Donnerstag, 3. Januar 2013

Name und Beschneidung

Unter den Festen, die der Liturgiereform zum Opfer fielen, findet sich nicht nur das krass anti-anti-semitische Fest der Beschneidung Jesu (1. Januar) sondern auch das ebenso charakterisierbare Fest des Namens Jesu. Die beiden Feste stehen in einem intimen Zusammenhang, wird Jesus doch gerade bei der Beschneidung der Name gegeben (Lk 2,21). Den Reichtum, den diese Feste in Zeiten der Freundschaft zwischen Christen und Juden bereithalten würden, war man offenbar nicht in der Lage zu sehen.

Von dem Fest (zweiter Klasse) das früher am Sonnag(!) zwischen dem 1. und 6. Januar bzw. am 2. Januar gefeiert wurde (wenn in den genannten Zeitraum kein Sonntag fiel) ist von großer theologischer Bedeutung. Seit 1530 gibt es den Festtag, seit 1721 für die ganze Kirche, aber erst seit 1913 an dem genannten Termin. Möglich, dass hier im Eifer eines falschen Archäologismus dieser "neuzeitliche Seitentrieb des Kalendariums" (A. Stock) abgeschnitten wurde: Im Versuch ad fontes zu gehen, ließ man so manche Schätze links liegen. Heute bleibt also nur ein nicht gebotener Gedenktag, der ohne den Kontext des Festes der Beschneidung zudem stark an Sinn- und Zeichenhaftigkeit eingebüßt hat.

Die Bedeutung des Tages liegt freilich nicht nur in der Besinnung auf die semitischen Wurzeln des Christentums, sondern in dem Namen selbst (jeschua = JHWH rettet/ist Heil). Dieser weist uns weit zurück in die Geschichte Israels, war doch Josua als Nachfolger Moses der Führer des Volkes bei der Landnahme.
In der alten Ordnung wurde die Lesung aus der Apostelgeschichte genommen (Heilung durch den Namen Jesu), heute ist es der Philipperhymnus: »dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind« (Phil 2,10).

Das Fest des heutigen Tages bedeutet so viel mehr: Der Name Jesus steht wie eine Überschrift über dem ganzen Evangelium, denn das etymologisch dazugehörende Verb meint eben erretten, erlösen, befreien. Der Name Jesu und seine Beschneidung weisen uns als eine Einheit gleichermaßen auf Sein heilsames Wirken hin, das nur Er, der Sohn Gottes, vollbringen konnte, und auf Sein wahres Menschsein. Es ist ein umfassendes Bekenntnis zum wahren Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, an den weder arianische noch nestorianische Konstrukte (u.w.), wie sie heute wieder in Mode kommen, heranreichen. Das gilt es doch zu feiern!

»Ein großes und wunderbares Heilszeichen: das Kind wird beschnitten und Jesus genannt. Wozu diese Verbindung? Beschneidung scheint doch eher eine Sache dessen, der zu erlösen ist, als des Erlösers. Dem Erlöser geziemt es, eher zu beschneiden als beschnitten zu werden.
Aber begreife den Mittler zwischen Gott und den Menschen, der schon von Anfang seiner Geburt an das Menschliche mit dem Göttlichen verbindet, das Niedrigste mit dem Höchsten. [...] So erweist auch die Beschneidung die Wahrheit der angenommenen Menschheit, und der Name, der über alle Namen ist, zeigt die Ehre der Majestät an. Beschnitten wird er als wahrer Sohn Abrahams; Jesus wird er genannt als wahrer Sohn Gottes.« (Auszug aus: Bernhard von Clairvaux, In circumcisione Domini Sermo I,2; PL 183,133)

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