Dienstag, 13. März 2012

Laetare? Oder: Gedanken zur Nacht...

Jeremia trauert...
Drei unabhängige Gedanken des heutigen Tages und ein gemeinsamer Nenner.

1) Am kommenden Sonntag, Laetare, wird es in der Lesung um die Sünden Israels gehen, die zum babylonischen Exil führten.
2) Braut des Lammes hat einen sehr lesenswerten Beitrag über die (Nicht)Einhaltung der Sonntagsruhe und die damit einhergehende Anbetung der Neon-Götter geschrieben... und ist mir damit zuvorgekommen.
3) Die vorletzte Vaterunser-Bitte wird ja zuweilen so gedeutet, als bezeichne sie ein "Hindurch"... "Und führe uns durch die Versuchung". Das halte ich für Humbug.

Eine der Sünden, die  Israel begangen hat um das Exil zu verdienen, erschließt sich aus Folgendem Fragment aus genannter Lesung: "Das Land bekam seine Sabbate ersetzt" (2Chr 36,21b).
Der Sabbat wurde nicht gehalten. Das Land wurde ohne Rücksicht auf Verluste an sieben Tagen der Woche und in jedem Jahr ohne Unterschied bebaut. Nun schafft Gott selbst für das Ackerland Gerechtigkeit. Wie tut er das? Indem er die Mauern der Sicherheit und Bequemlichkeit einreißt (vgl. V. 19). Exil.
Die Bitte "und führe uns nicht in Versuchung" meint das Ersparen von Anfechtung. Meint genau die Situation, die Israel durch die Verschleppung erleben musste: Und führe uns nicht in die Versuchung abzufallen von dir, wenn wir alles verloren haben (Reichtum, Sicherheit, Tempel...). Diese Bitte ist berechtigter denn je, denn wir sind nicht nur ständig in der Versuchung den Sabbat nicht zu halten, (machen doch alle!) sondern wir sollten uns fragen: Was passiert, wenn wir es nicht tun? Wenn wir plötzlich feststellen, dass unsere Bequemlichkeit gefährdet ist und die Abundanz die uns den 7-Tage-Konsumrausch ermöglicht, schwindet? (Ökologisch wie sozial.)

Was wenn wir an der Versuchung scheitern? Gott wird schon dafür sorgen, dass "das Land" zu seinem Recht kommt. Und dann?
Als die Mauer viel, bekamen die neuen Bundesländer von der EWG einige Auflagen für die Landwirtschaft vorgesetzt. U.a. die, ihre Felde regelmäßig brach liegen zu lassen und nicht zu bebauen. (Auch die Bibel kennt die Vorschrift, alle sieben Jahre, im Sabbatjahr, die Felder brach liegen zu lassen.) In der DDR gab es soetwas nicht. Es wurde einfach ständig alles bewirtschaftet - rausholen, was geht... genau so, wie es die Israeliten vor ihrer Verschleppung taten. Und wie wir es, im übertragenen Sinne, heute immer mehr erleben.

Was passiert, wenn der Sonntag wegfällt? Wenn es keinen Unterschied mehr gibt?
Laetare!, freut euch!, Gott wirds richten. Aber sind wir bereit, dieses "Richten", dieses Gericht zu (er)tragen? Von den psychischen Folgen eines ununterbrochenen Rausches ganz zu schweigen...

Wir sollten gerade die Fastenzeit für die Brache nutzen.

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