruch mit der modernen Gesellschaft, die keinen Heilsexklusivismus vertrage (das Wort "Entweltlichung" wird hier zuweilen zweckentfremdet). 

Mal ist die deutsche Sprache der Zankapfel, mal das (für die Liturgie der abendländischen Kirche zunächstmal maßgebliche) Latein, mal der griechische Bibeltext, mal das schon erwähnte Hebräische "Original"... etc. etc. etc. 

Natürlich würde eine Lektüre des Briefes, mit dem der Papst die Bischöfe angewiesen hat, die Worte zu ändern, völlig genügen, um zu verstehen, was dahinter steht. Und schon eine sporadische Vertrautheit mit den Schriften Joseph Ratzingers müsste genügen um zu sehen, dass ihm das keineswegs ein "neues" Anliegen ist.

Man kann es auch anders haben: Man muss nur den Römischen Katechismus aufschlagen (ja, das alte Ding aus dem 16. Jahrhundert) und findet dort eine Erklärung, wie sie in ihrer Einsichtigkeit von keinem Fach- oder Amateurkommentator, dem ich in diesen Wochen begegnet bin, erreicht wurde.
Da heißt es:
»Aber jene Worte, welche beigefügt sind; "für euch und für viele" sind teils aus Matthäus, teils aus Lukas entnommen, von der heiligen Kirche aber, welche vom Heiligen Geist belehrt ist, verbunden worden und dienen dazu, um die Frucht und den Nutzen des Leidens zu verdeutlichen. Denn wenn wir die Kraft desselben betrachten, so muss man sagen, dass der Heiland sein Blut für das Heil aller vergossen hat; wenn wir aber die Frucht, welche die Menschen daraus ziehen, im Auge haben, werden wir leicht ersehen, dass dessen Nutzen nicht allen, sondern nur vielen zuteil werde. Indem er also "für euch" sagte, meingte er damit entweder die Anwesenden oder die Auserkorenen des Judenvolkes, wie die Jünger waren, mit Ausnahme des Judas, mit welchen er redete. Wenn er aber beifügte: "für viele", so wollte er darunter die übrigen Auserwählten aus den Juden und Heiden verstanden wissen. Es ist also mit Recht geschen, dass nicht gesagt wurde "für alle", da hier bloß von den Früchten des Leidens die Rede war, welches doch nur den Auserwählten die Frucht des Heiles gebracht hat.«
(Catechismus Romanus, II, 4,24; vgl. auch KKK 1339, 1371)

Von der Volkskirche zum Entscheidungschristentum

Rubens: Triumph der Kirche über den Götzendienst (1628)

Der Bischof von Chur, Vitus Huonder, ist nun offiziell mein Held!
Ein Communiqué:

»Das Bischöfliche Ordinariat nimmt Stellung zur aktuellen Zürcher gfs-Umfrage. Leider kommt in der Berichterstattung darüber kaum zum Ausdruck, dass die reformierten Landeskirchen seit Jahren in mindestens gleichem Mass vom Phänomen der Austritte betroffen sind. Folglich sind die Ursachen überkonfessionell und können weder isoliert im Bistum Chur noch in der katholischen Kirche als solcher verortet werden. Deshalb bedürfte es einer genaueren Ursachenforschung. Eine mögliche Ursache könnte auch das Schweizer Kirchensteuersystem sein. Immerhin haben Freikirchen und andere christliche Gruppen ohne Steuersystem Zulauf.
Jeder Austritt aus einer Kirchgemeide oder Landeskirche schmerzt, weil damit oft eine Distanzierung von der eigentlichen Kirche verbunden ist. Zugleich gilt es immer, die Gewissensentscheide der Menschen ernst zu nehmen. Der Bischof von Chur will dabei helfen, dass diese Entscheide bewusst fallen, aufgrund guter Informationen. Dies bedingt Klarheit darüber, worin die Lehre der römisch-katholischen Kirche besteht bzw. ob sich der Einzelne damit identifizieren kann. Der Bischof ist nicht bereit, den Menschen unbequeme kirchliche Positionen zu verschweigen, nur damit sie weiterhin ihre Steuer zahlen.
Wie Papst Benedikt XVI. im Buch Licht der Welt (2011) sieht auch der Bischof von Chur die gegenwärtige Entwicklung als Umformung der einstigen Volkskirche in ein bewusstes "Entscheidungschristentum", das es zu festigen gilt. Von daher bemüht sich der Bischof um eine am überlieferten Glauben orientierte Seelsorge und um ein klares katholisches Profil. So können die Menschen besser entscheiden, wie sie dazu stehen.
Da viele Aspekte des katholischen Glaubens unbekannt geworden sind, braucht es hier mehr Kommunikation und Transparenz. Darum wird der Bischof von Chur weiterhin bemüht sein.
Chur, 21. Juni 2012
Giuseppe Gracia
Beauftragter für Medien und Kommunikation
gracia@bistum-chur.ch«

Ich halte sonst nicht viel von "einzigen Wegen", aber in diesem Fall: Das ist der einzige Weg!

Zum Hintergrund: Die genannte gfs-Studie kam u.a. zu dem Ergebnis, dass im Bistum Chur das Austrittsrisiko höher sei als im Rest der Schweiz. Nur 52% der Katholiken im Bistum Chur, so die Studie, hätten noch nie daran gedacht aus der Kirche auszutreten, während es beim Rest 64% seien.

Sonntag, 24. Juni 2012

Johannes der Vorläufer

Ioannis Prodromos
War heute in der Göttlichen Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos und dachte mir, da muss ich ein Wort zu der Ikone sagen, die man dort küsst.

In der orthodoxen Tradition taucht Johannes der Täufer vor allem als Johannes der Vorläufer (Ioannis Prodromos) auf und er wird meist mit Flügeln (und abgeschlagenem Haupt) dargestellt.
Diese merkwürdig anmutende Darstellung bezieht sich auf die Prophezeihung bei Maleachi: 
»Seht, ich sende meinen Boten [gr. angelon]; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere.« (Mal 3,1)

Ein gesegnetes Hochfest!

Samstag, 23. Juni 2012

Vom falschen Ansatz II

Ich hatte neulich schon auf ein paar Dinge hingewiesen, warum der Ansatz der Freiburger Memorandisten m.E. falsch ist und auch die von diesen verwendete Sprache habe ich schon kurz behandlt.

Ich möchte nun noch konkret mehr auf das Wort "Barmherzigkeit" eingehen.

Ich hatte geschrieben, dass das Problem darin bestünde, dass bei der Aktion Dinge ins Rampenlicht gezerrt werden, die da nicht hingehören.

Wenn ein Priester Eheleuten die in einer zweiten zivilrechtlichen Ehe zusammenleben die Kommunion reicht, weil er diese Leute kennt, weiß, dass sie treu und fromm zusammenleben und auch die Umstände des wohmöglich unglaublich schrecklichen Scheiterns der Ehe kennt (und auch die vllt. haarsträubenden Gründe, warum eine Anullierung nicht zustande kam), kann das m.E. im je einzelnen Fall legitim sein. Wichtig ist hier, dass es nicht öffentlich geschieht, dass es um ein Vertrauensverhältnis geht... weil es immer Einzelschicksale sind.
Es kann und darf aber keine "offizielle" oder "generelle" Richtlinie geben weil das letztlich zu einem "Es ist egal wie ihr lebt, ihr dürft..." führt. Das wäre eine Preisgabe der Sakramente.

Genau diesen beschriebenen "inoffizielle" Kanal würde ich durchaus als Teil einer Praxis der Barmherzigkeit sehen.
Was aber die Aufbrüchler mit ihren Forderungen tun, hat damit nichts zutun, auch wenn sie das ständig behaupten: Sie zerren diese im Ehebruch lebenden Menschen ins grelle Licht der Öffentlichkeit, spenden ihnen demonstrativ die Eucharistie und - ich karikiere etwas - brüllen in die Welt hinaus "Schaut mal alle her!! Hier her! Seht ihr?! Wir sind barmherzig und darum ungehorsam gegen die unbarmherzige Kirche, denn WIR spenden diesen armen, von der Kirche drangsalierten/terrorisierten/verdammten Menschen trotz ihres andauernden Ehebruches die Sakramente!! SEHT IHR ES?! Kapiert ihr auch, dass wir uns hier ganz toll gegen ein unbarmherziges und weltfremdes System stellen? Sind wir nicht toll?!"
Das ist keine Barmherzigkeit.

Barmherzigkeit geschieht immer im Stillen, immer abseits, immer so, dass "deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut".
Nun kann man natürlich sagen, durch diesen "Hinterzimmerweg" wären diese Leute stigmatisiert. Aber halt: 
1) Das Leben im Ehebruch ist numal ein Stigma! Es kann weder die Kirche noch sollte es einen selbst kalt lassen, sofern man den Glaubenssatz von der Unauflöslichkeit der Ehe akzeptiert. (Wenn man ihn nicht akzeptiert, sollte es m.E. eh keine Rolle spielen, welche Sakramente man empfängt und welche nicht, da man offenkundig eh so seine Privatmeinungen über deren Inhalt und Wirkung zu haben scheint). Es ist ein Stigma für das man sich entscheidet! Freiwillig (denn niemand wird zu einer zweiten zivilen Ehe gezwungen)!
2) Die Stigmatisierung geschieht ja wohl v.a. dann, wenn ich die Menschen, die so eine Entscheidung getroffen haben, ins Rampenlicht stelle und das Mitleid der Nation über sie herabrufe...
 
Auch entsteht gerne der Vorwurf, es handle sich doch hier um eine Doppelmoral, wenn man von offizieller Seite einerseits den vortgesetzten Ehebruch mit Sanktionen behängt und andererseits aber das "heimliche" Getue (von dem jeder weiß, worüber man aber nicht redet, weil es nichts zu reden gibt!) zulässt.
Und ein Stück weit stimmt das auch. Ein Stück weit gibt es in jeder Gruppe von Menschen Doppelmoral. Und der Grund ist schnell gefunden: Wir sind keine Maschinen. So gut und richtig die Regeln auch sind die wir uns gesetzt haben oder die uns (ius divinum) von Gott gegeben wurden, so sind wir Menschen doch keine Automaten die immer alle Regeln beachten wollen (oder auch nur können!). Wir sind alle kleine Häretiker und manchmal auch Kryptoschismatiker, weil wir bestimmte Dinge nicht so machen, wie es das Ideal (KKK + CIC) vorsieht... aber genau das macht uns menschlich. Auch Eltern geben ab und an ihren Kindern nach, auch wenn sie wissen, dass es nicht zu ihrem "Besten" ist. Das stellt nicht die Regel infrage, hat aber zuweilen etwas mit gewissen Tugenden zutun.

Was aber landauf, landab alle Aufbrüchler und Memorandisten fordern, ist eine offzielle, allgemeine und rechtlich abgesicherte Regelung dieser "Ausnahmen", "Schwächen", "Nachgiebig- und -lässigkeiten".
Und das, liebe Leute, ist nicht möglich. Und es schadet obendrein den Betroffenen, dass ihr es überhaupt versucht...: Barmherzigkeit kann nicht reglementiert, systematisiert, geplant, verrechnet und subventioniert werden... Es wird nie einen Canon geben der da lautet "Du sollst barmherzig sein und darum auch den hartnäckigen Ehebrechern die Kommunion spenden." Was es gibt, sind Canones und offizielle Verlautbarungen, die von mildernden Umständen sprechen, von den Werken der Barmherzeigkeit, Brüderlichkeit und Nächstenliebe, von der Würde des Menschen, vom hohen Rang des Gewissens, von Weisheit und Hirtensorge, von Tugend und Klugheit, von Frömmigkeit und Seeleneifer und, ja, auch vom Heil der Seelen. *wink*

Long story short: Es kann kein "Recht auf Barmherzigkeit" geben (etwa ein recht auf den Kommunionempfang trotz fortgesetzter schwerer Sünde); Barmherzigkeit steht jenseits von "Recht und Gesetz".

Frage: Seid ihr so unsicher in eurem Tun, dass ihr erst ein Gesetz (bzw. eine offizielle Anerkennung/Verordnung) braucht, um barmherzig handeln zu können?

Der Nabel der Welt

Die Überzeugung einiger deutscher Theologen und sonstiger, die ein kirchliches Salär beziehen, dass die deutsche Kirche der Nabel der katholioschen Welt sei (etwa hier), betrübt mich zusehends.
Deutsche Theologen behaupten eine Trennung Roms oder gar des Lehramtes vom "Volk" und man applaudiert ihnen "Richtig! Die sollen endlich mal zuhören!"
Natürlich gibt es zuweilen Situationen, in denen die Römer tatsächlich in einem gewissen Elfenbeinturm stecken, aber in Sachen Ehebruch und/oder Zölibat sind sie das m.E. nicht.

Gerade bei der Zölibatsdiskussion fällt es mir zunehmend schwer, mich nicht in Ulk zu verlieren. Was ich meine:
Das Priesteramt ist ein Dienst. Wer sich nun zum Dienst berufen fühlt, aber nicht zum Zölibat, hat hierzulande seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Möglichkeit, als ständiger Diakon zu dienen. Solange sich das aber nicht rumspricht und ausgiebig getan wird, ist jede Überlegung über die Abschaffung des Zölibats sinnfrei.

Ich schrieb "hierzulande", denn die Institution des ständigen Diakonats gibt es eigentlich nur in einem Großteil Europas, Nordamerikas und einigen südamerikanischen Staaten. In anderen Gegenden der Welt und der Kirche gibt es keine ständigen Diakone, weil diese Institution, obzwar durch das Konzil wiederbelebt (seit dem Frühmittelalter, von einigen Annomalien, wie etwa Franz von Assisi mal abgesehen, ausgestorben), von jedem Bischof für seine Diözese eigens eingerichtet werden muss... Und für die meisten Katholiken wurde dies bis heute nicht getan, weil es im (zahlenmäßig) größeren Teil der Katholischen Kirche keinen Bedarf gibt... denn dort gibt es (mehr als) genug Kandidaten für das Priesteramt - inklusive Zölibat!

Der ständige Diakonat ist eine Einrichtung die (auch) dem Priestermangel entgegen steuern soll... solang diese Möglichkeit nicht voll ausgeschöpft ist, ist jede Diskussion über eine Änderung (= Aufhebung) der Zölibatsverpflichtung müßig. Hier wird eine lokale Gegebenheit (Priestermangel) zum Vorwand genommen, eine weltkirchliche Institution für überholt zu erklären... und bei Nichtbefolgung der Forderung, wird von einer Trennung des Lehramtes vom (lokalen!) Kirchenvolk gesprochen... Das ist in etwa so, wie wenn die Engländer sich brüsten, der Kontinent sei von ihnen getrennt...

Natürlich ist auch der Diakonat inzwischen allzuoft entwertet worden... die bittere Wahrheit ist, dass er nicht selten wie ein "Upgrade für Pastotalreferenten" gehandelt wird, etwa wenn Bischöfe auf diese zugehen mit dem Argument "Dann dürfen sie mehr." Aber das ist ein anderes Problem.

Freitag, 22. Juni 2012

Fortschritt


Über die Berechtigung der Entwicklung in der Religion, etwa in Dogmatik und Frömmigkeit und gegen sola scriptura und New-Age-"back to the roots"-Gedöns.

»Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so daß wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so daß nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, daß die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müßte der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muß auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, daß sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.«
(Vinzenz von Lérins, commonitorium 23; etwa 434 n. Chr.)

Der Dialog, der keiner war

Besonders im Erzbistum Freiburg ist stets vom Dialog die Rede und dank des freiburger Oberhirten in ganz Deutschland. Und nächstes Jahr im April findet in Freiburg die Diözesanversammlung statt, vermutlich in einer für diesen Zweck zur Konzilsaula umfunktionierten Kirche in der Innenstadt von Freiburg.
Eine Art Konzil also, nur ohne Sinn... denn: Was haben wir bisher an "Dialog" erlebt, der dann dort verhandelt werden soll?
Leider ist festzustellen - siehe Memorandum, siehe Ungehosamsaufruf, siehe freiburger Klerus -, dass diejenigen, die am lautesten brüllen und am meisten Aufmerksamkeit (drinnen wie draußen!) bekommen, sich offenbar partout nicht am Dialog beteiligen wollen.

Oder wie ist es zu erklären, dass hier am laufenden Band Fakten geschaffen werden, Begriffe festgelegt, Grenzen abgesteckt und Wege beschritten werden, ganz ohne  jeden Dialog?

Dass freiburger Kleriker im Ehebruch Lebenden die Kommunion nicht nur spenden, sondern sie sogar dazu ermutigen, ist ein Verstoß gegen das Kirchenrecht, wie sie ja auch plakativ und medienwirksam rausposaunen. Was hat das mit einem Dialog zutun? Erst machen und dann drüber reden...

Dass der Begriff der Barmherzigkeit bemüht wird hat doch am Ende auch bloß den einen Sinn und Zweck, dass damit "die andern" automatisch als "unbarmherzig" gelten und somit eine klare Teilung von "Gut" und "Böse" generiert wird. Auch hier ist nichts mehr zu dialogisieren, denn jedem Depp ist klar, dass man natürlich tun muss, was "gut" ist, also die "Guten" ("Barmherzigen") recht haben und die andern nicht. Win by default!

Überhaupt: Wenn Forderungen gestellt, Regeln missachtet und Gelübde (etwa des Gehorsams oder der Treue) nicht mehr gelten, hat das mit "Dialog" nichts zutun, sondern ist ein eigenmächtiges, pubertär-störrisches "Jetzt-erst-recht"... mehr nicht.

Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre... auf das Heil der Seelen beruft man sich, aber man verarscht die Menschen von Anfang an, indem man ihnen das eigene Gutdünken davon, was "gut" und was "Böse" ist als Wahrheit verkauft und die in 2000 Jahren erbrobte Weisheit der Kirche mit Füßen tritt. Man redet vom Dialog, aber alles was getan wird, ist das Schaffen von Fakten und das Erzwingen einer bestimmten Agenda. Geredet wird dann nurnoch darüber, dass es aber nunmal bereits "so" ist... 

Klar: Wenn ich das Gebäude erst abreiße und danach die Eigentümer frage, wie sie das finden, kann ich das Dialog nennen... aber es stimmt halt nicht!

Da ich generell nicht viel von einem Dialog halte, der alles zur Disposition stellen will, ist mir das eigentlich ganz recht... aber es überrascht mich doch sehr zu sehen, wie sogar die, die am lautesten "Dialog!" blöken, sich diesem so hartnäckig verweigern... wenn ich es mir so überlege, ist es doch eigentlich recht lustig... darum ein Jesus Facepalm!

Donnerstag, 21. Juni 2012

Freiburgs Narren

Foto: Ingo Schneider
»Erzbischof Zollitsch plant gemeinsam mit Initiatoren der Freiburger Pfarrerinitiative die Seelsorge für Wiederverheiratete weiterzuentwickeln.«

Ich hatte ja schon erwähnt, dass im Erzbistum Freiburg eine Beförderung für einen Memorandisten wahrscheinlicher ist als Sanktionen... nun, das sieht nun tatsächlich (domradio) so aus... jetzt sind die Initiatoren der Initiative des Erzrobbis Experten in diesem wichtigen Projekt. 

Toi toi toi, Exzellenz!

Gott schauen


Ich glaube
Mein Erlöser lebt
Und einst, am letzten Tage
Stehe ich auf aus der Erde
Und schaue in meinem Fleisch
Gott, meinen Heiland.

Ich schaue ihn
Ich selbst
Und nicht ein anderer
Und meine Augen sehen ihn.

Und schaue in meinem Fleisch
Gott meinen Heiland.

(aus der Liturgie der Kirche, nach: Guardini, "Heilige Zeit")

Freiburger Narrentreff?

Heute trifft der freiburger Erzbischof mit den bistumseigenen Memorandisten zusammen.
Man darf gespannt sein... 

Wenn man die Gepflogenheiten hier in Freiburg kennt, weiß man, dass Bevörderungen leider Gottes wahrscheinlicher sind als kirchenrechtlich adäquate Konsequenzen. Aber vielleicht gibt es ja eine Überraschung...

Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Diakonat der Frau...

Immer wenn Theologen, Hirten oder sonstige Kirchensteuerbegütete die Zulassung von Frauen zum Weiheamt fordern, handeln sie damit m.E. überaus unmoralisch. Vor allem dann, wenn sie den Gläubigen erzählen, dass es hier "Möglichkeiten" oder "Perspektiven" gäbe.
Es gibt keine. Es wird nie dazu kommen.

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat 2007 ein Dekret mit dem Titel "Allgemeines Dekret in bezug auf die Straftat der versuchten Ordination einer Frau" veröffentlich,  in dem Folgendes zu lesen ist:

»Zum Schutz des Wesens und der Gültigkeit des Weihesakramentes hat die Kongregation für die Glaubenslehre kraft der besonderen Vollmacht, die ihr von der höchsten kirchlichen Autorität übertragen worden ist [...] folgendes Dekret erlassen:
Unbeschadet der Vorschrift von can. 1378 des Codex des kanonischen Rechtes zieht sich jeder, der einer Frau die heilige Weihe zu spenden, wie auch die Frau, welche die heilige Weihe zu empfangen versucht, die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation "latae sententiae" zu.
[...]«


Als dann im Jahr 2010 die "Veränderungen in den Normae de gravioribus delictis" von derselben Kongregation (anlässlich der Missbrauchsfälle und der darum nötigen Verschärfungen) veröffentlicht wurden, konnte man in Artikel 5 dieses Schreibens eine Bekräftigung des Dekrets von 2007 lesen:
»Der Kongregation für die Glaubenslehre ist auch die schwerwiegendere Straftat der versuchten Weihe einer Frau vorbehalten: 
1° Unbeschadet der Vorschrift von can. 1378 des Kodex des kanonischen Rechts zieht sich jeder, der einer Frau die heilige Weihe zu spenden, wie auch die Frau, welche die heilige Weihe zu empfangen versucht, die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zu.
[...]«

Es sei darauf hingewiesen, dass in beiden Fällen nicht zwischen einzelnen Weihestufen unterschieden wird (wie es JPII in Ordinatio sacerdotalis angeblich tat), sondern lediglich von der Weihe an sich gesprochen wird. Die Diakonenweihe ist also mit dabei! Übrigens hat die Internationale Theologenkommission  bereits 2001 eine Studie vorgelegt mit dem Titel "Der Diakonat - Entwicklung und Perspektiven", in dem die Einheit des Weihesakraments sehr deutlich festgehalten wurde.
Auch sei auf das Wörtchen "versuchen" hingewiesen: Es kommt bei so einem "Versuch" nämlich keine Weihe zustande... es wäre im Grunde nur eine Weihesimulation, denn nach dem Glauben der Kirche können nur Männer die Weihe gültig empfangen (nach Ott ist es sententia certa).

Zu behaupten, die Zulassung von Frauen zum Weiheamt wäre nur eine Frage der Zeit oder überhaupt irgendwie machbar, tut nichts anderes, als seine Zuhörer in eine gefährliche Irre zu führen. Eine Schande ist das!

Neben diesen kirchenrechtlichen (und dogmastischen!) Gründen gibt es auch noch eine ganz praktischen, warum niemals die Diakonenweihe für Frauen eingeführt werden wird: Wie das Beispiel der Anglikanischen Kirche gezeigt hat, dauert es nach der Einfühung der Weihe von Diakoninnen nur wenige Jahre, bis auch das Presbyterat "freigegeben" wird... denn über den Großteil der Kirchengeschichte war der Diakon ja "nur" ein Durchgangsposten zum Priestertum... wenn man jemanden zum Diakon weiht, warum dann nicht auch zum Priester (Stichwort: "Einheit des Weihesakraments")?
Die Frauendiakonatsforderer wissen das natürlich, sie haben auch kein anderes Ziel vor Augen... wieso sollten sie sich auch mit dem Diakonat zufrieden geben?

Ich würde mir wünschen, dass hier von Seiten der Bischöfe mal ein klares Wörtchen oder doch zumindestein ein Hinweis auf die eben Zitierten Verlautbarungen des apostolischen Stuhles gesprochen wird, um diese unselige und irreführende Debatte endlich zu beenden... Das ganze ist einfach nur peinlich, unehrlich und unglaublich sinnlos...

Vom falschen Ansatz

Das "Mysterium der Krönung" (orthodoxe Eheschließung)
Das größte Problem mit Memorandisten, Aufbrüchlern, Ungehorsamsaufrufern (vgl. c. 1373 CIC), etc. ist vielleicht dies, dass sie im Falle der "Wiederverheirateten" die Betroffenen instrumentalisieren und an den Pranger stellen, statt sie zu unterstützen. (Und mangels echter Katechese bringen sie diesen und all ihren Schäfchen auch noch bei, dass das so sein müsse.)

Meine vorherigen Beiträge zu diesem Thema mögen bei dem einen oder anderen den Eindruck erweckt haben, ich würde rigoristisch jeden "Wiederverheirateten" mit "Ehebrecher" abkanzeln und einfach "generell" jeden Sakramentenempfang ausschließen. Dem ist sicherlich nicht so. Das Generalisieren, genau das tun die oben genannten!

Es ist doch so: Es gab diese Fälle schon immer... eine Ehe geht (wohmöglich aus gravierenden und überaus tragischen Gründen) in die Brüche und es obliegt dem Pfarrer, für jeden Einzelfall nicht nur ein offenes Ohr sondern auch die nötige pastorale Sorge sicher zu stellen. Und dann ist es m.E. auch völlig legitim wenn dann eben der Pfarrer ohne viel Aufhebens zu machen (und v.a. ohne Öffentlichkeit!) sich hier gütig und weise erzeigt. Jeder kennt sicherlich Beispiele, wo Menschen nach schlimmen Erfahrungen nun treu und fromm seit Jahr(zehnt)en mit ihrem neuen Partner (zivilrechtlich) verheiratet sind. Darüber wird nicht öffentlich diskutiert oder abgestimmt, hier werden die Betroffenen in ihrer ernsten Lage auch dem entsprechend ernst genommen.

Wenn nun aber Kleriker und Akademiker sich hinstellen und eine "offizielle Anerkennung" solcher Praktiken fordern, dann ist das nichts anderes, als diese Praxis der weisen Güte und des wahrhaft seelsorgerlichen Eingehens auf den (oft tragischen) Einzelfall ungebührlich zu stigmatisieren und stattdessen eine allgemeine, "offizielle" und damit amtliche und öffentliche "Lösung" zu etablieren, welche die je eigene Situation nicht beachtet. Und das wird weder den Betroffenen noch der kirchlischen Disziplin irgendetwas Positives bringen. 
Statt des behutsamen Dienstes am Einzelnen soll ein "Recht auf Wiederheirat und Kommunionempfang" etabliert werden, das an Absurdität nicht zu überbieten ist.
So eine Praxis hätte dann auch zur Folge, dass Sünde nicht mehr Sünde genannt wird und somit auch keine Vergebung und keine Versöhnung stattfinden kann, auch wenn das die klerikalen Aktivisten gebetsmühlenartig behaupten... es wird das Gegenteil geschehen!

Oft wird der Verweis auf die Orthodoxie und die dortigen Praxis vorgebracht. Was man dann freilich verschweigt sind die Details: Wer weiß schon, dass es ein von der Kirche gewährter (oder versagter!) Gnadenakt ist, wenn eine zerbrochene Ehe für "moralisch tod" erklärt wird, und es keineswegs ein Anrecht darauf gibt?
Wer weiß schon, dass die zweite Ehe mit einer strikten Gesinnung der Buße verbunden ist und die Partner in der zweiten Ehe in der Regel eine oft jahrelange Bußzeit (samt Ausschluss von der Kommunion!) abzuleisten haben?
Wer weiß schon, dass in der Orthodoxie die Sakramente der Buße und der Eucharistie so eng mit einander verbunden sind, dass dort überhaupt nur sehr selten kommuniziert wird und i.d.R. nie ohne vorherige Beichte? Es herrscht dort also eine ganz andere sakramentale Praxis vor, die, nebenbei bemerkt, mit den Wünschen der Memorandisten völlig unvereinbar ist.
Solche Details werden gerne verschwiegen... Würde der Westen die orthodoxe Praxis übernehmen gäbe es einen Aufschrei: "Was fällt der Kirche ein, sich in unsere Privatangelegenheiten einzumischen?!"

Wichtig wäre es, dass den Priestern mehr Mittel, Wege und Kenntnisse an die Hand gegeben werden, damit sie die bisherige "inoffizielle", aber dafür der ernsten und sehr persönlichen Situation einzelner Betroffener gerecht werdenden Praxis noch besser mit der gebotenen Sorge begegnen können. Eine allgemein gültige offizielle Regelung wird weder der Sache noch der je eigenen Situation der Betroffenen gerecht.

Und wenn, wie Prof. Schockenhoff neulich bekundete, die Unauflöslichkeit der Ehe nicht infrage gestellt werden soll, dann müsste eigentlich jedem klar sein, dass eine offizielle Anerkennung einer Wiederheirat de facto unmöglich ist. Which is it?


Wenn nicht der Herr das Haus baut,
müht sich jeder umsonst, der daran baut.
Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht,
wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen;
denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf. 
Kinder sind eine Gabe des Herrn,
die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.
Wie Pfeile in der Hand des Kriegers,
so sind Söhne aus den Jahren der Jugend.
Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat!
Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht.
(Pslam 127; er wird seit dem 4. Jh. in der christlichen Eheliturgie gesungen)

Dienstag, 19. Juni 2012

Tidbits zu "Gehorsam"

»Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz 
(Phil 2,8)

»Die Gläubigen aber müssen mit einem im Namen Christi vorgetragenen Spruch ihres Bischofs in Glaubens- und Sittensachen übereinkommen und ihm mit religiös gegründetem Gehorsam anhangen. Dieser religiöse Gehorsam des Willens und Verstandes ist in besonderer Weise dem authentischen Lehramt des Bischofs von Rom, auch wenn er nicht kraft höchster Lehrautorität spricht, zu leisten; nämlich so, daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht.« 
(LG 25)

»Alle Priester, und vor allem die, die auf ihren besonderen Weihetitel hin Diözesanpriester heißen, sollen bedenken, wie sehr die treue Verbundenheit und großmütige Zusammenarbeit mit ihrem Bischof zu ihrer Heiligkeit beiträgt.« 
(LG 41)

»[Die Ordens-]Gemeinschaften verhelfen nämlich ihren Mitgliedern zu größerer Beständigkeit in der Lebensweise, zu einer erprobten Lehre über das Streben nach Vollkommenheit, zu einer brüderlichen Gemeinschaft im Kriegsdienst Christi und zu einer durch den Gehorsam gefestigten Freiheit.« 
(LG 43)

Montag, 18. Juni 2012

Der Priester, ein Entertainer

Das Grauen trug heute Grün. Ich kommentiere mal meinen Bericht [in kursiv].

Schon beim Einzug war der Zelebrant sehr damit beschäftigt, den Gläubigen in den vorderen Reihen lächelnd zuzunicken und das Haupt schön hoch zu halten [ein andächtiges Hintreten vor den Altar(!) wäre mir lieber gewesen... ich will das Stufengebet zurück!].

Das Eingangslied gab es erst nach dem einleitenden Gerede. Danach begann er doch tatsächlich so mir nichts, dir nichts, ein frei formuliertes Gebet zu sprechen um zum Kyrie überzuleiten [es ist nicht seine Show, nicht er hat hier seine Gebete zu sabbeln, sondern stellvertretend für uns das Gebet der Kirche zu sprechen!].

Wir befinden uns beim Evangelium: Nach dem "Ehre sei dir, o Herr" sieht sich unser Entertainer [statt einfach das zutun, was er soll und auf unsere Bekundung den zu Wort kommen zu lassen, den wir soeben bekundet haben!] doch tatsächlich dazu genötigt, zu erklären, dass wir das Evangelium, das wir nun hören werden, vor dem Hintergrund jener Geschichte aus der Lesung *Lesung kurz nacherzähl* hören sollten [welche wir vor gerademal 20 Sekunden erst gehört haben!].

Beim Offertorium werde ich [und nicht nur ich] dann außergewöhnlich brutal aus der Andacht gerissen, als der Zelebrant mit einem Lachen verlautet "Achja, sie sehen, auch das muss gelernt sein" [offenbar haben ein paar der neuen Minis etwas verpeilt; hier ist endgültig sein wahres Entertainerwesen entlarvt: er geht offenkundig davon aus, die Leute hätten während der Gabenbereitung nichts besseres zutun, als alles penibel zu beobachten und dann kann man schonmal über ein Missgeschick auf der Bühne einen Witz machen... oder? Ich fands schrecklich!].

Wir befinden uns im Hochgebet... [und abgesehn von dem Geschichtenonkelton beim "Erzählen" über Leid und Tod des Herrn, war das] soweit ok, bis, ja bis bei der Fürbitte für die Verstorbenen unser Entertainer sich doch allen Ernstes erdreistete, in dieses Gebet [Hochgebet!] eine Regieanweisung einzufügen: "Und jetzt denken wir ganz persönlich [?!] an unsere Verstorbenen" [statt einfach eine kurze Stille einzulegen, damit ganz besonders diejenigen, die ein dringendes Bedürfnis haben, bei dieser Bitte an jemanden zu denken, das auch in Ruhe tun können!].

Dass er im Austeilen der Mundkommunion nicht sehr geübt war, ist kaum eine Erwähnung wert... er bevorzugt die Stempelmethode ["Ich drück die einfach so fest drauf, das muss halten!"].

Ein choregraphisches Schauspiel zur Verzweiflung der neuen Minis bot sich dann, als er am Schluss der Messe einfach seitlich die Altarinsel runterstiefelte und sich dann so in der Mitte positionierte, dass die hinterherkommenden Minis keinen Platz zum Aufstellen hatten [statt, wie üblich!, mittig und hinter den Minis gemächlich nach unten zu schreiten; und, nein, der war nicht neu am Ort, der zelebriert schon seit Jahren immer wieder in dieser Kirche...].

Auszug mit Lächeln und Nicken [überstanden!].

Puh!
Die sonstigen "kleinen" Unschönheiten, die ja allüberall Alltag sind, hab ich weggelassen.

Was ist zu tun, wenn einen der Zelebrant mit allen Mitteln der Sabotage um die eigene participatio actuosa bringt?