Montag, 15. Oktober 2012

Teresas Leidenschaft

Gut kenne ich den Vorwurf, der Katholizismus sei leidenschaftslos... *hust*
»Was ich aus eigener Erfahrung [...] von den Geschenken und Befriedigungen in der Meditation weiß, ist nur das eine, daß ich, wenn ich bei der Betrachtung der Passion zu weinen begann, nicht aufhören konnte, bis mir der Kopf zersprang; weinte ich wegen meiner Sünden, so war es dasselbe. [...] Die Tränen und das Sehnen werden hierbei manchmal von der Natur unterstützt, je nach der Stimmung, in der wir uns befinden. Aber schließlich finden sie, wie gesagt, trotzdem ihr Ziel in Gott.
[...]
Ich möchte auch [...] darauf hinweisen, daß es, wenn man auf diesem Wege gut vorankommen und zu den ersehnten Wohnungen emporsteigen will, nicht darauf ankommt, viel zu denken, sondern viel zu lieben. Darum tut das, was am meisten Liebe in euch erweckt. Vielleicht wissen wir aber gar nicht, was Lieben ist. Das würde mich nicht sehr wundern; denn es besteht nicht in dem größeren Genuß, sondern in der größeren Entschlossenheit, Gott in allem erfreuen zu wollen, sich mit allen Kräften darum zu bemühen, daß wir ihn nicht beleidigen, und ihn zu bitten, daß die Ehre und der Ruhm seines Sohnes sowie das Wachstum der katholischen Kirche stets Vorrang vor allem anderen habe. Das sind die Zeichen der Liebe.« (Teresa von Avila, Die innere Burg, Vierte Wohnung, Erstes Kapitel)

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