Mittwoch, 29. Februar 2012

Demokratur?

Il sorriso di dio
Die Süddeutsche berichtet und schreibt: "Die Kirche sei Teil einer demokratischen Gesellschaft und müsse daher auch deren Kern widerspiegeln: das Demokratieprinzip."

Liebe Frau Roth, ich schätze sie sonst sehr. Aber: In Diktaturen wird mit allen Mitteln das diktatorische Prinzip in alle Lebensbereiche und Substrukturen der Gesellschaft übertragen um überhaupt nur den Gedanken an "etwas Anderes" zu verunmöglichen. Andererseits zeichnet sich eine Demokratie gerade dadurch aus, dass sie ihr Grundkonzept eben NICHT allen Lebensbereichen der in ihr Lebenden oktroyiert.
Zum Glück leben wir in einer Demokatie die auch die Pluralität der menschlichen Wirklichkeit anerkennt.

my 2 cents

Montag, 27. Februar 2012

Eucharistie



Denn wie Christus im Heiligen Geiste empfangen wurde, so hat er sich auch am Kreuze im Heiligen Geiste unbefleckt Gott dargebracht und ist durch die Kraft desselben Heiligen Geistes wieder auferstanden zum unauflöslichen Leben, in welchem er den Wert seines Opfertodes ewig darstellt und bewahrt. Damit nun dieses so im Heiligen Geiste vollzogene Opfer der Kirche und die Kirche ihm einverleibt werde, wird durch die Kraft desselben Heiligen Geistes, durch eine Erneuerung und Fortsetzung des Mysteriums der Inkarnation das Brot und der Wein in das Fleisch und Blut des bereits immolierten und als ewiges, vollendetes Brandofer [vgl. das Feuer des Heiligen Geistes] existierenden Lammes verwandelt, Christus somit als der durch seinen Tod und seine Auferstehung bereits Hindurchgegangene aus dem Schoße der Kirche als ihr Opfer Gott dargebracht.
(Matthias Joseph Scheeben, Die Mysterien des Christentums, Freiburg 1951, 422)

Piusbrüder nach Canossa!

Eigentlich verlinke ich nicht auf kath.net (hat Gründe), aber heute mach ich mal eine Ausnahme, denn es findet sich dort ein ganz ausgezeichneter Kommentar zur (möglichen) Zukunft der FSSPX.

Ich zähle nicht zu den Sympathisanten der Piusbrüder. Vor allem kann ich ihre Arroganz nicht ausstehen. Ich habe noch keinen Piusbruder kennen gelernt, der nicht unglaublich arrogant war. Als Liebhaber der "alten Messe" ist mir auch eines absolut klar: Damit hat der ganze Terz nichts zutun. Das ist nur ein Vorwand; war es immer. Wer immer zu den Piusleuten geht mit dem Argument, da werde noch richtig Liturgie gefeiert, ist für mich abgeschrieben. (Da wäre er nämlich in Wigratzbad besser aufgehoben!) Es ist ja an sich schon herzlich ironisch, dass gerade jamand wie Pius X., durchaus ein "Reformer" der Litrugie, da als Namenspatron herhalten muss.
Anyway: Der Kommentar ist unbedingt lesenswert. Schön, dass mal jemand das ausspricht, was eh alle denken. Gleichwohl wäre es schade, sollte sich hier eine weitere Sekte herausbilden... noch haben sie genau eine Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen...

Freitag, 24. Februar 2012

Die "wahre Kirche"

Ecclesia am Freiburger Münster
Johannes fragt nach der "wahren Kirche Christi".

Eine Sache die mich in der Zeit meiner Bekehrung (als die Frage im Raum stand, ob ich mich "katholisch taufen" lassen würde oder nicht) natürlich besonders umtrieb, war genau diese Frage. 
Aber etwas machte mich stutzig: Alle Sekten, kirchlischen Gemeinschaften, schismatischen Gruppen und sonstiges Gewächs hat nämlich genau diesen Anspruch, genau das zu verwirklichen, was Christus gewollt habe. Seien es irgendwelche biblizistischen Evangelikalen, Zeugen Jehovas, Piusbrüder oder andere. Aber vor Allem: Sie haben diesen Anspruch hoch oben auf ihrem Banner stehen!

Als Gott mich damals fand und ich versuchte rauszukriegen, wo ich ihm wohl am authentischsten begegnen kann, fand ich Folgendes sehr bemerkenswert: Obzwar die Katholische Kirche sagt, in ihr subsitiere die Kirche Christi, offenbarte sie als einzige die Demut und die Ehrlichkeit, sich ihre Unzulänglichkeit einzugestehen!
Die erwähnten Sekten, schismatischen Gruppen etc. sind stets um Abgrenzung und Selbstprofilierung bemüht. In ihrer "Mission" ist immerzu und rabiat davon die Rede, sie hätten die Wahrheit mit Kellen gefressen und sie wüssten genau, was Jesus gewollt habe und sie würden das auch so umsetzen. Zugleich bemerkte ich aber bei den Katholiken ein sehr aufrichtiges Bewusstsein um die eigene Fehlbarkeit (eindrucksvoll etwa in den ersten zwei Interviewbüchern von Kardinal Ratzinger). Ein wichtiger Punkt ist dabei auch das Schuldbekenntnis der Kirche im Jahr 2000 gewesen.

Natürlich, sie ist die una sancta. Aber sie hat die Cojones sich einzugestehen, dass sie darum immer wieder zu kämpfen hat! Sie weiß, dass ihr Antlitz, obzwar heilig, doch beschmutzt werden kann. Sie weiß, dass die Wahrung der Apostolizität nur mit Verzicht und Hingabe zu bewerkstelligen ist. Nicht mit Demokratie, nicht mit Meinungen, nicht mit Larifari.
Diese Kirche ist sich dessen, was Kirche ist, wirklich bewusst: "Der Kampf der Unheiligen um die Heiligkeit." (J. Ratzinger) Und das unterscheidet sie m.E. von allen Möchtegernkirchen! Das macht sie zur "wahren Kirche", in der die Fülle dessen verwirklicht und treu verwaltet wird, was Gott seinem Volk, allen Menschen, zukommen lassen will (darum: äußere und innere Katholizität).

Dieses Selbstbewusstsein ermöglicht es der Kirche sodann, mit Respekt und Achtung anderen Konfessionen und Splittergruppen zu begegnen... sie ist eben doch eine Mutter!
Es gibt eine schöne Anekdote vom Zweiten Vatikanischen Konzil: Yves Congar (den ich sehr schätze!) und Hans Küng erklimmen gerade die Stufen zum Petersdom um dort einer Konzilssitzung beizuwohnen. Der schon damals reformwütige und unzufriedene Hans Küng beklagt minutenlang all das Ungemach in der Kirche, den (in seinen Augen) Ballast und alles was in ihr (tatsächlich) nicht ganz rund läuft. Oben angekommen erwiedert ihm Congar, mehr flehend als wohlweißlich, schlicht: „Aber, sie ist doch unsere Mutter!“

Donnerstag, 23. Februar 2012

Ein Verlust priesterlicher Frömmigkeit

pro vobis
Vor einer Weile hatte ich die große Ehre, mich einen ganzen Abend lang mit Professor Alex Stock zu unterhalten. Das ist jener in meinen Augen außerordentliche Mensch, der die Theologen, Kunsthistoriker, Linguisten und Anthropologen unter uns mit seiner inzwischen auf acht Bände angewachsenen Poetischen Dogmatik beglückt hat und hoffentlich noch weiter beglückt.
Unter anderem sprachen wir über ein Phänomen, das er, wie ich finde überaus passend, als "Verlust priesterlicher Frömmigkeit" umschrieb.

Mit der Liturgiereform ist die so genannte "Privatmesse" (was man heute "missa sine populo" nennt) mehr oder weniger verloren gegangen. Das hat natürlich auch damit zutun, dass mit dem (bislang) letzten Konzil eine an und für sich begrüßenswerte Änderung der Wahrnehmung der Messfeier zu Gunsten eines Vollzug des ganzen Gottesvolkes stattgefunden hat. (Zumindest theoretisch... praktisch herrscht oftmals eine derartige Ignoranz, bei Priestern wie Laien, dass es eigentlich keinen merklichen Unterschied gibt.)
Die "alte" Messe ist im Wesentlichen Aufgabe des Priesters, der die Messe ließt; die Laien hören ihrerseits die Messe. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob Volk anwesend ist oder nicht. Daher die vielen "Doppelungen". Hat Vor- und Nachteile.
Es ist, wie gesagt, begrüßenswert, dass heute das ganze Gottesvolk mehr in den Lichtkegel der Aufmerksamkeit gerückt ist und auch im Messbuch die Feier mit der Gemeinde die ihr gebührende Beachtung findet.
Aber könnte es sein, dass die Messe mit Volk vielleicht zuviel Beachtung erfährt? Ich sage das als Laie: Wenn die feier mit Gemeinde zum Eigentlichen und Einzigen erklärt wird, wird das was einst das Zentrum priesterlicher Frömmigkeit bildete, nämlich das tägliche Messopfer, plötzlich mit unbarmherziger Notwendigkeit zur Angelegenheit der ganzen Gemeinde. Der Priester kann dann nicht mehr seine Frömmigkeit (er vor Gott) leben, sondern muss(?) immer gleich die ganze Gemeinde "aktiv" mit einbeziehen. (Was dann zu der hanebüschenen Ansicht mancher führt, eine Messe ohne Volk sei garnicht erlaubt...)
Will ein Pfarrer eine Messe feiern, hat das im Pfarrblatt zu stehen, und Messner und Messdiener, volle Beleuchtung, Heizung und Tamtam müssen aufgefahren werden.

Eigentlich sollte jeder Priester täglich die Messe zelebrieren. De facto ist es aber auch in Priesterseminaren Alltag, dass ein Priester die (eine tägliche) Messe zelebriert, und die anderen Kleiker sich unters "Volk" mischen. Und ich wundere mich nicht darüber... bekommt man doch als Priesterseminarist regelrecht ein schlechtes Gewissen eingetrichtert, allein schon bei dem Gedanken, eine "Privatmesse" zu feiern.
Natürlich liegt dieser Misere ein ganz anderes und noch viel schwerwiegenderes Problem zugrunde: Wenn man nicht mehr versteht, dass in jeder Heiligen Messe die ganze Kirche (militans et triumphans!) zusammen mit den Heerscharen der Engel im Letzten nur an der himmlischen Liturgie partizipieren, und es eben nicht ein irdisches Gebaren ist das nur die betrifft, die gerade im Raum sind, dann kann man natürlich eine missa sine popula als Egoismus und "sinnlos" abtun. Eine Messe ist nie bloß Sache des oder der Anwesenden. Aber es sollte m.E. mehr Beachtung finden, welchen Stellenwert sie für den Priester hat. Schließlich bekommt er seine Hände nicht zum halten eines Kugelschreibers gesalbt, auch wenn die gegenwärtigen Zustände uns etwas anderes erzählen wollen.
Schade... damit geht eben auch ein guter Teil priesterlicher Identität flöten.
Wenn man nun das den Seminaristen aberzieht (oder das Aufkeimen unterbindet), dann soll man sich aber bitte hinterher auch nicht über mangelnde Berufungen beschweren!

Professor Stock deutete an, über dieses Thema etwas schreiben zu wollen. Ich würde mich über ein Plädoyer für die priesterliche Frömmigkeit freuen!

Für mehr Freude in der Fastenzeit

"Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel."
(Mt 6,1)

Jesu Warnung vor dem Zurschaustellen, die wir immer am Aschermittwoch zu hören bekommen, bleibt ewig aktuell. Es gibt ja Menschen, auch so genannte "konservative" Katholiken, die zwar nicht zerlumpt und ungewaschen, aber doch immerhin trübselig rumlaufen, kaum ist "Fasten" angesagt.

Leute: Trübsal könnt ihr in der Karwoche blasen.
Jetzt aber steht uns Freude gut an!
Der Wüstenvater Besarion wählte ein Dasein in der Wüste und es heißt über ihn: "Es machte ihm Freude, sich auf der grenzenlosen, unwirtlichen Sandwüste herumzutreiben wie ein Schiffer auf dem Meer." In diesem Sinne:




FROHES FASTEN!

Montag, 20. Februar 2012

Vom Pastor zum Präsidenten

Wie katholisch.de berichtet, scheint Joachim Gauck der nächste Bundespräsident zu werden. Die Herzen des Volkes hatte er ja 2010 schon für sich gewonnen, aber die Abgeordneten hatten Wulff gewählt.

Zu diesem Anlass empfehle ich hiermit seine "Rede zur Freiheit" von 2009 in Berlin. Als Ossi wie als Christ freue ich mich besonders über seine überaus gescheiten und ehrlichen Gedanken und über die klare Absage an jede falsche Nostalgie.
Das christliche Verständnis von Freiheit ist heutzutage oft marginalisiert... Gauck könnte es wieder zur Geltung bringen (Stichwort: "Freiheit für...").

Montag, 13. Februar 2012

Nightfever in der Neuen Welt


Nightfever hat endlich den Sprung über den Teich geschafft! Nachdem bereits am 4. Februar das erste Nightfever jenseits des europäischen Festlandes in London stattfand, hat es nun letzten Freitag sengensreich in Canada begonnen. Danke an D., dass er, nach verdienten Jahren in Deutschland, Nightfever in die "Neue Welt" mitgenommen hat!

So kann Neuevangelisierung aussehen!

Sonntag, 12. Februar 2012

Der Sämann

Seit langem mal wieder sonntags in der "außerordentlichen" Messe.
Der "Sämann" (Lk 8,4ff) war dran.

Faszinierend finde ich hierbei immer den "Hauptdarsteller" des Gleichnisses; besonders, dass der griechische Text eigentlich nicht von einem Sämann spricht, sondern nur von einem Säenden. Also nicht von jemandem, der seiner Arbeit nachgeht, sondern von "irgendwem". Mich wundert es: Immerzu wird wie selbstverständlich der Säende mit Jesus identifiziert...


Aber gerade der griechische Text zeigt doch etwas anderes: Jesus tritt durch diese Formulierung des "Säenden" demütig in den Hintergrund. Hier wird nicht mit der Keule oder dem Zaunpfahl Christus als derjenige identifiziert, der sät; auch in der anschließenden Erklärung des Gleichnisses spielt die Person des Säenden keine Rolle. Christus bleibt freilich der "erster Verkünder" (vgl. Lk 2,10), das Wort Gottes selbst. Aber Er wird auffallenderweise im Evangelium gar nicht mit dem Sämann identifiziert, auch nicht in Jesu eigener Erklärung des Gleichnisses.

Wir sind es. Jeder von uns ist ein Säender des Wortes Gottes. Und auch jeder von uns hat das Wort zwar durch die Kirche, aber letztlich doch von einem Menschen empfangen... jemand hat es auch in mir gesät. Aus irgendeinem Grund habe ich, seit ich katholisch bin, dieses Gleichnis immer so verstanden.
Es ist für einen Säenden, ich habe das selbst auch ein paar Mal getan, immer nicht so einfach, wenn er nicht alles aufgehen sieht... Manchmal geht sogar nur wenig von dem, was man ausgestreut hat, auf. Das ist ein Schmerz, den wir alle kennen: Wenn unser Zeugnis und unsere Verkündigung keine Frucht bringen.

Zwei Anmerkungen auf einer Meta-Ebene:
1) Geduld! Bis etwas wächst, dauert es manchmal länger, als man denkt... und gerade wenn man die Hoffnung aufgibt, kommt manchmal doch noch ein Spross.
2) Manchmal ist der gute Boden nicht der, den wir als Ziel unseres Säens vor Augen haben und es landet doch ein Samen darin... manchmal wächst dann etwas... abseits, versteckt, oder einfach von uns ignoriert, ohne, dass wir es merken.

Samstag, 11. Februar 2012

Zeit


Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht; mit Zuversicht jedoch kann ich wenigstens sagen, dass ich weiß, dass, wenn nichts verginge, es keine vergangene Zeit gäbe, und wem nichts vorüberginge, es keine zukünftige Zeit gäbe. jene beiden Zeiten also, Vergangenheit und Zukunft, wie kann man sagen, dass sie sind, wenn die Vergangenheit schon nicht mehr ist und die Zukunft noch nicht ist? Wenn dagegen die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit Übergänge, so wäre sie nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit. Wem also die Gegenwart nur darum zur Zeit wird, weil sie in die Vergangenheit übergeht, wie können wir da sagen, dass sie ist und wenn sie deshalb ist, weil sie sofort nicht mehr ist; so dass wir insofern in Wahrheit nur sagen könnten, dass sie eine Zeit ist, weil sie dem Nichtsein zustrebt? 

(Augustinus, Confessiones 11,14)

Freitag, 10. Februar 2012

J. Ratzinger und die wahre Religion

Im Jahr 2000 veröffentlichte der heutige Papst einen interessanten Artikel in der FAZ mit dem Titel "Der angezweifelte Wahrheitsanspruch" (zu finden etwa auf kathTube). Der Titel ist Programm.
Ein damals viel gerühmter Artikel der m.E. einen ziemlich genialen Bogen von den Vätern bis zur heutigen Situation spannt. Sehr lesenswert!

Zwei Passagen habens mir besonders angetan.

Augustinus identifiziert den biblischen Monotheismus mit den philosophischen Einsichten über den Grund der Welt, die sich in verschiedenen Variationen in der antiken Philosophie herausgebildet haben. Dies ist gemeint, wenn das Christentum seit der Areopagrede des heiligen Paulus mit dem Anspruch auftritt, die religio vera zu sein. Der christliche Glaube beruht also nicht auf Poesie und Politik, diesen beiden großen Quellen der Religion; er beruht auf Erkenntnis. Er verehrt jenes Sein, das allem Existierenden zu Grunde liegt, den „wirklichen Gott“. Im Christentum ist Aufklärung Religion geworden und nicht mehr ihr Gegenspieler.
[...]
Aber heute scheint sich gerade wieder diese andere Form, Religion und Aufklärung in Ausgleich zu bringen, als die dem modernen Bewußtsein angemessenere Weise von Religiosität durchzusetzen. Ihr erster Grundgedanke ist bei Porphyrius so formuliert: Latet omne verum – die Wahrheit ist verborgen. Ein Gedanke, in dem sich Buddhismus und Neuplatonismus begegnen. Demgemäß gibt es über die Wahrheit, über Gott nur Meinungen, keine Gewißheit.

Das ist freilich auch als direkte Kritik an der heutigen Theologie zu verstehen. Theologiestudenten lernen ja bekanntlich in ihrem Studium heute nur wenig bis kaum was über die (geoffenbarte!) Wahrheit, sondern sie büffeln ihr ganzes Studium lang in erster Linie "Hypothesen" und Meinungen (nicht selten die der Professoren), von denen manche dann mit jener Wahrheit korrespondieren können, andere sind wiederum offen häretisch. Dass der Buddhismus in einer Vorlesung der Fundamentaltheologie besser wegkommt als das Christentum (so etwa bei H. Verweyen, der den Buddhismus als die "humanere Religion" betrachtet), ist dabei noch eine der amüsanteren Blüten. Man hat eigentlich immer den Eindruck, der Wahrheitsanspruch sei nicht nur unredlich (weil intolerant), sondern er sei, was noch viel schlimmer ist, unwissenschaftlich!
Theologen, muss man wissen, sind ja auch nur Suchende! Immer! Und wehe, sie behaupten etwas anderes!
Erwähnte ich schon, dass der Artikel lesenwert ist?

Achja: Interessant finde ich es, dass jemand wie Hermann Häring (jener leidlich bekannte Theologe, der 2001 mit seinem Buch "Theologie und Ideologie bei Joseph Ratzinger" eine "fundierte Analyse und überfällige Kritik einer zu Stein gewordenen Theologie" abliefern wollte) just diesem FAZ Artikel ausgerechnet die Erklärung Dominus Iesus (ebenfalls von 2000) entgegenstellt, der seiner Ansicht nach eine völlig gegensätzliche Theologie zugrundeliegt. Häring fragt darum: "Trägt Ratzinger zwei theologische Seelen in seiner Brust?"
Ich kann mich irren... aber soweit ich weiß, wird Dominus Iesus gerade wegen seines "unerhörten" Wahrheitsanspruches (z.B. das Wesen der Kirche betreffend) gerügt. Wo ist dann also der Widerspruch zu dem FAZ Artikel?
Natürlich kondensiert Härings Gedanke am Ende darauf, dass er das Wort "Aufklärung" im FAZ Artikel gelesen hat und es in Dominus Iesus vermisst... viel mehr ist es nicht. Aber für Häring ist es ein Baustein in seiner Generalabrechnung. Zu seinem neuen Buch zum gleichen Thema (2009) hat übrigens H. Küng das Vorwort geschrieben...


PS. Da das gerne missverstanden wird, eine kleine Anmerkung zum Begriff der Evolutionstheorie, den Ratzinger in diesem Artikel auch behandelt: Er diskutiert hier nicht jene für die Biologie grundlegende Theorie der gemeinsamen Abstammung aller Arten durch Mutation und Selektion (in Fachsprech könnte man sagen: Änderung der Allelfrequenz mit der Zeit), sondern meint, wie er es selber auch sagt, "die Evolutionstheorie, wo sie sich zur philosophia universalis auszuweiten anschickt". Also eine Art Evolutionismus wie er z.B. bei Richard Dawkins oder Daniel Dennett anzutreffen ist. Das ist eine sehr wichtige Unterscheidung (Ratzinger spricht daher auch vom evolutionären Ethos). Auch hebt Ratzinger ganz richtig hervor, dass die Frage nach dem Schöpfer von der Naturwissenschaft im Grunde garnicht tangiert wird und werden kann. Die Biologie beschäftigt sich, wie alle Naturwissenschaften, nur mit der Empirie; der Schöpfergott ist nicht Teil dieser. Was Joseph Ratzinger über die biologische Evolution, auch im Hinblick auf die Evolution des Menschen, denkt, ist ganz hervorragend nachzulesen in seinem Artikel "Schöpfung - Gnade - Welt" (in: ders., Dogma und Verkündigung, Herder 1973, 147-160).

Offtopic

Was ist Fort-Schritt?
Da in den letzten Tagen verschiedene Blogs (die ich selbst schon sehr lange mit Freuden lese) auf mich verlinkt haben (danke an euch!), will ich jetzt einfach mal offiziell "hallo" sagen.

Hallo.


Ich habe bis vor ein paar Jahren schonmal lange Zeit gebloggt, seit dem aber keine Zeit mehr gehabt. (Mehr Zeit hab ich jetzt zwar auch nicht, aber...)


Warum ich katholisch bin hat viele Gründe.
Einen hat Chesterton gut auf den Punkt gebracht:

"The Catholic Church is the only thing which saves a man from the degrading slavery of being a child of his age."
.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Das Symbol der Katholiken?

Ave mantica?
Noch einmal mache ich mir den Katholikentag zum Thema. Doch diesmal geht es nicht um mutmaßliche Zentralbegriffe katholischer Identität, sondern um Symbole.

Stolz heißt es auf der Homepage des Katholikentages: "Der Rucksack ist das Zentrale [sic!] Symbol des 98. Deutsche Katholikentag [sic!] in Mannheim."
Natürlich ist damit die Aufbruchsthematik als Logo gefasst, aber eine gewisse vieldeutige Wahrhaftigkeit, die vielleicht mehr transportiert, als es die (der deutschen Grammatik offenbar unkundigen) Autoren beabsichtigt haben, ist dieser Formel m.E. nicht abzusprechen.

*räusper*

1) Es ist eigentlich schon ein Skandal für sich, dass ausgerechnet ein rotes Stück Kunststoff, frei von jeglichen christlichen oder gar katholischen Erkennungszeichen (Kreuz, Fisch, XP, whatever), für eine so gigantische, einzigartige und durchaus traditionsreiche Veranstaltung Verwendung findet, die von ihrem Wesen her das ganze Spektrum katholischen Daseins (in Deutschland) sichtbar machen will.
Der Mangel an christlichen Erkennungsmerkmalen ist freilich nur konsequent, wenn man, wie hier geschehen, den Rucksack selbst zum Symbol erklärt, statt ihn, was m.E. sachdienlicher und überhaupt richtiger wäre, als Gebrauchsgegenstand und Mitnehmsel zu charakterisieren. Damit wird aber, so scheint mir, quasi subliminal, immerhin etwas Bedrückendes eingestanden. Und das bringt mich zum zweiten Punkt:

2) Dieses "Symbol" sagt: Es ist nichts vorgegeben. Denn was wir vor uns haben ist de facto nur ein leeres Behältnis, das beliebig zu füllen ist, denn ein Rucksack ist nicht sein eigener Inhalt. Das "Symbol des Katholikentages" kommuniziert letztlich eine Inhaltsleere. Womit soll man sie Füllen? Evangelium? Kreuz? Heil? Aufbruch? Der Rucksack scheint mir eher wie eine Einladung, völlig leer und unwissend heranzutreten und den eigenen Rucksack (Herz, Hirn) nach Gutdünken zu füllen.
Hier tritt die andere Bedeutung des Wortes "Symbol" zutage, die den Autoren dieser Farce wohl nicht im Sinn lag: Unsere Glaubensbekenntnisse, sozusagen der Inhalt unseres Glaubens (für die Theologen: fides quae creditur), heißen auf Griechisch Symbola (singular: Symbolon; wovon sich unser Wort Symbol herleitet). Ein Symbol war in der Antike und für die ersten Generationen von Christen also ein Erkennungszeichen, etwas das Identität vermittelte. Es war ein Bekenntnis!
Und so wird nun hier der Sinn des Wortes im Handumdrehen in sein Gegenteil verkehrt: Es meint keine Inhalte mehr, kein Bekenntnis, noch nicht einmal mehr ein Zeichen für das, wofür wir stehen... sondern nurnoch eine leere (man könnte auch sagen: "unvoreingenommene" oder "ergebnisoffene") Hülle. Nun denn, liebe Mitmenschen: Versammeln wir uns unter dem Symbol des roten Rucksacks!




Als konkretes Gegenbeispiel, wie man es besser machen kann, mag das erst kürzlich veröffentlichte Logo des Weltjugendtages 2013 in Rio de Janeiro dienen, das die Botschaft (den identitätsstiftenden Inhalt) vermittelt: Christus im Herzen!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Wer "Toleranz" fordert...

War dieser Mann dogmatisch oder tolerant?









... der hat oft eine ganz "eigene" Vorstellung davon, was das bedeutet. Und oft beinhaltet sie etwas anderes, als das, was die Semantik nahelegt.
Wenn ich etwas toleriere, dann muss ich dem nicht zustimmen. Ich muss es nicht einmal verstehen und mir schon gar nicht zu eigen machen, was ich toleriere. Wer etwas toleriert, der lässt zu, dass etwas geschieht. Er kann es werten, aber er sollte, so er "tolerant" sein will, es nicht hindern oder ändern, sonst ist er nicht mehr tolerant.

Von der Wortbedeutung her, kann ich also problemlos Vieles tolerieren, auch wenn ich selber damit nichts anzufangen weiß oder es vielleicht sogar als eher inopportun oder für den jeweiligen Anlass als nur suboptimal geeignet betrachte.

Mir geht eine kleine Episode nicht mehr aus dem Kopf, die seine Eminenz Kurt Kardinal Koch vor nun bald zwei Wochen beim Internationalen Symposion zur Theologie und Spiritualitöt von Joseph Ratzinger beiläufig erzählte. Der Kardinal berichtete davon, wie er, noch in seinen Bischofsjahren in Basel, während eines Gottesdienstes mit Firmungen, sich vor der Spendung derselben einen Moment zum HErrn im Hochaltar wendete um zu beten. Im Anschluss an den Gottesdienst, so der Kardinal, sei dann jemand zu ihm gekommen und habe sich darüber erbost, dass er den Leuten in jener Minute seinen Rücken zugekehrt habe.
Wohl gemerkt: Er hat die Messe nicht versus Dominum zelebriert, er hatte sich nur eine Minute zum Beten dem HErrn zugewandt.

Eine andere Geschichte, die aber wohl leider schon einen alltäglichen Charakter hat: Der Zelebrant läd die Gemeinde (ca. 15 Leute) ein, sich zum Vaterunser und zur Kommunion um den Altar zu drapieren. Meinereiner sieht zweierlei Probleme sich auftun: 1) Wie es bei derartigen Aktionen üblich ist, sollen alle die Kommunion zunächst auf die Hand gelegt bekommen, um sie dann "gemeinsam" zu verzehren ("gemeinsames Mahl" eben)... Was tut aber derjenige, der, aus Überzeugung und durchaus auch theologisch begründet, die Mundkommunion bevorzugt? Und um das noch zu verschärfen: 2) Was tut derjenige, der, aus welchen Gründen auch immer, nicht an der Kommunion teilnehmen will oder kann oder darf?
Und warum wird der "Ausreißer", der sich an dem Ringelpiez nicht beteiligt, dann regelrecht stigmatisiert und dermaßen verdutzt angestarrt, als habe er gegen die allerheiligsten Spielregeln verstoßen?

In beiden Episoden tritt eindrucksvoll hervor, dass von manchen Leuten, die einen Gottesdienst (ich rede mal noch nicht von einer Heiligen Messe) gedanklich mitvollziehen oder im Voraus "planen", sozusagen schon in der Konzeptionsphase gewisse Dinge ausgeschlossen werden, die aber an sich durchaus gängig, um nicht zu sagen: alltäglich sind. Zum einen ist dies die Hinwendung zum HErrn und das Da-Sein gerade des Priesters für den Dienst vor selbigem (darum: Gottes-Dienst). Zum anderen ist es die schlichte Tatsache der Verschiedenheit von Frömmigkeit und Lebenswirklichkeit der Menschen.

Immer will/soll "man" alles tolerieren und nicht verknöchert, starr, dogmatisch, rubrizistisch oder moralisierend auftreten. Regeln und Grenzen sollen möglichst abgebaut werden. Aber bei näherer Betrachtung fällt auf, dass, wer "Toleranz" im Munde führt, oft eine ebenso klare wie höchst eigene Vorstellung davon hat, wie das "Spiel" zu laufen hat... Und wer sich nicht daran hält, ist raus.

Die verbindlichen Normen der Kirche heißen nicht ohne Grund so. Aber bei der Lektüre fällt doch auf, dass sie erstaunlich viel Spielraum bieten. Anders als das, was heutzutage in manchen katholischen Kreisen anzutreffen ist. Das ist nicht selten schlimmer als jede verbindliche Norm, denn dahinter stehen ganze Philosophien - um nicht zu sagen: Ideologien - und vor allem sehr viele Emotionen, die auf Kratzer und Stupser garnicht gut zu sprechen sind und günstigstenfalls mit Irritation, schlimmstenfalls mit offener Anfeindung reagieren.



There are only two kinds of people, those who accept dogmas and know it, and those who accept dogmas and don't know it.
(Gilbert Keith Chesterton)



PS. Ich vermute, dass es genau wegen der hierbei im Spiel befindlichen Emotionen sinnvoll ist, Normen zu haben: Ein Lehramt, statt unzähliger Lehrämter; ein Unfehlbarer, statt unzählbarer Unfehlbarer...

PPS. Das auf dem Foto ist natürlich Karol Wojtyla. Offenbar tun sich bis dato die Leute schwer damit, ihn in eine Schublade zu packen... je nach Thema wird er als Toleranzapostel oder Mittelaltermoralist beschrieben. Ich für meinen Teil mag ihn einfach nur so wie er ist. :)


Update: Es gibt offenbar sogar Leute, die schon durch die Verwendung einer Bassgeige anstelle einer gotischen Kasel in helle Aufregung versetzt werden können... Schätze beim Anblick eines Manipels würden solche Leute schreiend aus der Kirche rennen... lol.

Johannes von Matha

Im "außerordentlichen" Heiligenkalender (nach dem Messbuch Johannes XXIII.) gedenkt die Kirche heute des heiligen Johannes von Matha († 1213). Er ist Stifter des Ordens der Trinitarier, deren Ziel es war, Christen die in sarazenische Gefangenschaft und Sklaverei gerieten, loszukaufen. Die ungewöhnliche Bezeichnung des Ordens geht auf eine Vision zurück, die der Heilige bei seiner ersten selbst zelebrierten Heiligen Messe hatte: er sah die Heiligste Dreieinigkeit.

In Zeiten wie diesen, in denen in vielen gerade muslimischen Ländern die Christen verfolgt werden (Syrien, Nigeria, Ägypten, Indien...), ist dieser Heilige, der nicht an der Not seiner Brüder vorbeischauen konnte, für uns sicher kein schlechtes Vorbild. Was können wir heute tun um unsere Brüder "loszukaufen" aus ihrer Oppression?

Freitag, 3. Februar 2012

Aus Anlass seines Namenstages





Als die Juden prüften, ob er Gott wäre, haben sie gezeigt, dass er Mensch war.
(Blaise Pascal)