Montag, 30. Juni 2014

Der neue Erzbischof

Der neue Metropolit der oberrheinischen Kirchenprovinz, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, ist seit gestern im Amt. Ich freu mich. 
RIESIG!

Es stimmt ausgesprochen hoffnungsvoll, wenn er in seiner Ansprache direkt nach der Weihezeremonie u.a. sagt:
»Das Volk mit den Hirten, die Hirten mit dem Volk, beide sind und bleiben aufeinander verwiesen – oder soll ich besser sagen, beide bleiben im Dialog? Dieser Dialog wird dann gelingen, wenn er seine Inhalte aus der Hinordnung auf Christus bezieht und sich nicht mit rein menschlichen Vorstellungen und Erwartungen begnügt.
[...]
Manches mag vielleicht auch nicht verstanden werden, was ich tun werde – dass ich ggf. Entscheidungen werde treffen müssen, bei denen ich mich allein vor Gott, vor der Kirche und meinem Gewissen gegenüber verantwortlich sehe.« (hier, ganz unten, kann die Ansprache als PDF bezogen werden)

Das liegt auf einer Linie mit dem, wie ich ihn bisher kenne und erlebt habe. Es werden einige krasse Unterschiede zu seinen beiden Vorgängern ersichtlich. Am deutlichsten:
1) Er betont die Bezogenheit zwischen Hirten und Volk, wie es seine Vorgänger nicht taten. Es gibt also offenbar nicht einfach nur "Gleiche"... man mag das als Absage an den berühmten "Dialog auf Augenhöhe" lesen. Die in Freiburg (rhetorische wie strukturelle) fleißig geübte Gleichmacherei, die dem hierarchischem Wesen der Kirche widerspricht (de fide!) scheint ihm jedenfalls nicht zu liegen.

2) Menschliche Erwartungen in die Schranken zu weisen, hätten sich seine beiden Vorgänger nie getraut. Nie haben sie es unterlassen, die "Erwartungen der Menschen" als Maßstab ihres Handelns zu betrachten. Ich kann mir gut vorstellen, wie einigen im Publikum (und im Chorgestühl...) der Ar*** auf Grundeis ging, bei der Ansprache.

3) Entscheidungen, die vor der Kirche zu verantworten sind, sind mir aus diesem meinem Erzbistum bisher nicht bekannt, seit ich katholisch bin... man genügte sich stets blendend darin, der Weltkirche den Stinkefinger zu zeigen (die berüchtigte "Handreichung", ein Ergebnis der "menschlichen Erwartungen" der Diözesanversammlung 2013, ist nur der Tusch am Ende der Aufführung, die nun hoffentlich vorbei ist).
4) Eine so "richtige" und schlicht sinnvolle Bestimmung des Nomens "Dialog" ist mir während des ganzen von EB em. Zollisch geschaffenen Dialogprozess nicht begegnet (siehe 1).


Kleiner Theologenwitz am Rande: Stephan Burger war zuvor Offizial... also oberster Kirchenrechtler der Diözese... Wie lautet die Abkürzung seines Wahlspruchs? ... ... Ich glaube nicht, dass das Zufall ist. ;)


Samstag, 28. Juni 2014

Neue Zeit

Es stehen interessante Zeiten vor der Tür.

Aus den Ergebnissen der vatikanischen Volksbefragung stellt der Vatikan als ein Ergebnis (s. hier) fest: 
»Eine erhebliche Zahl von Bischofskonferenzen stellt fest, dass da, wo die Lehre der Kirche in ihrer eigenen menschlichen und christlichen Schönheit in Tiefe weitergegeben wird, sie auch von einem Großteil der Gläubigen mit Freude angenommen wird.«

Und der ZK-Alois interpretiert das (hier) so: 
»Es wird deutlich ausgesprochen, dass viele Christen - auch da, wo die Lehre der Kirche über Ehe und Familie bekannt ist - Schwierigkeiten haben, sie anzunehmen«
Gemach. Der hat sich längst selbst überlebt.

Dann ist da jener neue Passauer Bischof, der SCHONWIEDER die Lehre der Kirche verteidigt und den Änderungswünschen gegen die kirchliche Morallehre über das zusammenleben der Menschen eine Absage erteilt (hier).

Morgen wird wenige Meter von hier auch in Freiburg ein neuer Bischof seine Kathedra besteigen. Ich kenne ihn persönlich und habe ihn mehrmals als Zelebranten am Altar erlebt. Ich weiß, dass ich seinem Wahlspruch "Christus in den Herzen" sehr beipflichten muss.
Sowohl der Apostel Paulus als auch Petrus sprechen wiederholt davon, Christus im Herzen zu tragen. 
Für Paulus ist es der "Christus im Herzen", der uns überhaupt Glauben lässt und uns die ganze Tragweite dieses Glaubens ermessen lässt:
»Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt« (Eph 3,17-19)

Wenn der Apostel Petrus vom "Christus im Herzen" spricht, dann meint er weniger die Erkenntnis nach Innen, sondern die Ausstrahlung nach Außen und er mahnt in aller Eindringlichkeit: »haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig!« Noch im selben Vers führt er aus, was es konkret bedeutet, Christus im Herzen zu heiligen: 
»Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt« (1Petr 3,15)

Das ist es wahrlich, das Stefan Oster in Passau bereits eifrig tut, und ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass auch der Freiburger Stephan (mit ph!), der seine "Burgen", ein Bild für das himmlische Jerusalem!, im Wappen trägt, genau dies auch tun wird.
Es wird eine spannende Zeit! Beten wir für das Anbrechen eines neuen Tages in dieser sonst so lauen und bequemen Kirche in deutschen Landen!

Donnerstag, 26. Juni 2014

aus dem Instrumentum Laboris

Ein Auszug aus den gesammelten Ergebnissen der vatikanischen Fragebogenaktion (hier):

»11. Es scheint, dass im Volk Gottes die Kenntnis der konziliaren und nachkonziliaren Dokumente des Lehramtes über die Familie allgemein eher spärlich ist. Sicherlich sind sie in gewisser Weise denjenigen bekannt, die im theologischen Bereich arbeiten. Allerdings scheinen diese Texte die Mentalität der Gläubigen nicht sonderlich tief zu durchdringen. Es gibt auch Antworten, die offen die Tatsache zugeben, dass diese Dokumente unter den Gläubigen tatsächlich nicht bekannt sind. In manchen Antworten wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Dokumente, vor allem von Seiten der Laien, denen eine entsprechende Vorbildung fehlt, manchmal als etwas sehr „exklusives“ wahrgenommen werden. Eine gewisse Schwierigkeit, diese Texte zur Hand zu nehmen und zu studieren wird festgestellt. Wenn niemand mit einer gewissen Vorbereitung da ist, der in die Lektüre dieser Texte einführen kann, scheint es oft schwierig zu sein, sich den Dokumenten zu nähern. Vor allem wird das Bedürfnis gespürt, den existentiellen Charakter der in den Dokumenten dargelegten Wahrheiten zu zeigen.
12.  Einige der eingegangenen Bemerkungen sehen die Verantwortung für die schwache Verbreitung dieser Kenntnis bei den Hirten selbst, die, entsprechend dem Eindruck einiger Gläubigen, selbst weder das Thema Ehe-Familie, wie es in den Dokumenten dargelegt wird, wirklich kennen, noch die Mittel zu haben scheinen, um dieses Thema zu behandeln. Aus anderen Bemerkungen lässt sich erschließen, dass die Hirten sich manchmal nicht in der Lage oder unvorbereitet sehen, wenn es darum geht, Probleme im Hinblick auf die Sexualität, die Fruchtbarkeit und die Fortpflanzung zu behandeln, so dass sie es oft vorziehen, diese Themen nicht anzugehen. In einigen Antworten findet sich auch eine gewisse Unzufriedenheit bezüglich einiger Priester, die im Hinblick auf einige moralische Lehren indifferent erscheinen. Ihre mangelnde Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche bewirkt Konfusion im Volk Gottes. Es wird daher darum gebeten, dass die Priester bei der Erklärung des Wortes Gottes und in der Darstellung der Dokumente der Kirche im Hinblick auf Ehe und Familie besser vorbereitet und verantwortungsvoller sein sollen.
13.  Eine erhebliche Zahl von Bischofskonferenzen stellt fest, dass da, wo die Lehre der Kirche in ihrer eigenen menschlichen und christlichen Schönheit in Tiefe weitergegeben wird, sie auch von einem Großteil der Gläubigen mit Freude angenommen wird. Wenn es gelingt, eine dem christlichen Glauben entsprechende umfassende Sicht von Ehe und Familie darzulegen, dann kommt auch ihre Wahrheit, ihre Gutheit und ihre Schönheit zu Bewusstsein. Die Lehre wird weitgehend angenommen, wo es von Seiten der Gläubigen um einen echten Weg des Glaubens geht, und nicht nur um eine kurzfristige Neugier im Hinblick darauf, was die Kirche über die Sexualmoral denkt. Auf der anderen Seite bestätigen aber auch viele Antworten, dass viele Christen, auch da, wo die Lehre der Kirche über Ehe und Familie bekannt ist, Schwierigkeiten haben, sie ganz anzunehmen. Allgemein werden (wenn auch wichtige) Teilelemente der christlichen Lehre genannt, bezüglich derer Widerstand in verschiedenen Graden festgestellt wird, wie zum Beispiel im Hinblick auf die Geburtenkontrolle, Scheidung und Wiederheirat, Homosexualität, Zusammenleben, Treue, In-vitro-Fertilisation, usw. Viele Antworten bezeugen hingegen, dass die Lehre der Kirche über die Würde des menschlichen Lebens und den Respekt davor weiter verbreitet und wenigstens prinzipiell auch anerkannter ist.« (Hervorhebung von mir)
Tja, das klingt ja nun nicht sonderlich nach der von vielen herbeifabulierten Notwendigkeit einer Änderung der kirchlichen Lehre...

Donnerstag, 19. Juni 2014

Das Pallium

Warnung: Das Folgende interessiert außer ein paar theologischen  Spezis wohl kaum jemanden...

Der Apostolische Administrator der Erzdiözese Freiburg, Erzbischof Robert Zollitsch, hat heute bei der Festmesse zu Fronleichnam das Pallium getragen.

Das Pallium ist seit über 1600 Jahren eine Amtsinsignie der römischen Kirche die v.a. vom römischen Bischof getragen und seit etwa 1500 Jahren auch nur von ihm verliehen wird (zuvor, und in Einzelfällen noch bis ins 8. Jahrhundert, wurde es vom Kaiser verliehen!). Wie jede Insignie, ist sie eng an ein Amt gekoppelt: Mit der Übergabe des Palliums verleiht der Papst zugleich die Rechte und den Titel eines Metropoliten an den neu Geweihten. Das Pallium ist so sehr Orts- und Personengebunden, dass bei der Versetzung eines Inhabers in eine andere Diözese, er ein neues Pallium vom Papst erbitten muss. Ein aus dem Amt scheidender Metropolit gibt das Pallium am Ende seiner Amtszeit ab (wenn ich mich recht erinnere, an den Domprobst) und erst nach seinem Hinscheiden erhält er es wieder, nämlich wenn es zusammen mit seinen sterblichen Überresten beigesetzt wird (früher war das recht klar, da man i.d.R. auf Lebenszeit Bischof war).

Das Pallium drückt ganz entschieden die Abhängigkeit der Metropoliten (und aller Bischöfe) vom römischen Bischof aus. Aus diesem Grund werden die Pallien vor der Verleihung in der Confessio (Petrusgrab im Petersdom) aufbewahrt und ein neuer Metropolit muss innerhalb von drei Monaten nach der Konsekration bzw. Konfirmation sein Pallium beim Papst erbitten. Es darf nur zu bestimmten Anlässen innerhalb eines Pontifikalamtes und nur innerhalb der Kirchenprovinz des Inhabers getragen werden. Der Papst kann seins überall tragen.
In der östlichen Tradition entspricht dem Pallium das sog. Omophorion, das jedoch nicht aus Wolle besteht, sondern aus aufwändigem Brokat, zudem kann es dort jeder Bischof tragen. Das ist es, was bei Darstellungen östlicher Bischöfe (auch so mancher Kirchenlehrer) zu sehen ist, was aber oft fälschlich als "Pallium" bezeichnet wird.

Geistlich wurden das Omophorion der Ostkirche schon seit dem 5. Jahrhundert als das verlorene Schaf gedeutet, das der Bischof, als guter Hirte, auf seinen Schultern Heim trägt. Ab dem 11. Jahrundert wurde auch das Pallium der Westkirche so gedeutet. Das Pallium gilt aufgrund seiner Form als Zeichen der strengen Zucht (des Trägers gegen sich selbst und gegenüber seinen Untergebenen!), aufgrund seiner weißen Farbe aber auch als Mahnung zur Milde.
Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgangen sein, dass das heute gebräuchliche Pallium des Papstes nicht nur von fünf Kreuzen geziert ist (bis ins Mittelalter variierte diese Zahl), sondern auch von drei Nadeln auf dreien dieser Kreuze, wobei auf der linken Schulter die Nadel (i.d.R.) "fehlt". Das ist kein Versehen! Die Nadeln dienten bis ins hohe Mittelalter der Befestigung des Palliums an der Kasel (es wurde nicht auf den Schultern, sondern auf den Oberarmen getragen), und vermutlich hatte es auch mit der damaligen Form des Palliums zutun (links liefen zwei Bänder, rechts nur eines, weswegen dort vermutlich die Nadel zur Befestigung nötiger war), sodass es durch die Nadeln am vorgesehenen Ort und "in Form" gehalten werden musste. Geistlich gedeutet wurde das in etwa so: Das irdische Leben mit seinen Mühen und Plagen wurde mit der linken Körperseite assoziierte... die Rechte symbolisiert entsprechend das zukünftige Leben, das frei ist von Mühen, Plagen... und "Stacheln".

Warum mir das heute besonders aufgefallen ist: Robert Zollitsch ist nicht (mehr) der Erzbischof von Freiburg! Ergo ist er nicht Metropolit der oberrheinischen Kirchenprovinz. Ergo nicht berechtigt, das Pallium zu tragen.
Ist das nun nur ein zu vernachlässigender Schnitzer des Zeremoniars, oder fällt es dem geschiedenen Erzbischof schwer, sich abzunabeln?


Bild: Papst Symmachus († 514) mit Pallium, auf einem Mosaik aus dem 7. Jahrhundert.

Nur Gnade


O fasse Mut; er ist dir nah!
Du hast sein Fleisch, sein heilig Blut
Genossen ja.
O meine arme Seele, fasse Mut;
Er ist ja dein, er ward dein Fleisch und Blut.


Nicht, wie ich sollte, reich und warm
Kam freilich ich zu deinem Mahl:
Ich war ein arm
Zerlumpter Gast; doch zitterte die Qual
In mir des Sehnens; Tränen sonder Zahl


Hab' ich vergossen in der Angst,
Die dennoch Freudeschauer war.
Sprich, warum bangst
Du vor der Arzenei so süß und klar,
Die Leben dir und Frieden bietet dar?


Wohl ist es furchtbar, seinen Gott
Zu einen mit dem sünd'gen Leib;
Es klingt wie Spott.
O Herr, ich bin ein schwach und wirres Weib,
Und stärker als die Seele ist der Leib!


So hab' ich schuldbeladen dir
In meiner Sünde mich vereint;
Doch riefst du mir
So laut wie Einem, der um Leben weint;
So ist es Gnade, was von oben scheint.


Und hast du des Verstandes Fluch
Zu meiner Prüfung mir gestellt:
Er ist ein Trug.
Doch hast du selber ja, du Herr der Welt,
Hast selber den Verführer mir gesellt.


Drum trau ich, daß du dessen nicht
Vergessen wirst an jenem Tag,
Daß dein Gericht
Mir sprechen wird: Den Irren seh' ich nach;
Dein Herz war willig, nur dein Kopf war schwach.


(Annette von Droste-Hülshoff, Das geistliche Jahr, Fronleichnam)

Freitag, 13. Juni 2014

Katholische Kirche in Deutschland

In der Katholischen Kirche in Deutschland hat man es sich zur Angewohnheit gemacht, alles weltkirchlich Verbindliche, besonders das, was mit dem Heiligen und Göttlichen zutun hat: Glaubensschatz, Morallehre, Liturgie - dies alles nicht so ernst zu nehmen. Toleranz und Freiheit werden gepredigt, man geht ausgesprochen flexibel mit solcherlei ehemaligen "Verbindlichkeiten" um. Denn: "pastorale Gründe" sind für alles gut, auch wenn man damit die Gläubigen betrügt und um ihre Rechte(!) bringt.
Beispielzitat aus dem pfarreilichen Alltag (Ort: Sakristei): "Das steht zwar so im KKK/in der Messordnung/im CIC/in Redemptionis Sacramentum, aber das ist nicht so wichtig."

Bockeernst und keinerlei Flexibilität ist aber ebenso eine Angewohnheit der Katholischen Kirche in Deutschland, darin ist man eben gut "deutsch"... Und zwar beachtet man die rein menschlichen Regeln und Vorschriften penibel! Ob das nun die Satzung des Pfarrgemeinderats ist, oder der bürokratische Weg für die Anschaffung einer neuen Glühbirne. Verstöße werden prompt geahndet, der Versuch einer unkomplizierten Erledigung oder Besorgung artet schnell zu einem regelrechten Spießrutenlauf mit der Bürokratie aus.
Beispielzitat aus dem pfarreilichen Alltag (Ort: Büro): "Das ist zwar jetzt ziemlich doof/ungünstig, aber das steht so in der Satzung, das müssen wir so machen."

*seufz*

hetzende Hetze

Im Zuge der aktuellen Kritik an den katholischen Jugendverbänden hat sich bekanntlich Carsten Leinhäuser auf seinem Blog vaticarsten gewissermaßen hinter die KjG gestellt und mit dem Begriff des "Moralporno" dagegen stellung bezogen (hier). Kath.net hat darauf regiert (hier) und nun "hetzt" man sich gegenseitig mit dem Vorwurf der "Hetze" auf (hier).

Ich persönlich finde den verlinkten kath.net Artikel unter aller Sau und die darunter zu findenden Kommentare sind einfach abgründig.

Aber auch die position von Carsten Leinhäuser finde ich wenig schlüssig und seine erste Wortmeldung dazu fand ich ziemlich unpassend. Er spricht davon, dass Jugendverbände ja auch mal "übers Ziel hinausschießen" dürften. Nein, lieber Herr Leinhäuser, das dürfen sie in solchen Dingen nicht! Wenn ein katholischer Verband in einem offiziellen Statement (an dem gewiss mehrere wohlbezahlte katholische Menschen arbeiten) Positionen vertritt oder sich zu Eigen macht, die im eklatenten Widerspruch zur katholischen Lehre stehen, dann ist das kein Versehen. Es ist klar, dass die Verantwortlichen die katholische Lehre entweder nicht kennen oder nicht akzeptieren, in beiden Fällen gehören sie von ihren (für die Bildung der katholischen Jugend) verantwortlichen Stellen entfernt. Wie Peter (hier) gezeigt hat, liegt der Fehler im System.

Bemerkenswert finde ich es, wie nun auf einander losgestochen wird. Während Vaticarsten glaubt jede Kritik und jede Wachsamkeit in Bausch und Bogen als Hetze klassifizieren zu müssen, sehen viele kath.net User offenbar wenig Probleme damit, ihm gleich noch allerlei weitergehende Vorwürfe in die Schuhe zu schieben, statt sich mit seiner nicht völlig unberechtigten Kritik zu beschäftigen.

Ich bin gespannt, wie das weitergeht... für mehr Gedankengut dazu habe ich gerade keine Zeit.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Elija ist unzumutbar!

Wo gestern nicht der Apostelbegleiter Barnabas gefeiert wurde, wurde die Lesung aus dem 1. Buch der Könige genommen und schildert das berühmte Gottesurteil auf dem Karmel (1Kön 18,20-39). Es lohnt sich, diesen Text (wieder)einmal zu lesen!

Elija fordert die Baals-Priester (450 an der Zahl) heraus, sie sollten doch ihren Gott bitten, ihr Holz und ihr Opfer mit Feuer in Ampfang zu nehmen. Die Priester des Baal beten lange, schreien regelrecht; sie zweschneiden sich ihre Haut um Baal zur Tat zu rufen. Elija verspottet sie. Nichts passiert.
Dann kommt Elija an die Reihe, gießt vorher noch reichlich Wasser über das von ihm bereitete Opfer, sendet zu seinem Gott ein kurzes Gebet und PUFF, das Feuer kommt vom Himmel und verzehrt sein Opfer restlos. 
Q.E.D.: Der Gott Israels ist der wahre und einzige Gott.

Die heute gelesene Perikope (1Kön 18,41-46) schließt sich direkt daran an und geht bis zum Ende dieser Episode. Leider sind unsere Lektionare zuweilen sehr penibel, wenn es darum geht, politisch korrekt und verharmlosend mit der Bibel umzugehen... dem aufmerksamen Leser ist es vielleicht schon aufgefallen: Zwischen der gestrigen und der heutigen Perikope wurde genau ein Vers ausgelassen. Es ist aber nun ausgerechnet ein Vers, der eigentlich unerlässlich ist, um die Figur des Elija wirklich kennenzulernen. Der Vers lautet:
»Elija aber befahl ihnen: Ergreift die Propheten des Baal! Keiner von ihnen soll entkommen. Man ergriff sie und Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten.«

Elija lässt die 450 Männer regelrecht abschlachten und macht sich gewiss auch selbst die Hände dabei schmutzig. Das ist nicht fein. Das ist nicht das Bild, das wir gerne von einem Propheten Gottes haben, zumal von einem, der dann später auf dem Berg Tabor mit dem verklärten Herrn Jesus Christus ins Gespräch kommt.

Elija ist zweifelsohne einer der größten Propheten Israels. Er ist aber nicht nur ein Bote des Gerichts und ein Bußprediger (vgl. 1Kön 18,18), sondern er ist eben auch ein Gerichtsvollstrecker! Elija ist ein "Prophet wie Feuer" und mit "Worten, wie ein brennender Ofen" (vgl. Sir 48,1), niemand also, der für ein Späßchen zu haben wäre.
Der Spott des Elija über die in regelrechter Raserei verfallenen hilflosen Baals-Priester ist wahrlich schneidend (und witzig):
»Ruft lauter! Er ist doch Gott. Er könnte beschäftigt sein, könnte beiseite gegangen oder verreist sein. Vielleicht schläft er und wacht dann auf.«

Als Jesus mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem an einem Dorf der Samariter vorbeikamen, fragten ihn Jakobus und Johannes (die "Donnersöhne"): »Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.« (Lk 9,54)
Einige Textzeugen fügen hier durchaus zutreffend an "... wie es auch Elija getan hat."
Aber Jesus weist sie zurecht: »Da wandte er sich um und wies sie zurecht.« (Lk 9,55)
Wiederum fügen einige Textzeugen an: "... und sagte: Ihr wisst nicht, was für ein Geist aus euch spricht. Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschen zu vernichten, sondern um sie zu retten."

Das Gericht, das zur Zeit des Elija noch vollstreckt werden musste, ist mit Jesus überwunden. Dass jener Vers 40 aus der Leseordnung herausgefallen ist, ist insofern bedauerlich, weil dadurch der Kontrast, die revolutionäre Neuheit der Botschaft Christi weniger klar wird.
Natürlich schafft auch Jesus das Gericht nicht ab. Doch offenbart er uns die grenzenlose Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen. Die Taten Elijas, die dieser auf Anweisung Gottes vollbrachte, zeigen uns den Ernst Gottes, zeigen uns seine Macht über uns, die er ausüben kann, wenn er dies wollte. 
Viel zu sehr haben sich die Christen heute an einen eher machtlosen Gott gewöhnt, der bedingungslos alles verzeiht... es erscheint heute eigentlich kaum mehr möglich, das ewige Heil nicht zu erlangen. Keine Gefahr, für niemanden. 
Natürlich ist Gott nicht bloß derjenige, der Feuer vom Himmel wirft. Er ist auch der Gott, der sich im Säuseln des Windes zeigt. Der gleiche Gott, der Sodom und Gomorra zerstörte ist auch der Gott, der uns, wie heute im Evangelium, zuruft: »Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist.« (Mt 5,25) Hier darf und soll man durchaus an das göttliche Gericht am Ende der Zeiten denken! 
Gott ist eben nicht bloß Richter, er ist auch der, der zur Versöhnung aufruft und der uns in Jesus davon Kunde gebracht hat, dass hier ein enger Zusammenhang besteht! Es ist eine Ermahnung und eine Verheißung zugleich:
»Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« (Mt 6,14-15)

Gott ist leidenschaftlich in jeder Hinsicht. Im Lieben wie im Zorn ist er der ganz andere (vgl. dazu hier).
Wenn Gott, wie wir ihn uns "denken", nicht unbequem ist, wenn seine Gebote uns nicht in unserem täglichen Einerlei aufrütteln und aufstoßen, wenn unser Denken und Handeln nicht mehr mit dem Willen Gottes kontrastiert weil wir meinen, Gottes Wille entspräche unserem Wollen, und wir stattdessen in Genügsamkeit, Selbstsicherheit und Zufriedenheit leben, dann "denken" wir uns nur unseren eigenen Taschengott und haben den Kontakt zu diesem Gott längst vernebelt mit unserem eigenen Gutdünken.
Machen wir uns nichts vor!

irgendwie katholische Verbände

Peter hat alles gesagt. Lesen! KLICK

»Die Verbände sind so, wie sie sind, weil(!) sie aus Kirchensteuermitteln finanziert werden.
Wer Haushaltsmittel haben will, muß Relevanz nachweisen. Relevanz hat man, wenn man Einfluß ausüben kann, Einfluß kann man ausüben, wenn man viele Mitglieder hat. Viele Mitglieder generiert man, wenn man auf dem Mainstream mitschwimmt.«

Sonntag, 8. Juni 2014

interreligiöses Pfingsten


Pfingsten ist mehr als ein christliches Wunder. Als Christen glauben wir, dass der Geist weht wo er will, und wir glauben, dass er überall dort wehen will, wo Menschen Gott suchen.

Man vergleicht gerne den Heiligen Geist mit dem Wind, und die Menschen mit einem Segelschiff. Ich finde diesen Vergleich sehr viel treffender, als den Geist etwa mit der Schwerkraft zu vergkleichen. Beides sind zwar Naturkräfte, aber während die Schwerkraft immer gleich wirkt, ja es unmöglich ist, sich gegen sie abzuschirmen (man kann ihr nur mit großem Aufwand widerstehen), bedarf das Segelschiff auch einiger Eigenschaften, um den Wind nutzen zu können. Zwar bewirken der bloße Luftwiderstand und die Reibung ein irgendwie geartetes Fortkommen, aber das ist eher ziellos und wenig hilfreich. Es braucht bestimmte Techniken und seemännisches Können, um den Wind "einzufangen" und nutzen zu können. So ist es auch mit dem Geist: Wenn man sich ihm nicht öffnet, sich auf eine gewisse Weise für ihn bereitet, dann verpufft er in seiner wesentlichen fruchtbaren Wirkung. Gott schenkt uns seine Gnade, aber er oktryiert sie nicht.

Das Treffen im Vatikan zwischen religiösen und staatlichen Führern des Nahen Ostens, scheint mir eine Gelegenheit gewesen zu sein, bei der die Segel geöffnet wurden. Jeder für sich, auf seine Weise. Aber doch in einer gewissen Gemeinschaft, nämlich als Kinder Abrahams und Geschöpfe des einen Schöpfers.
Als Christen dürfen wir darauf Vertrauen, dass der dreieine Gott auch in denen wirkt, die ihn nur unvollständig erkennen.
Es war ein schöner Anlass... hoffnungsvoll für den Frieden! Wie es an dem Treffen mit einem Zitat ausgedrückt wurde: Wer in Jerusalem Frieden schaffen kann, der kann in der ganzen Welt Frieden schaffen.
Orate fratres!

Freitag, 6. Juni 2014

Zeitenwende

In Zeiten, in denen die kirchensteuerfinanzierte "katholische" Jugendarbeit ihre Anstrengungen primär darauf fokussiert, sich von der katholischen Kirche möglichst weit abzusetzen (die Forderung der KjG nach frei zugänglicher Abtreibung ist nur Symptom, siehe hier) ist es schwer vorstellbar, dass es auch anders geht.

Der neue Bischof von Passau, Stefan Oster, hat viel Erfahrung und viel Erfolg in der Jugendarbeit vorzuweisen. Allerdings nicht im Bereich von BDKJ und KjG.
Und ausgerechnet dieser nunmehrige Bischof erdreistet sich jetzt (man höre hier), am Katholikentag die katholische Sexualmoral nicht nur zu verteidigen und zu empfehlen (inklusive "kein Sex vor der Ehe"), sondern sie sogar zum Kriterium der Glaubwürdigkeit zu machen.
Dieser selbe Bischof stellt auch fest, dass es keine Priesterweihe für Frauen geben kann.
Dieser selbe Bischof provoziert schließlich auch noch, indem er den Zölibat regelrecht als einen solchen Stein des Anstoßes charakterisiert, an dem sich unser christliches Gottesbild messen lässt.
 
"Hat er denn gar nichts aus seiner Jugendarbeit gelernt?" hört man die BDKJ'ler und KjG'ler rufen...
Oder eben gerade doch?
Wäre ich Kirchenfunktionär, würde ich spätestens jetzt ins Grübeln kommen.

Gestern war das Fest des "Apostels der Deutschen", Bonifatius. Die liturgischen Texte des Tages haben alle eine recht deutliche Richtung, die frappierend an die Baumfällaktion des Heiligen erinnert... Da ist wieder und wieder von Umkehr die Rede, davon, den eigenen Lebenswandel zu ändern und gegen den Strom zu schwimmen.
Was Stefan Oster mit seinen Äußerungen getan hat ist nichts weiter als die konsequente Weiterführung des bonifazischen Erbes: Er haut die heiligen Eichen der Welt um. Sex für alle, immer, mit jedem, auf jede Weise, ohne Konsequenzen - das ist eine solche Eiche.

Seit Jahrzehnten ist ein großer Teil des Kirchenapparates damit beschäftigt, die Eichen dieser Welt zu düngen, zu pflegen und zu schützen... Es tut verdammt gut zu sehen und zu hören, dass nun wieder die Äxte gezückt werden... Es wird höchste Zeit!