Sonntag, 12. Januar 2014

Theophanie gegen den Tod


»Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.« (Mt 3,16-17)
Das Fest der Taufe Jesu ist im orthodoxen Verständnis die eigentliche Epiphanie bzw. Theophanie, weil hier Jesus als Sohn Gottes, als Messias offenbar wird.
Ebenfalls in der orthodoxen Tradition, wird der Jordan, in dem Jesus getauft wird, üblicherweise (fast) schwarz dargestellt, denn obgleich hier Gott selbst unter uns offenbar wird, geschieht dies doch in genau der Niedrigkeit und Bedrückung, in der wir, denen Er sich zugesellt, stehen. Weswegen Johannes bekanntermaßen in Ihm das Lamm Gottes erblickt, Jesaja paraphrasierend:
»Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.« (Jes 53,7-8)

In der Taufe kündigt sich Sein Geschick an,  der schwarze Jordan zeigt uns den Schlund des Todes. So sind denn auch "wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden" (Röm 6,3).
So stoßen also am heutigen Fest die Extreme aneinander: Die Offenbarung des herrlichen Gottes, der seinen Geist sendet und seinen Sohn bezeugt (vgl. die Lesung von Gestern, 1. Joh 5,9: "denn das ist das Zeugnis Gottes: Er hat Zeugnis abgelegt für seinen Sohn"), aber dieser Sohn kommt in unser Ungemach.
Es ist darum auch nicht verwunderlich, wenn der direkt an die heutige Perikope anschließende Satz lautet: "Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden." (Mt 4,1). Der Geist, den Gott sandte, ist nicht dazu da, alles bequem und herrschaftlich zu gestalten. Im Gegenteil: Es ist dieser Geist, der Ihn Seinen Weg, Seiner Sendung folgend, führt, und dieser Weg muss Ihn ganz hinab, ganz zu den Verlorenen, zu uns, führen.

Gott kommt ganz zu uns, er begegnet unserem Tod mit seiner Gnade. Eine Theophanie, eine Herabkunft Gottes in unser Tränental. Und Er holt uns da heraus. So mag es denn Gott gefallen, wenn es schließlich für uns heißt: Kaum sind wir auf Ihn getauft und aus dem Tal des Todes gestiegen, da öffnet sich der Himmel für uns, sodass wir Gott in der Vollendung sehen können.

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